Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Sie macht mich schläfrig! Ich bin nie schläfrig. Das mag ich nicht.“ Als er jetzt böse auf Lilys schlafende Gestalt starrte, sah er aus wie ein schmollendes – und sehr hässliches – Kind, das sich weigerte, ins Bett zu gehen. „Das ist alles ihre Schuld.“
Rule erhob sich knurrend.
„Ich tue ihr nichts, Blödmann. Setz dich. Du schuldest mir noch acht Partien.“
Der Dämon war eingeschlafen, bevor sie die vierte Partie beendet hatten. Als Rule sich davon überzeugt hatte, dass er fest eingeschlafen war, hinkte er wieder tief in die Höhle hinein. Einen Moment lang starrte er unentschlossen in das dunkle Loch. Vielleicht war es eine Sackgasse. Aber Drachen schoben Felsblöcke nicht aus reinem Spaß an der Freude hin und her. Der Tunnel war aus einem bestimmten Grund verschlossen worden.
Er sagte sich, dass er nur zu bellen brauchte, falls Gan auf die Idee kommen sollte, den Stein zurückzurollen. Lily würde ihn hören und den Dämon zwingen, ihn herauszulassen. Auf seinem Weg könnte er Duftmarken hinterlassen, dann würde er sich nicht verlaufen. Die Dunkelheit würde kein Problem für ihn sein.
Aber die Enge. Und diese Felsen waren vor allem aus Kalkstein. Dieser ließ zwar häufig Höhlen und Gänge entstehen, geriet aber auch gelegentlich in Bewegung. Und verschüttete sie wieder.
Er wollte dort nicht hineingehen.
Er warf einen Blick auf Lily zurück, die zum ersten Mal nach langer Zeit schlafen konnte. Gan glaubte, dass die Drachen Lily einem Dämonenlord zum Tausch anbieten wollten. Der große Drache hatte es nicht abgestritten. Wenn es eine Möglichkeit zur Flucht gab … er hatte keine Wahl.
Aber er zitterte, als er sich jetzt auf den Bauch drückte und sich langsam vorwärtsschob – in den Berg hinein.
30
Eine Woche später stand Lily am Flughafen und wartete auf Cullen. Eigentlich hatte Cynna ihn abholen sollen, aber sie war im Norden des Bundesstaates und suchte in den Wäldern nach einem vermissten Kind. Dagegen konnte Lily schlecht Einwände erheben, aber Cynnas Abwesenheit weckte in ihr das ungute Gefühl, dass ihr Plan zum Scheitern verurteilt war.
Oder vielleicht lag es auch an ihr. Sie musste sich zusammenreißen.
Cullen war am Tag zuvor nach New Orleans geflogen. Zu Forschungszwecken, hatte er behauptet, sich aber geweigert, ihr zu sagen, was er sich davon erhoffte. „Schließlich bist du immer noch Polizeibeamtin, Liebes“, hatte er mit einem aufreizenden Lächeln gesagt.
Eine Polizeibeamtin, die heimlich plante, ein Höllentor zu öffnen. Sie rückte den Riemen ihrer Handtasche auf der Schulter zurecht und ließ den Blick suchend über die Gesichter der ankommenden Passagiere schweifen. Sie hatte wohl kaum das Recht, seine Methoden zu kritisieren.
Es war eine lange Woche gewesen.
Bevor Cynna abgereist war, hatten sie drei kleine Netzknoten ausfindig gemacht, die sich im Umkreis von ein paar Kilometern um die Stelle herum befanden, an der sowohl sie als auch Lily Rule vermutet hatten. Jetzt bewegte er sich nicht mehr so viel, das machte die Sache einfacher.
Gerade jetzt befand er sich an einem Ort, der circa drei Kilometer im Meer hinaus lag. Das war alles andere als beruhigend. In Dis war diese Stelle aber möglicherweise trocken. Sie hoffte es. Aber ein aufblasbares Boot würde sie doch mitnehmen – für alle Fälle.
Immer vorausgesetzt, dass es ihnen überhaupt gelänge, das Tor zu passieren. Bei den Rhejs schien es nicht voranzugehen. Hannah sagte immer wieder, dass es Zeit brauche, den Willen der Dame herauszufinden, aber Rule hatte vielleicht keine Zeit mehr. Sie wussten nicht … Oh, da kam Cullen. Endlich.
Die Reisetasche über der Schulter, hatte er den Arm um eine dunkelhaarige Frau gelegt – um die vierzig, weiß, mit üppigen Kurven –, die ein klassisches Kostüm trug, das irgendwann einmal frisch gebügelt gewesen war. Lily presste die Lippen aufeinander.
Er sah Lily, flüsterte der Frau etwas ins Ohr und gab ihr einen Kuss. Als er ging, sah Lily sie seufzen.
„Was waren denn das für Forschungen, für die du unbedingt nach New Orleans fliegen musstest?“, fragte sie, als er vor ihr stand.
„Ganz locker“, sagte er. „Lorene und ich haben im Flugzeug nebeneinander gesessen. Ich habe bekommen, was ich wollte.“ Er klopfte auf seine Tasche, zufrieden mit sich.
„Und was war das gerade eben?“ Sie begann, durch die Wartehalle zu gehen.
Er ignorierte ihre Frage. Stattdessen stellte er selber eine. „Wo ist Cynna?“
Sie sagte es ihm,
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