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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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sie alle einfach zusammengepackt, so dass etwas, das jemand vor tausend Jahren erlebt hat, für Sie so ist, als sei es Ihnen erst letztes Jahr widerfahren?“
    Die Rhej nickte. „Eine gute Frage, aber nicht einfach zu beantworten. Sie können sich das Überlieferte am besten wie Computerdateien vorstellen, da Ihre Generation daran gewöhnt ist. Ich persönlich bevorzuge Koffer, aber jedem das Seine. Wenn ich Details einer bestimmten Erinnerung überprüfen will, öffne ich den Koffer, nehme mir heraus, was ich brauche, und probiere es an. Wenn ich es aber einmal am Körper habe, ist es keine Erinnerung mehr, dann bin ich tatsächlich dort, mittendrin.“
    Entweder war die Frau ernsthaft verrückt, beschloss Lily, oder sie war ernsthaft … nun, etwas, das Lily bisher noch nicht begegnet war. Dies war nicht gespielt. Sie spürte, dass sie ihr glaubte – und wenn auch nur, weil sie ihr glauben wollte. Weil sie glauben wollte, sie habe jemanden gefunden, der in der Lage war, ihr zu helfen.
    Aber Cullen war alles andere als leichtgläubig, und er war es gewesen, der sie hierhergebracht hatte, zu der Rhej. „Sie sagen, Sie durchleben nochmals, was jemand vor Tausenden von Jahren erlebt hat. Sie erinnern sich nicht daran, sondern durchleben es tatsächlich.“
    „Das stimmt. Aber wenn wir erst einmal unsere Ausbildung abgeschlossen haben, öffnen wir nur noch selten unsere Koffer. Meistens erinnern wir uns auch so an ihren Inhalt.“
    Die Erinnerungen, die es wert waren, bewahrt zu werden, waren sicher nicht alle angenehm. Sie würden wohl eher aus den entscheidenden, den großen historischen Momenten, in denen das Bestehen des Clans in Gefahr war, stammen und nicht aus den alltäglichen, wie den ersten Gehversuchen eines Babys und einem schönen Sonnenaufgang. Lily verstand, warum die Rhejs ihre „Koffer“ nur selten öffneten.
    „Das alles wollte ich Ihnen ohnehin erzählen“, fuhr die alte Frau fort. „Und noch viel mehr. Auch einige von unseren Geschichten und Liedern. Sie sind jetzt eine Nokolai. Sie müssen Ihren Clan richtig kennenlernen. Aber jetzt haben wir dafür keine Zeit. Also“, sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, „und jetzt her mit Ihren Geheimnissen. Erzählen Sie mir, was Sie über Rules Verschwinden wissen oder glauben zu wissen.“
    Das war schnell erledigt. Lily wusste, wie man einen Bericht knapp und sachlich abfasste. Was Karonski ihnen gesagt hatte, ließ sie natürlich aus, und sagte einfach, dass sie einen Hinweis auf eine mögliche Quelle erhalten hatten, die ihnen verraten könnte, wie man ein Höllentor öffnet, dass dieser aber im Leeren verlaufen wäre.
    „Dann ist Rule also in der Dämonenwelt.“ Die Stimme der Rhej klang bedrückt. Sie schwieg einen Augenblick lang. „Ich nehme an, es war Cullens Idee. Zu mir zu kommen, meine ich.“
    „Ja. Wir müssen ein Höllentor öffnen und wissen nicht wie. Können Sie uns helfen?“
    Sie schüttelte den Kopf, doch so, als müsse sie nachdenken und nicht, als wolle sie es ablehnen. Deshalb hielt Lily den Mund. Lange runzelte die alte Frau gedankenverloren die Stirn.
    „Das ist eine harte Nuss“, sagte sie schließlich. „Normalerweise würde ich es ablehnen und dann trauern. Es gibt Dinge, die wir nicht enthüllen dürfen. Das ist auch ein Grund dafür, warum Cullen uns nicht mag“, fügte sie hinzu. „Wir weigern uns, unser Wissen mit ihm zu teilen. Das macht ihn verrückt.“
    Lily lächelte schwach. „Kann ich mir vorstellen.“
    „Aber jetzt …“ Das Stirnrunzeln wurde stärker. „Seit zweiundvierzig Jahren bin ich nun eine Rhej. Davor ging ich zwölf Jahre in die Ausbildung. Wenn ich sage, ich höre die Dame, dann heißt das nicht, dass ich Stimmen höre. Wenn mich ein Gefühl ganz besonderer Art überkommt, dann weiß ich, es kommt von ihr. Oh, wenn es den Clan betrifft, dann lasse ich mir mein Gefühl selbstverständlich noch bestätigen. Drei Mal, wie es die Regel verlangt. So sind wir ausgebildet, prüfen und noch mal prüfen, und zwar mit verschiedenen Ritualen. Aber den meisten von uns ist es nur ein Mal im Leben vergönnt, die Stimme der Dame zu hören. Das ist genug.“ Sie bekräftigte die letzten Worte mit einem knappen Nicken.
    „Haben Sie jetzt solch ein Gefühl?“
    Sie schnaubte. „Noch mehr als das. Es gibt eine Ausnahme, die wir uns nicht dreimal bestätigen lassen müssen: Wenn die Dame plötzlich erscheint und zu uns spricht. Ihre Stimme ist unverwechselbar, wenn man, wie wir alle, sie

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