Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
wissen, dass sie mit ihm sprechen wollte, bevor sie Randall aufsuchte. Sie ging zielstrebig auf die große Kaffeekanne zu.
Sean Brady schaute grinsend von der Akte auf, in der er gelesen hatte, und heulte wie ein Wolf.
„Verdammt noch mal!“, schimpfte die Frau an dem Schreibtisch neben ihm. „Lass das gefälligst bleiben! Dich wird niemand, aber auch wirklich niemand, für einen Lupus halten!“
T.J. streckte den Kopf aus seinem Büro. „Hat jemand mein … Oh, hallo Lily!“ Er grinste und sah Brady vielsagend an.
T.J. war Polizist geworden, als Gott noch ein junger Hüpfer war, und fast ebenso lange war er schon Detective. Er hatte Haare wie der Weihnachtsmann, eine Brille mit Goldrand, ein Gesicht mit mehr Falten als ein Basset und einen grauenhaften Humor. Lily nahm sich vor, ihren Platz sicherheitshalber nach Furzkissen und ähnlichen Scherzartikeln abzusuchen.
„Hat jemand Mech gesehen?“, fragte sie. Die Kaffeekanne war fast leer. Das war sie eigentlich immer. Sie hatten im Kollegenkreis vereinbart, dass derjenige, der sich den letzten Schluck eingoss, die nächste Kanne kochte, und so versuchte jeder, ein paar Tropfen übrig zu lassen. Lily schüttete den kleinen Rest der dunklen Brühe in eine Tasse, auf der stand: „ UFO s gibt es wirklich – die Air Force ist eine Täuschung.“
„Du richtest wahrhaftig noch das Wort an uns armselige Wichte?“, fragte Brady. „Müssen wir voll Demut das lockengekränzte Haupt neigen, bevor wir das Wort an dich richten?“
Lily verdrehte die Augen. „Der Himmel steh uns bei! Brady hat wieder einen Blick in sein poetisches Wortschatzkästlein geworfen.“
„Ich dachte nur. Du verkehrst doch jetzt mit seiner königlichen Hoheit, dem Prinzen.“ Er heulte abermals.
„Kann ihm mal jemand einen Maulkorb anlegen?“ Lily ging auf die Ecke zu, die sie als ihr Büro zu bezeichnen pflegte. Es war nur eine Nische am Ende des Hauptbüros ohne den Luxus einer Tür oder eines Fensters. Aber immerhin hatte sie einen Platz für sich, der Raum bot für ihren Schreibtisch, ein paar Aktenschränke, einen zusätzlichen Besucherstuhl, einen ums Überleben kämpfenden Philodendron und einen Efeu, der sich anschickte, mit seinen Ranken die Welt zu erobern.
„Weißt du was, Brady?“, sagte Lauren. „Ich glaube, du hast gar keine Locken!“
„Meinst du? Ich kann ja mal nachsehen …“
„Untersteh dich! Wenn du das machst, verhafte ich dich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses!“
„Mech bewacht übrigens deinen Schreibtisch“, sagte T.J., als Lily an ihm vorbeikam.
Sie blieb stehen. „Deine Augen funkeln so verdächtig, T.J., und das gefällt mir gar nicht.“
Er schüttelte den Kopf. „So jung und schon so zynisch.“ Dann lächelte er. „Ich hoffe, dir gefällt unser kleines Präsent.“
Oje! Lily war auf der Hut, als sie sich ihrer Büroecke näherte. Was hatten die anderen nur wieder ausgeheckt? Wenn Mech da war, müsste sie eigentlich vor Streichen sicher sein. Mech war der komplette Gegensatz zu Brady und T.J.; er war beinahe schon zu ernst. Er würde sie warnen, wenn sie ihren Stuhl so präpariert hatten, dass er unter ihr zusammenkrachte.
Was für eine Art „Präsent“ hatten sie also für sie vorbereitet?
Sie bog um die Ecke und fand es heraus.
„Detective Yu“, sagte Rule Turner und erhob sich höflich von dem ramponierten Besucherstuhl. „Ihre Kollegen haben mir versichert, dass es in Ordnung ist, wenn ich hier auf Sie warte.“ Sein Lächeln war ein wenig verschmitzt und sehr charmant. „Ich glaube, man hat sich einen kleinen Scherz erlaubt.“
„Äh“, machte Lily nicht eben pfiffig. Er trug wieder Schwarz – ein schwarzes Hemd mit offenem Kragen, ein schwarzes Jackett und eine schwarze Hose. Äußerst Hollywood! Das Jackett sah aus, als habe es so viel gekostet, wie ihr Auto wert war. „Ich fürchte auch. Aber auf meine Kosten.“ Sie seufzte. „Polizeihumor hat viel mit Kindergartenhumor gemein, außer dass er nicht jugendfrei ist.“
„Der Chief hat ihn hergeschickt“, sagte Mech. Er saß auf Lilys Schreibtisch und bemühte sich, einen entspannten Eindruck zu machen.
Mech war zehn Jahre älter als Lily, knapp fünfzehn Zentimeter größer und vierzig Kilo schwerer, aber jedes Gramm, das er am Leib hatte, war Muskelmasse. Er war ein ruhiger, besonnener Mann mit Hiobsgeduld, einer Haut von der Farbe ihres heiß geliebten Karamell-Milchkaffees und einer ziemlich puritanischen Ader.
Das mit der Entspannung gelang ihm
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