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Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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Schnee.
    „ Aber?“
    „ Aber ich wollte es bislang noch nicht.“
    „ Und warum nicht?“
    Wenn Thomas mich damit behandelte, würde alles verschwinden. Nicht nur die grauenhaften Bilder aus der Scheune, auch alles andere. Restlos.
    Bei Bree hatte er es gemacht, gleich, als ich sie nach Hause brachte. Ich schnappte sie, während das Chaos um uns noch tobte, die Schüsse hatten die Truppen mobilisiert, und verfrachtete sie in den Hummer.
    Dieser Gedankenreiniger hatte wirklich gut bei ihr funktioniert. So gründlich, dass es ihr sogar die Schwärmerei für mich ein für alle Mal aus dem Kopf trieb. Nachdem ich sie bei Thomas in guten Händen wusste, verpisste ich mich. Irgendein Flieger verfrachtete mich irgendwo ans Ende der Welt. Dass es die Bahamas waren, merkte ich erst drei Tage später. Nachdem ich mich mit Mojitos und Daiquiris fast um den Verstand gesoffen hatte.
    „ Nicht alles an diesem Fall war so schlimm, dass ich es vergessen wollte.“ Diese Antwort klang schon nicht mehr so abweisend.
    Wieder huschte dieses unverwechselbare, einzigartige Lächeln über sein Gesicht. Und noch immer hatte es seine Wirkung auf mich nicht verloren. Trotz der eisigen Kälte wurde mir warm.
    „ Wie geht es dem Kleinen?“, lenkte ich ab, bevor ich mich wieder von ihm einwickeln ließ.
    Er sah sich um. „Da hinten läuft er. Frag ihn selbst.“
    Ich drehte mich ebenfalls um und sah einen dunkelgrauen Schatten zwischen den Gräbern herumspringen. Ich pfiff einmal scharf durch die Zähne. Sandro preschte heran und sprang schwanzwedelnd um mich herum. Dann legte er seine Vorderpfoten auf meinen Bauch. Ich strubbelte seinen weichen Kopf, die schmalen Schultern, die braungrünen Augen leuchteten freundlich.
    „ He Bello, du bist groß geworden. Wie geht es dir?“
    Mensch, Shane, schön dich wieder zu sehen. Mir geht es wirklich gut, die Brüche sind alle verheilt. Ich bin stärker geworden und schneller. Bald beginnt meine Ausbildung, ich werde Dämonenjäger wie Cruiz.
    Aufgeregt begann er zu fiepen und zu hecheln, ich musste lachen und schob ihn von mir.
    „ Langsam Dämonenjäger, ich glaube, du musst erstmal diesen Wandelkram richtig beherrschen, oder?“
    Ja, ich weiß. Ich schaff es jetzt schon für zwei Stunden am Stück.
    „ Zwei Stunden? Du wirst den Rest auch schon schaffen, Kleiner, da bin ich sicher.“
    Von Thomas wusste ich, dass es Sandro immer besser gelang, über einen längeren Zeitraum seine menschliche Gestalt zu halten. Der Prozess war langwierig und kostete viel Kraft. Und niemand konnte sagen, wie sich sein dämonisches Erbe entwickeln würde, das auch noch in ihm schlummerte.
    Ich war froh, dass er auf der Seite der Guten kämpfen würde.
    Sandro verschwand wieder zwischen den Gräbern, jagte den Flocken nach. Ich sah ihm hinterher, bis er vom Schneegestöber verschluckt wurde. Das weiße Treiben war dichter geworden. Ich sah hinauf in den grauen Himmel, dort hing eine Menge Schnee. Wenn ich zu meinem Vater wollte, musste ich los.
    „ Du kümmerst dich gut um ihn, ja?“
    Cruiz nickte nur. Dann drehte er sich langsam um und ging, müde, mit hängenden Schultern, dem kleinen Wolf hinterher.
    Ich blieb einfach da stehen, sah ihnen nach. Spürte, wie Schneeflocken auf meinen Kopf fielen, wie sie in meinem Gesicht schmolzen, sah meinem Atem nach, wie er als weiße Wolke in den Himmel hinaufstieg.
    Dann fiel mein Blick auf den kalten Grabstein, der auf einem kalten weißen Grab stand. Und da wusste ich es. Das Leben war zu kurz.
    Ich holte tief Luft …
    … und plötzlich ritt mich wieder mal der Teufel.
    „ Fiffi, hierher! Platz!“
    Cruiz’ Kopf flog zu mir herum. Und da war es wieder – das Leuchten seiner honiggoldenen Augen.

    Ende

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