Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
Gabe, ihnen wehrlos ausgelieferte Frauen im Sturm zu erobern. Die meisten Experten hielten das für einen Mythos. Das Ruchlose, Böse hatte schon immer eine gewisse Faszination auf die Menschen ausgeübt, und das Geheimnisvolle besaß seinen ganz eigenen Zauber.
Bis vor wenigen Minuten war Lily noch mit den Experten einer Meinung gewesen.
Aber jetzt …
Nun, was immer zwischen ihr und Turner geschehen war, hätte nicht geschehen dürfen. Das stand außer Frage. Und vor allem war es eigentlich gar nicht möglich. Selbst wenn Lupi irgendeine geheimnisvolle Macht besaßen, müsste sie immun dagegen sein. Die Magie streifte sie üblicherweise nur und kribbelte auf ihrer Haut, aber sie drang weder in ihr Inneres vor noch hatte sie irgendeine besondere Wirkung auf sie.
Dennoch: Was geschehen war, hatte nichts mit normaler Anziehungskraft zu tun – es war zu plötzlich gekommen, mit viel zu großer Intensität. Und er hatte so überrascht ausgesehen. Als sei auch er nicht auf so etwas vorbereitet gewesen …
Lily schüttelte den Kopf, um ihre Verwirrung loszuwerden. All das war nicht so wichtig wie das, was nicht passiert war. Sie hatte einem Lupus-Prinzen die Hand geschüttelt – und trotzdem nicht das typische Kribbeln der Magie gespürt. Und dafür hatte sie absolut keine Erklärung.
Sie klopfte an und öffnete die Tür zum Büro des Captains.
„Schön, dass Sie es einrichten konnten zu kommen, Detective“, sagte Captain Randall trocken.
Lily stutzte und blieb im Türrahmen stehen. Es waren drei Männer im Raum, nicht nur einer.
Frederick Randall saß an seinem Schreibtisch. Der Captain war ein kleiner Mann mit Glatze jenseits der sechzig, dessen Physiognomie sich in der unteren Hälfte seines faltigen Gesichtes zusammenzudrängen schien. Er sah wie ein echter Bürokrat aus – wohlgenährt und nicht allzu pfiffig. Doch dieser Eindruck täuschte.
Die beiden anderen Männer, die ihm gegenübersaßen, trugen Anzüge und hatten von Berufs wegen ernste Mienen.
Sieh an, dachte Lily, das FBI . „Ja, Sir. Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe.“
„Das sind die Special Agents Karonski und Croft vom FBI . Sie interessieren sich für den Fall Fuentes.“
Das hatte Lily sich schon gedacht. Sie grüßte die Männer mit einem sehr zurückhaltenden Nicken, denn sie wusste nicht, ob Randall sie über ihre besonderen Fähigkeiten aufgeklärt hatte.
Die Vertreter des FBI machten Anstalten, sich zu erheben. Randall winkte ab. „Bleiben Sie bitte sitzen!“
Er hatte zwar das Hauptbüro, aber es war weder besonders groß noch luxuriös. Der einzige freie Stuhl war aus Holz und stand rechts vom Schreibtisch des Captains, sodass Lily seitlich von ihm und den beiden Männern Platz nehmen musste.
Der Mann, der ihr am nächsten saß, hatte schöne Zähne, eine noch dunklere Haut als Mech, ein freundliches Lächeln und eine ziemlich hohe Stirn.
„Ich bin Martin Croft“, sagte er. „Wie ich Ihrem Captain bereits erklärt habe, wollen wir Ihnen den Fall nicht entziehen …“
„Obwohl wir es könnten.“ Der andere Mann lächelte nicht.
„Karonski“, stellte er sich Lily vor.
Der Captain schnaubte. „Das müssen Sie mir erst mal beweisen!“
„Mord mit magischem Hintergrund ist eine Straftat, die in unsere Zuständigkeit fällt.“
Lily bemühte sich, höflich zu bleiben. „Äh … mit magischem Hintergrund? Fuentes wurde mit Hilfe von Zähnen getötet, nicht mit einem Todeszauber.“
„Dem Captain zufolge wurde er von einem magischen Wesen getötet“, entgegnete Karonski. „Das bedeutet Mord mit magischem Hintergrund.“
Sie zog die Augenbrauen hoch. Der Captain reagierte direkter: „Blödsinn! Selbst wenn Sie die Geschworenen davon überzeugen können, dass ein Mord, der von einem Andersblütigen begangen wurde, ein Mord mit magischem Hintergrund ist, würde der Richter eine Verurteilung ablehnen.“
„Vielleicht.“ Karonski musterte Lily abschätzig. „Sie ist jung.“
„Nicht so jung, wie sie aussieht, und sie ist absolut qualifiziert. Außerdem hat sie Verbindungen zu … äh … zur übernatürlichen Gemeinschaft, was sich als höchst nützlich erweisen könnte. Ist das Ihr Bericht, den Sie da in der Hand haben, Yu?“
Er hatte es ihnen also nicht gesagt. Eigentlich hatte sie das auch nicht erwartet. „Ja, Sir.“ Lily beugte sich vor und gab ihm ihren Bericht.
„Es gibt hier offenbar Unstimmigkeiten“, bemerkte Croft trocken. „Da dies seit der Entscheidung des Obersten
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