Wohin du auch fliehst - Thriller
den Mann mit dem Rucksack zum Wagen rennen sah. Ein Mann im Kapuzenshirt und Lee waren ihm dicht auf den Fersen. Lee rief irgendwas und warf sich dann auf den Mann mit dem Rucksack. Beide gingen zu Boden, dann öffnete sich plötzlich wieder die Tür, und zwei weitere Männer rannten heraus.
Wenn ich heute darüber nachdenke, glaube ich kaum, dass ich damals begriff, was da vor sich ging. Erst als ich sah, dass Lee in seine Tasche langte, etwas herauszog, das wie ein Kabelbinder aussah, und dem Mann damit die Hände auf dem Rücken fesselte, während der Mann im Kapuzenshirt von Lees Kumpels von der Straße zurückgeschleift wurde, dämmerte es mir plötzlich, dass es sich hierbei um eine Art Festnahme handeln musste.
Lee war gerade dabei, den Mann mit dem Rucksack zu verhaften.
Montag, 24. Dezember 2007
Das ist der Tag, an dem alles furchtbar schiefging. Der Tag, an dem meine zerbrechliche Welt in Scherben fiel.
Ich war um vier von der Arbeit gekommen. Vorher hatte ich an einer Stellenausschreibung für unser Warenlager gearbeitet, das neben der Zentrale des Pharmakonzerns gebaut worden war, für den ich arbeitete. Das Lager sollte im April eröffnet werden, und die meisten Führungskräfte hatten wir schon. Jetzt fehlten nur noch die Aufseher und Arbeiter, die wir aus der direkten Umgebung rekrutieren wollten. In den ersten Wochen schalteten wir Zeitungsanzeigen, anschließend wollten wir uns an Personalvermittlungsagenturen wenden.
Ich fuhr mit der U-Bahn bis zur Kingston Street, die Haltestelle lag nur einen knappen Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Ich wählte den Umweg durch die enge Gasse, damit ich von hinter dem Haus aus meine Vorhänge kontrollieren konnte. Dann lief ich ein Stück weit die Talbot Street entlang, bis ich vor meiner Haustür stand. Ich bemühte mich, zwei Tage hintereinander dieselbe U-Bahn-Strecke zu nehmen, und schränkte meine Kontrollen so weit als möglich ein. Morgens brauchte ich ungefähr eine Stunde – und das war mit Sicherheit besser als je zuvor.
Kurz vor der Haustür hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Erstaunt drehte ich mich um. Stuart rannte die Talbot Street rauf.
»Du bist früh fertig«, sagte ich.
»Ja, zum Glück. Wie geht es dir?«
»Gut, danke, und dir?«
Eine Pause entstand. Ich fragte mich, wie ich verhindern konnte, dass er beim Kontrollieren der Tür dabei war.
»Na, was ist? Kommst du mit hoch auf einen Drink?«
»Was? Jetzt?«
»Ja, jetzt.«
»Ich wollte gerade – äh.«
»Komm gleich mit rauf, komm schon!«
Als wir im Flur standen, ließ er mich einmal die Tür kontrollieren, und wartete ungeduldig daneben.
»Hier liegt was für dich«, sagte er und zeigte auf den Tisch im Flur.
Ich biss die Zähne zusammen, weil er mich unterbrochen hatte. Wenn er so weitermachte, würden wir noch die ganze Nacht hier stehen. »Lass mich das eben zu Ende bringen, dann sehe ich es mir an.«
Natürlich ging, kurz bevor ich mit meiner Kontrolle fertig war, die Tür zu Wohnung Nr. 1 auf, und Mrs Mackenzie tauchte in pinkfarbener Blumenschürze und Pantoffeln auf. »Cathy, bist du das?«
»Und ich«, sagte Stuart.
»Oh, wie nett! Sie beide zusammen.« Sie starrte mich an, wie sie es normalerweise tat, wenn sie mich bei der Türkontrolle erwischte. Wir standen einen Augenblick verlegen herum und sahen uns an.
»Gut, ich kann ja schlecht den ganzen Tag mit Quasseln verbringen«, sagte Mrs Mackenzie schließlich. »Sonst komme ich zu gar nichts mehr.«
Sie ging wieder hinein, und Stuart und ich sahen uns an. »Macht sie das bei dir auch?«, flüsterte er.
Ich nickte. »Erwähne bloß Weihnachten nicht, sie mag das nicht.«
»Ich weiß. Diesen Fehler habe ich schon letzte Woche gemacht. Hier, die Nachricht für dich.«
Es war ein Formular, auf dem mein Name stand. Anders als sonst, wo angekreuzt wird, was Sache ist, standen oben nur ein Name – Sam Hollands –, eine Handynummer, eine Festnetznummer und eine Nachricht.
Bitte dringend auf dem Polizeirevier anrufen
Er reichte sie mir, bevor ich richtig schalten konnte. Aufgrund der Unterbrechungen war die Tür noch nicht richtig kontrolliert, und ich musste von vorne beginnen.
»Die Tür ist zu, Cathy«, sagte er freundlich, als er mein Gesicht sah. »Wir können nicht die ganze Nacht hier rumstehen. Komm, lass uns was trinken.«
»Ich kann doch jetzt nicht einfach gehen.«
»Doch, kannst du. Komm schon.«
»Wieso hast du es plötzlich so eilig?«
»Ich habe es nicht eilig«, sagte er.
Er
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