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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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das hat Fell und ist dumm.“
    „Auf diese Weise wird das Spiel schnell entschieden sein“, sagte Lily. „Und eigentlich sollst du Farben nennen, schon vergessen?“
    Rule schüttelte den Kopf und fraß zu Ende, während er zuhörte, wie Lily versuchte, die Antwort auf „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist grau“ zu finden. In der Dämmerung war in der Höhle fast alles grau. So würde das Spiel wohl noch eine Weile dauern.
    Wie konnte sie sich nur mit dieser Kreatur abgeben? Sie spielte Kinderspiele mit ihm, Herrgott noch mal! Wenn er …
    Ein leiser, klagender Ton lenkte seinen Blick nach oben.
    Sieben Drachen zählte er jetzt. Sieben Drachen, die auf dem Kamm des Kliffs hockten und deren Umrisse sich in der Dämmerung gegen den Himmel abhoben, die langen Hälse nach oben gereckt.
    Wieder hörte er den Ton … länger, tiefer dieses Mal. Unheimlich. Ein bisschen wie ein Didgeridoo, dachte er. Und es waren die Drachen, die diesen Ton von sich gaben.
    Er hatte gedacht, sie seien stumm. Nicht sprachlos, nein – schließlich beherrschten sie die Gedankensprache, möglicherweise sogar echte Telepathie. Aber er hatte noch nie gehört, dass einer von ihnen einen Ton von sich gegeben hätte, kein Grunzen, kein Husten … nichts. Bis jetzt. Jetzt, da sie die heraufziehende Dämmerung besangen.
    In der Höhle hörte er Lily fragen: „Was ist das?“
    Rule jaulte: Komm raus. Komm raus, und hör dir das an.
    Noch ein Drache hatte sich zu den anderen gesellt und dann noch einer.
    „Das sind nur die Drachen“, sagte Gan, „Und ich bin immer noch an der Reihe.“
    „Nur eine Minute.“ Lily stand auf.
    „Wir sind noch nicht fertig!“, jammerte Gan.
    „Still! Ich spiele später zu Ende. Ich will das hören.“ Sie trat aus der Höhle, stellte sich neben Rule und richtete den Blick wie er nach oben.
    Die langen Hälse der Drachen waren ihre Instrumente; die starken Lungen, die die mächtigen Körper mit Sauerstoff für den Flug versorgten, gaben ihrem Lied Kraft, und ihre Stimmen klangen zusammen in einer Harmonienfolge, die in nichts etwas glich, das er jemals gehört hatte – geheimnisvoll, unwirklich, eindringlich.
    Er blickte Lily an. Alles, was er empfand, sah er auch auf ihrem Gesicht widergespiegelt – Ehrfurcht, Trauer und eine Wehmut, so gewaltig wie die heraufziehende Dunkelheit. Ihre Blicke trafen sich. Sie setzte sich neben ihn, so dass sich ihre Körper berührten. Und für eine Zeit, die ihm endlos zu sein schien, vergaß Rule, was er verloren hatte und was er möglicherweise noch verlieren würde, und tauchte ein in die Herrlichkeit des Drachenliedes.
    Als es endete, war es dunkel. Keine pechschwarze Dunkelheit, sondern eher die einer Neumondnacht, dachte Rule, als er wieder denken konnte. Lily hatte sich an ihn angelehnt.
    Er wandte den Kopf, um sie anzusehen, und sehnte sich danach, die Arme um sie zu legen. Aber selbst mit einem Mund anstatt eines Mauls hätte er nicht die richtigen Worte gefunden, um das zu beschreiben, was er gerade erlebt hatte.
    Ihr Gesicht war feucht. Sie sah ihm in die Augen … und gähnte. „Oh“, sagte sie überrascht und gähnte wieder. „Ich dachte … aber ich bin müde. Wirklich müde.“
    Alles in Rule musste lächeln. Ihre Schlaflosigkeit hatte ihm Sorgen bereitet. Ihr Körper mochte sich ja gegen den Schlaf wehren, aber der menschliche Geist musste träumen. Er stupste sie mit der Nase an.
    Sie lachte leise auf. „Ich gehe wohl lieber rein. Ich fühle mich, als hätte ich seit Tagen nicht geschlafen. Und so ist es ja wohl auch. Und nun, auf einmal …“ Dieses Mal gähnte sie so heftig, dass sie sich beinahe den Kiefer ausgerenkt hätte.
    Er stupste sie noch einmal an. Sie lächelte, drückte seine Schnauze weg, stand auf und blinzelte. „Ab ins Bett, würde ich sagen.“ Als sie in die Höhle ging, war sie ein bisschen unsicher auf den Beinen.
    Drinnen wartete der schmollende Gan auf sie und war mit ein paar kleinen Knochenstücken beschäftigt. „Spielen wir jetzt endlich weiter?“
    „Tut mir leid, Gan. Ich bin zu müde, um …“, wieder gähnte sie, „… um zu spielen. Morgen legen wir eine Extrarunde ein, dann mache ich es wieder gut“, versprach sie und ging leicht schwankend in den hinteren Teil der Höhle.
    „Mist.“ Gan starrte ihr nach. „Wenn es dunkel wird, kippt sie um.“
    Rule hatte angenommen, dass ihre Müdigkeit und die Dunkelheit nur zufällig zusammengetroffen waren, aber vielleicht war es nicht so. Er folgte

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