Wolf inside (German Edition)
zurückkehrten. Oder herausfinden, wer seinen Boss um ein kleines Vermögen beschiss. War das zu viel verlangt?
Ohne ein weiteres Wort stürmte ich die Treppe hoch, in mein kleines Zimmer unter dem Dach. Meine Klamotten flogen, ich fuhr in meine Laufshorts, die Laufschuhe, zum Glück hatte ich so was immer hier, und schon war ich wieder draußen.
„ Ich muss ’ne Runde laufen. Sonst werd ich irre hier!“, rief ich den beiden zu, die noch immer im Wohnzimmer hockten und die Ereignisse durchkauten.
Ohne mich um ausreichendes Aufwärmtraining zu kümmern, rannte ich einfach los. Zuerst am Bach entlang, setzte über den Zaun und verschwand im Wald. Hier war es ziemlich still, nur der Wind rauschte in den Bäumen. Genau das brauchte ich.
Ich lief und lief, rannte, quer durch das Gebüsch, über Stock und Stein, als sei der Teufel auch hinter mir her. Irgendwie war er das ja wohl auch. Der Teufel, in Frauengestalt, wieder kreisten meine Gedanken nur um diese Dämonentussie.
Auf einer kleinen Lichtung machte ich endlich halt, hockte mich auf den Boden, mitten ins trockene Laub und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Ich war einfach nicht mehr fit genug. Eine Woche dieser Fall, und alles lief aus dem Ruder. Einschließlich meiner Kondition.
Das Handy in meiner Sweatshirttasche vibrierte, nichts ahnend ging ich ran.
„ Hallo, mein Schätzchen, hier ist der liebe Jamie.“
*
Dad lag auf dem Sofa und schnorchelte leise vor sich hin, als ich ziemlich abgehetzt im Haus erschien. Cruiz hockte wieder vor Sandros Platz und sah dem Kleinen beim Schlafen zu. Ich winkte ihn zu mir. „He, du Chief Inspector, komm her, ich weiß was Neues.“
Zusammen verkrümelten wir uns rauf ins Arbeitszimmer. Er verzog sich in den schweren Sessel, ich hockte mich auf den Schreibtisch. An der Tafel dahinter war noch immer meine Zeichnung. Cruiz deutete auf Raimondo und lachte. „So stellst du ihn dir vor?“ Dann fiel sein Blick auf seine Karikatur und er hob die Augenbraue.
Ich zuckte nur die Achseln und stellte endlich die Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigte.
„ Warum ich?“
Er verstand sofort, worauf ich hinaus wollte. Es flammte kurz in seinen Augen auf, dann lehnte er sich im Sessel zurück.
„ Die Wahrheit?“
„ Hm, die Wahrheit?“ Ich rieb mein Kinn, tat, als müsse ich angestrengt nachdenken. „Oh bitte, aber nur, wenn es dir nicht zu viel Mühe bereitet!“ Meine Worte klangen nur ein ganz bisschen sarkastisch. „Ich denke, das wäre wohl langsam mal angebracht, oder?“
„ Okay. Dass ich dich als Privatdetektiv angeheuert habe, war mehr glücklicher Zufall. Es war schon einige Tage nach unserer ersten Begegnung, und ich kam nicht weiter, da bist du mir wieder eingefallen.“
Das hatte ich ja schon vermutet. Es erklärte, wieso ich in diesem mistigen Fall drinsteckte. Wie er mich ausfindig gemacht hatte, ließ ich erst mal ungeklärt.
„ Warum noch?“
„ Weil …“ Er stockte, und das Feuer in seinen Augen brannte heller.
„ Raus mit der Sprache.“ Ich wollte jetzt alles wissen.
„ Lass es mich so sagen: Du willst sie weich und anschmiegsam. Ich will die anderen, die mit dem starken Charakter, die cleveren, die den Ton angeben. Ich will das Machtspielchen. Das turnt mich an, darauf fahr ich ab.“ Er musterte mich, so, als wolle er prüfen, ob ich die Wahrheit auch verkraften konnte. „Und du passtest genau in dieses Bild. Shane, das Alphatier.“ Er lachte leise. „Die Aktion mit den Handschellen, im Paradise, hatte es bewiesen. Das war cool.“
„ Danke“, entgegnete ich trocken.
„ Und dennoch, da war noch etwas anderes, tief in dir drin.“
Oh ja, ich wusste, was er meinte. Aber da ich keine Lust hatte, darauf näher einzugehen, hob ich nur die Hand. „Stopp. Schon klar.“ Für einen Moment sahen wir uns nur an. Ich glaube, wir hatten beide dieselben Bilder vor Augen.
Die Episode im Van. Macht und Unterwerfung.
Und wieder begann ein mittelgroßer Hubschrauber in meinen Eingeweiden zu kreisen. Es war mir klar. Ich würde es wieder tun. Mit ihm. Mit keinem anderen. Niemals.
„ Zuckerschnute hat angerufen“, wechselte ich abrupt das Thema, rutschte auf dem Schreibtisch herum und wischte meine Zeichnungen fort. „Er freut sich auf unser Treffen heute Abend, in der Scheune. Er hat mir einen ‚heißen Tanz’ versprochen.“
Mir rollten sich die Fußnägel, wenn ich an sein klebrig-süßes Gesülze dachte. Als er mir fast in die Wäsche gekrochen war, war es irgendwie
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