Wohin du auch fliehst - Thriller
Finger, als er mich am Fußknöchel packte. Ich trat so heftig nach ihm, wie ich konnte, traf ihn mit dem Joggingschuh irgendwo, sodass er aufschrie.
Währenddessen drehte ich mich um, sprühte und betätigte dabei das Feuerzeug.
Die Flamme schoss durchs halbe Wohnzimmer und über seinen Körper. Er lag auf dem Rücken. Ich sah seine Augen, den Schock, die Angst darin, bevor ich direkt auf sein Gesicht zielte. Dann war er nur noch eine in Flammen gehüllte Silhouette, die mit den Händen vor dem Gesicht nach hinten fiel und mit den Armen fuchtelte. Ich dachte, er würde verstummen, doch er schrie. Sein Mund stand in Flammen und der Ton, der herauskam, war das Schrecklichste, was ich je gehört hatte.
Auch meine Hände brannten, ich ließ die Dose fallen.
Für einen Augenblick stand ich da und fragte mich, ob ich etwas unternehmen sollte, als er auf den Teppich fiel und sich hin und her rollte, wie ein Verrückter krümmte. Die Flammen waren erloschen, er lag still da, sein Gesicht war verkohlt, sein Hemd ruiniert.
Ich atmete laut aus und schluchzte, als ich Schritte auf der Treppe hörte, die lauter und hämmernder als der Regen waren, der gegen die Fenster schlug, lauter als der piepende Rauchmelder über mir. Dann flog die Tür auf. Ich drehte mich um und sah die Umrisse, die durch die Tür kamen. Es waren nur zwei, nur zwei in Uniform – was würden sie denken? Noch nie zuvor war ich so dankbar gewesen, zwei Menschen zu sehen.
Ich ging auf dem Teppich in die Knie und brach in Tränen aus.
Mittwoch, 4. März 2009
Ich saß vor dem Hauptgebäude auf einem Mäuerchen und sah zu, wie er über den Parkplatz rannte, nach einer Verkehrslücke suchte, es dann riskierte, sich zwischen den Autos hindurchzuschlängeln, und zögerte, als die Ampel umschaltete.
Als er endlich vor mir stand, war er völlig außer Atem.
»Hi, bin ich zu spät dran?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Es gibt eine Verzögerung – vor halb geht es nicht los. Alle stehen noch draußen im Flur und warten.«
»Ist sie drin?«
»Ja.«
Er küsste mich flüchtig auf die Wange und dann noch einmal ausgiebiger. Seine Finger fühlten sich kühl an.
»Stuart, du bist nervös.«
»Ein bisschen, du nicht?«
»Ein bisschen.«
»Komm, wir gehen rein. Lass es uns hinter uns bringen!«
Sam Hollands wartete schon drinnen auf uns.
»Wie geht es Ihnen, Cathy?«, fragte sie. Sie sah adrett aus in ihrem schicken Hosenanzug und mit ihrer neuen Frisur. Sie hatte am Vormittag ausgesagt.
»Gut, danke.«
»Der Beginn wurde ein wenig verschoben«, sagte Sam zu Stuart. »Mr Brightman fühlt sich offenbar mal wieder nicht so gut.«
»Was für eine Überraschung.«
Ich hörte nur halb auf das, was sie sagten, warf einen prüfenden Blick in den Wartebereich, sah den Leuten zu, die kamen und gingen, und hielt nach ihr Ausschau. Wo war sie? Sie sollte hier sein.
»Sam, wo …«
»Sie ist auf die Toilette gegangen.«
Stuart hielt noch immer meine Hand. Er küsste sie. »Geh zu ihr!«, sagte er. »Wir sehen uns im Gerichtssaal. Schau ihn nicht an. Schau zur Not mich an.«
»Geh ruhig schon mal rein, es ist alles in Ordnung, ehrlich.«
Er ging durch die Tür, suchte nach einem Sitzplatz im Publikumsbereich. Der Gerichtssaal füllte sich langsam.
»Ich gehe besser auch schon mal rein, oder wollen Sie, dass ich noch bei Ihnen bleibe?«, sagte Sam.
»Nein, gehen Sie, ich suche nach ihr.«
Sie zögerte einen Augenblick. Der Gerichtsdiener drückte sich an der Tür herum und wirkte nervös.
»Den kriegen wir dran!«, sagte sie.
Ich lächelte, und sie ging hinein.
Auf der Damentoilette stand Sylvia vor dem Waschbecken und starrte in den Spiegel. »He«, sagte ich.
Sie hatte sich bemüht, ihr Gesicht mit ein wenig Make-up aufzufrischen, doch sie war immer noch schrecklich blass.
»Catherine, ich habe Angst«, sagte sie.
»Ich weiß.«
»Du warst gestern so mutig. Sie haben dir zugehört.«
»Sie werden auch dir zuhören.«
Ich sah, wie sich ihr Gesicht in Falten legte, ging einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. Sie zitterte, ihre Schultern waren steif vor Angst.
»Alles ist gut« sagte ich. »Es ist okay, dass du Angst hast. Aber weißt du was? Er hat noch mehr Angst als du. Du bist jetzt diejenige, die die Macht hat. Er kann uns nichts mehr anhaben. Das müssen wir noch hinter uns bringen, und dann wird alles gut.«
Sie trat einen Schritt zurück und tupfte ihre Augen mit einem Taschentuch ab. »Ich weiß, ich weiß. Du hast ja recht.
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