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Wohin mit mir

Wohin mit mir

Titel: Wohin mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Damm
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gleich zweifach, tritt man ein, wirft ein Spiegel ihn zurück. Nein, entgegne ich, der Transport über die Alpenpässe sei damals zu unsicher und der auf dem Seewege zu teuer gewesen. Goethe habe, als er Rom verließ, seine Juno Ludovisi der Malerin Angelika Kauffmann geschenkt. Erst 1823, über dreißig Jahre später, sei er wieder in den Besitz eines Abgusses gelangt, ein Geschenk des Berliner Staatsrats Schultz. Vom erhabene einzige Götterbild schreibt Goethe in einem Dankbrief. Nun seh ich es wieder täglich und immer mit neuem Eindruck.
    Fulio fährt mit seinem Rollstuhl in den nächsten Raum. Wir folgen ihm. Ob überhaupt belegt sei, daß der große Goethe in dieser Casa gelebt habe? Ich erzähle von dem Libro delle Anime , einem Straße um Straße und Wohnung um Wohnung erhaltenen Register der Kirchengemeinde Santa Maria del Popolo, das bis ins Jahr 1601 zurückreicht. In diesem Register sei Goethe – er kam unter dem Pseudonym Kaufmann Jean Philippe Möller aus Leipzig nach Rom – unter dem Datum 1787 , Seitenzahl p. 97 , laufende Nummer 19 mit anderen Künstlern zusammen als Bewohner im sudetto piano als Sig. Filippo Miller Tedesco pittore … verzeichnet. Fulio sieht mich ungläubig an. Der Beweis, sagt er. Und ich hole die beiden 1997 erschienenen Bände »… endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt! Goethe in Rom«, herausgegeben von Ursula Bongaerts und Konrad Scheurmann, schlage im ersten Band die Seite 209 auf, wo im Ergebnis der Forschungen von Christoph Luitpold Frommel das alte Bewohner-Register, das Libro delle Anime , veröffent
licht ist und der besagte Eintrag steht. Fulio verlangt eine Lupe. Ich hole sie. Er brauche sie nicht mehr, sagt er, als ich zurückkomme, Anna habe es ihm vorgelesen, er verlasse sich auf sie.
    Aber welches sei nun der Raum, in welchem Goethe gelebt habe, insistiert er weiter, das heutige Haus sei doch ein anderes als das damalige. Dazu habe Frommel das Catasto Gregoriano von 1824 herangezogen, es erlaube die genaue Lokalisierung. Das Haus, das Goethe vorfand, sei in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet, ein großes Eckhaus. Es lag im Bezirk Campo Marzio, einem der vierzehn rioni (Stadtbezirke) von Rom. Allerdings habe es aus drei getrennten Häusern bestanden, im Kellergewölbe und im ersten Mezzanin könne man an den erhalten gebliebenen Tuffmauern die Parzellierungen noch sehen; zu Goethes Zeit trug es den Namen Casa Moscatelli. Bis 1833 hatte das Haus zwei Eingänge. Erst danach erfolgte der Umbau zur heutigen Gestalt. Vielfach wechselten die Besitzer. Der letzte war die Diözese von Civita Castellana, von ihr hat 1990 der AsKI, der Arbeitskreis der selbständigen Kultur-Institute Deutschlands, die Räume für die Einrichtung des Goethe-Museums gekauft.
    Fulio ist zufrieden. Sind wir jetzt in Goethes Zimmer, will er wissen. Das Künstleratelier des Malers Tischbein umfaßte zwei Räume und ein Gästezimmer, in dem der Ankommende wohl zunächst wohnte. Er begehrte von mir ein Klein Stüpgen, wo er in Schlaffen und gehindert in arbeiten könnte … notiert Tischbein. Die Stube war nicht heizbar. In meinen weiten Mantel eingewickelt, und meinen Feuernapf bei mir ,
heißt es in den Wintermonaten in einem Brief nach Weimar. Ende Februar 1787 verließ Goethe Rom, besuchte Neapel und Sizilien. Als er Anfang Juni allein zurückkehrte, zog er zunächst wieder in sein Klein Stüpgen , dann aber am 5. Juli – Tischbein weilte noch in Neapel – in dessen Räume. Tischbein ist fort, sein Studium aufgeräumt, ausgestäubt und ausgewaschen, so daß ich nun gerne drin sein mag … Als Tischbeins Ankunft bevorsteht, sich aber mehrfach verzögert, mietet Goethe im März 1788 kurzerhand ein darüber gelegenes, ähnlich geschnittenes Appartement, in dem er die Wochen bis zu seiner Abreise mit dem Maler Kniep und dem Komponisten Kayser zusammenlebt. Während er aus seinem Stüpgen auf die Via della Fontanella sah, aus Tischbeins Saal dagegen auf die Via del Corso und den gegenüberliegenden Palazzo Rondanini, hatte er aus seinem letzten Quartier einen weiten Ausblick; die oberen Räume waren den unteren gleich, die hintere Seite hatte jedoch den Vortheil einer allerliebsten Aussicht über den Hausgarten und die Gärten der Nachbarschaft, welche, da unser Haus ein Eckhaus war, sich nach allen Seiten ausdehnten.
    Fulio ist zufrieden. Nach all den Erklärungen und dem Rundgang begrüßt ihn die Leiterin der Casa di Goethe, er zeigt sich von der heitersten

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