Wolf inside (German Edition)
schlimmer war.
„ Komm, nimm deine Waffe, du hast es doch schon einmal getan, es ist ganz leicht“, lockte und säuselte er.
Mir brach der Schweiß aus, er lief über meine Stirn, rann in die Augen. Meine Gedanken rasten, schlugen Haken, wie Karnickel auf der Flucht.
Was sollte ich bloß machen? Was?
Langsam wuchs mir diese verfluchte Sache über den Kopf. Hilf mir Cruiz, verdammt noch mal, dachte ich panisch, tu was, irgendwas! Gleich hatte Jamie die Kontrolle über mich gewonnen, es konnte sich nur um Sekunden handeln.
Mein Mund war knochentrocken, ich blinzelte, mit letzter Gewalt über meinen Körper schaffte ich es, den Kopf etwas zu drehen, zu Cruiz herüber zu blicken.
Schieß auf mich.
Ich wäre zurückgezuckt, wenn ich mich hätte bewegen können. Jetzt war es soweit. Jetzt hatte ich auch noch Halluzinationen, ich hörte seine Stimme in meinem Kopf. Kein Wunder bei diesem Stress.
Sein hypnotischer Blick ließ mich nicht los.
Vertrau mir. Schieß auf mich. Und dann auf Victoria.
Wenn ich gekonnt hätte, ich hätte laut geschrien. Anscheinend hatte ich doch keine Halluzination!
Aber das konnte er doch nicht von mir verlangen! Auf ihn schießen? Auf Victoria? War er jetzt völlig durchgeknallt? Ich konnte doch nicht auf seine Schwester schießen! Das konnte er niemals von mir verlangen! Nicht nach allem, was er über mich wusste.
Doch, du kannst es!
Und während ich wie ferngesteuert handelte, meine Waffe aus dem Hosenbund zog, auf ihn anlegte, versuchte ich verzweifelt, irgendeine Alternative zu finden. Vergeblich.
Er blinzelte mir zu. Lächelte.
Es wird alles gut, ich verspreche es dir.
Und ich … ich glaubte ihm, vertraute ihm.
Thomas neben mir schrie bestürzt auf, als der Schuss peitschte. Was ich völlig verständlich fand, immerhin hatte ich auf seinen Diensthabenden Vorgesetzten geschossen.
Ich hatte auf Cruiz geschossen, aber ich wusste nicht, ob ich traf, mein Revolver ruckte nach links, schoss auf Victoria. Gleichzeitig schien die Luft plötzlich genau dort zu flimmern, wo Cruiz eben noch gestanden hatte.
Eine bläuliche Lichtsäule tauchte alles in gleißende Helligkeit, und locker überwand der Wolf die vier Yards, sprang Jamie zähnefletschend fast aus dem Stand entgegen und riss ihn mit sich auf die Tanzfläche. Dort purzelten sie übereinander, während das Tier sich rasend vor Wut in seinem Hals verbiss. Es knackte wirklich widerwärtig.
Mit einem überraschten Laut auf den Lippen starb die Dämonin, löste sich brodelnd in einen schleimigen Haufen auf. Zugleich klappte Thomas einfach um, als seien seine Beine aus Gummi, die Macht der Dämonin war gebrochen. Auch von Bree kam kein Laut mehr.
Victoria dagegen kippte mit einem dramatischen Aufschrei zu Boden, hellrotes Blut verteilte sich auf dem weißen Kleid, es sah extrem unwirklich aus. Ich hatte auf ihre mir nähere linke Schulter gezielt – und getroffen.
Entsetzt und zutiefst schockiert ließ ich die Waffe fallen, als ich sah, was die Kugel anrichtete. In dem Moment erst wurde mir klar, was ich da fertiggebracht hatte.
Cruiz’ Schwester war von einer Weihwasser gefüllten Silberpatrone getroffen. Was um alles in der Welt hatte ich also getan? Ihr Todesurteil unterschrieben? In allen Horrorfilmen, wirklich in jedem Einzelnen, den ich jemals gesehen hatte, gab es darauf nur eine einzige Antwort. Und die war nichts für zartbesaitete Gemüter.
Ich stürzte schwer atmend zu Victoria, drängte den Wolf mit zitternden Händen zur Seite … Zu spät.
Und jetzt, jetzt endlich schien mein Hirn zu verarbeiten, was es da außerdem noch gesehen hatte.
Ich hatte auf Cruiz geschossen. Dieses merkwürdige, unwirkliche Licht gesehen. Und vor meinen Augen hatte er sich gew…
„ Scheiße, verfluchte! Fiffi!“, brüllte ich.
Ich war fassungslos.
Stinkwütend.
Goldfarbene Bernsteinaugen sahen mich durchdringend an.
Sag noch einmal Fiffi zu mir, und ich beiß dir in den Hintern!
*
Drei Monate später
Es war kalt. Ich schlug den Kragen meiner gefütterten Lammfelljacke hoch und zog die Handschuhe aus der Tasche. Den ganzen Tag über schneite es schon, ganz leicht nur, ein weißer Flaum lag über allem. Noch zu wenig, um alles zu verhüllen, überall sah man noch braune Erde oder kurzes, gelbgrünes Gras. Ich hoffte, es würde richtig schneien. Dicke Riesenflocken, die alles unter einem weißen Teppich verschwinden ließen, alles wieder neu machten.
Wenn ich hier fertig war, würde ich für ein paar Tage zu Dad raus
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