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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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sagte ich.
    Zuerst dachte ich, er hätte mich nicht gehört. Ein paar Minuten später kam er mit der Teekanne zurück und stellte sie vorsichtig in die Mitte des Couchtisches auf Zeitungsbeilagen und Werbebroschüren.
    »Nun, du kannst selbstverständlich gehen, wenn du möchtest. Allerdings hatte ich gehofft, du würdest noch ein wenig bleiben.«
    »Wirklich?«
    »Das sagst du sehr oft«, meinte er und ließ sich neben mir aufs Sofa fallen. »So als würdest du mir nicht glauben.«
    »Auf mich wirkst du wie ein Psychologe«, sagte ich stirnrunzelnd.
    »Ich bin Psychologe.«
    »Ich dachte, du wärst krankgeschrieben?«
    »Warum bist du so sauer?«
    »Weil du mich analysierst.«
    Er versteckte ein Lächeln, indem er sich die Hand vor den Mund hielt.
    »Und weil du deshalb weißt, wie meine Psyche funktioniert, und ich keine Ahnung habe, was du über mich denkst, macht mich das nervös.«
    Er war damit beschäftigt, mir noch eine Tasse Tee einzuschen ken – wohl wissend, dass der – insbesondere wenn er genau die richtige Farbe hatte – verhindern würde, dass ich aufstand und ging.
    »Ich habe dich gestern Abend geküsst«, platzte ich verärgert heraus. Keine Ahnung, was ich damit sagen wollte.
    »Ja«, antwortete er.
    »Ich hatte das Gefühl, in meinem Leben würde sich etwas ändern.«
    Er sah mich mit seinen grünen Augen abwartend an. »Ja.«
    »Ich mache mir bei jeder Veränderung vor Angst fast in die Hose.«
    »Natürlich!«
    »Wie, natürlich? Ist das alles?«
    Achselzuckend ignorierte er meinen gereizten Tonfall. »Es stimmt, jede Veränderung macht zunächst einmal Angst. Aber du hast schon viel überstanden und wirst auch diese Veränderung überstehen, hab ich recht?«
    Mir fehlten die Worte, der Raum schien vor meinen Augen zu verschwimmen. Das lief gar nicht gut. Wie konnte ich vor wenigen Minuten noch so unglaublich glücklich gewesen sein und mich jetzt so verstört fühlen? Ich musste über einen immensen Selbst zerstörungsdrang verfügen.
    »Ich weiß nicht, was du von mir willst«, sagte ich mit kläglicher Stimme.
    Er nahm wieder Blickkontakt zu mir auf, was mir Angst machte, weil ich fürchtete, er könnte sehen, wie ich mich fühlte. Doch was mir wirklich die Sprache verschlug, war der Ausdruck in seinen Augen. »Cathy, es war nur ein Kuss«, sagte er.
    Meine Wangen glühten. »Willst du damit sagen, dass er nichts zu bedeuten hatte?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Warum machen dir unangenehme Gespräche so gar nichts aus?«
    Er lachte. »Vielleicht weil ich mehr unangenehme als angenehme Gespräche führe.«
    Ich hatte das Gefühl, dass er, egal, was ich sagte, immer eine schlaue Antwort parat haben würde, also biss ich mir auf die Zunge. Blickkontakt: noch so etwas, worin er sehr gut war. Diesmal gewann er den Kampf. Ich hatte Angst, in Tränen auszubrechen, wenn ich ihm zu lange in die Augen sah, also trank ich meinen Tee aus und stellte die Tasse energisch auf den Tisch.
    »Ich sollte jetzt gehen«, erklärte ich. »Danke für das Frühstück, es war sehr gut.«
    Er begleitete mich zur Tür. »Du bist immer willkommen«, sagte er.
    Stuart hatte recht, natürlich hatte er das. Es war nur ein Kuss, nur ein Gespräch, nur ein Frühstück. Als ich die Tür, die Fenster, die Küchenschubladen und alles andere überprüft hatte, überdachte ich meine Worte noch mal und fragte mich, was mir daran so schwer verständlich war.
    Mittwoch, 7. Januar 2004
    »Hallo, meine Schöne.«
    »Verdammt, Lee, ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen!«
    Ich stand auf dem eiskalten Parkplatz meines Büros und lag schon in seinen Armen, noch bevor ich den Satz zu Ende bringen konnte. Es war spät geworden, und ich erwartete mir nichts weiter, als im Schneckentempo durch den Berufsverkehr nach Hause zu fahren, als er plötzlich neben meinem Auto wartete. Der Parkplatz war nur schlecht beleuchtet, er lag im Halbdunkel.
    Er küsste mich langsam und intensiv.
    »Was machst du hier?«, fragte ich.
    »Ich bin früher fertig geworden«, sagte er. »Ich wollte dich überraschen. Lass uns irgendwo hinfahren.«
    »Könnte ich noch kurz zu Hause vorbeischauen und mich umziehen?«
    »Du siehst doch auch so perfekt aus.«
    »Nein, im Ernst, ich habe den ganzen Tag gearbeitet und würde mich gerne umziehen …«
    »Steig ein!« Er hielt mir die Tür eines Wagens auf, der direkt hinter meinem parkte.
    »Hübsches Auto«, sagte ich und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. »Was ist mit deinem?«
    »Ich komme direkt von

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