Wolf inside (German Edition)
für mich zu tun. Es war schon längst Mittagszeit vorbei, und ich hatte mächtig Kohldampf. Also plünderte ich den Kühlschrank, zauberte zwei riesige Sandwiches mit allem Drum und Dran. Ich fand Roastbeef und Käse, Salat und den leckeren Senf. Ich stapelte alles schön übereinander, zum Schluss verzierte ich das Ganze noch mit ausreichend Majonäse, fertig.
Dann packte ich alles in zwei Servietten und drückte Cruiz eines davon in die Hand. „So. Jetzt können wir verschwinden.“
*
Das Festkomitee hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Die alte Scheune war nicht wieder zuerkennen.
An den Wänden und unter dem Heuboden hingen Girlanden, der Boden war blitzsauber gefegt, kein Strohhälmchen lag auf der Erde. Abel hatte schon lange kein Vieh mehr, das er versorgen musste, deswegen war die leere Scheune ideal zum Feiern. An der rechten Wand standen Tische mit weißen Decken, dort sollte wohl das Büfett aufgebaut werden.
Auf der anderen Seite stand das kleine Podium der Kapelle. Ein paar Jungs aus dem Städtchen hatten eine kleine Band gegründet, sie waren gar nicht mal so übel. Wenn man Country und Westernmusik mochte. Mit Strohballen in den Ecken, auf denen man sitzen konnte, hatte man versucht, das Ganze rustikal-gemütlich zu gestalten. Ich fand es wieder mal gelungen.
Wir standen in der Mitte auf der provisorischen Tanzfläche und sahen uns um. Von dem ganzen Gerätekrempel hatten wir noch nichts mitgebracht. Bis das Fest beginnen sollte, waren es noch gut zwei Stunden, Zeit genug, uns etwas Passendes auszudenken.
„ Wir werden die Scheune durchsuchen, hier sind überall Winkel und Ecken, in denen man sich prima verstecken kann.“ Cruiz übernahm das Kommando.
„ Ich wünschte, Fiffi wäre hier“, maulte ich. „Ist der nicht auf Dämonen abgerichtet? Ist dir schon mal aufgefallen, dass der nie da ist, wenn es brenzlig wird? Wie macht der das?“
Dazu gab er keinen Kommentar ab, aber er bedachte mich mit einem Blick, Junge, Junge!
„ Schon gut! Nimm die Töle ruhig in Schutz, aber ich habe recht.“
Wir trennten uns. Cruiz schlich sich links entlang, ich rechts, am großen Scheunentor vorbei, das jetzt geschlossen war, nur die kleine Tür daneben stand einen Spalt offen.
Plötzlich stand Thomas neben mir. Ich hatte ihn nicht kommen gehört. „Meine Männer sind draußen verteilt, ein paar haben sich ins Gemeindehaus begeben. Bis jetzt ist alles still. Ich sehe mich auf dem Heuboden um. Seid vorsichtig.“
Ich krauchte durch die leere, etwas dämmrige Remise, in der früher wohl mal Pferdewagen gestanden hatten. Für das Fest hatten sie ein paar Tische und Bänke hineingestellt. Hier hinten wurde nicht so gründlich gereinigt, denn ich hatte plötzlich Spinnweben in den Haaren und auf der Schulter. Uha, ich mochte keine Spinnweben.
Unbehaglich sah ich mich um, rechnete damit, dass sich mir dicke achtbeinige Viecher an den Hals schmissen, um mich in die Flucht zu schlagen.
Doch nur ein kalter Hauch wehte mir entgegen, ließ mich frösteln. Mit einem komischen Gefühl im Rücken trat ich den Rückzug an. Mal sehen, was Cruiz gefunden hatte.
„ Shane? Shane?“
Das leise, klägliche Rufen ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen, mein Instinkt warnte vor Gefahr. Cruiz hatte es anscheinend auch gehört, denn er verschwand in einer der alten Boxen und lugte über die Abtrennung herüber.
Ich blieb stehen und sah mich langsam um. Was ich dann sah, ließ mein Blut gefrieren.
Durch die offene Dachluke schien die Nachmittagssonne herein, ihre Strahlen ließen Staubkörner in der Luft tanzen. Am Ende trafen die Strahlen auf ein Still-Leben.
Es war Bree. Sie saß mitten auf einem der Strohballen, mit einem Tuch über ihren Augen. Sie war schon für die Party umgezogen, sie trug einen dunkelroten Rüschenrock und eine kleine weiße Bluse. Ihr Haar war offen, jetzt allerdings völlig zerzaust und mit Strohhalmen gespickt. Sie saß da, als warte sie nur darauf, zum Tanz aufgefordert zu werden.
Wo kam sie her? Ich war nicht blind, wenn sie schon da gewesen wäre, als wir die Scheune betraten, hätten wir sie sehen müssen. Kalte Schauer liefen mein Rückgrat herunter.
„ Bree, ich bin hier. Gleich wird sich alles klären, warte ganz ruhig ab.“ Wenigstens das konnte ich ihr mitteilen.
Ich rührte mich nicht von der Stelle. Wir waren nicht mehr alleine hier, und ich wusste nicht, was passieren würde, wenn ich mich ihr näherte.
Aus der dunklen Ecke der Remise, dort, wo ich gerade
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