Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Haben Sie etwas dagegen, mit mir zu arbeiten?“
„Damit komme ich schon klar. Kommen Sie auch mit mir klar?“
„Mal sehen.“ Lily streckte ihre Hand aus.
Ohne zu zögern, das musste man ihr lassen, schüttelte Weaver ihr schnell und geschäftsmäßig die Hand. Dann blickte sie sie prüfend an. „Und, was haben Sie über mich herausgefunden?“
„Nichts. Ich bin keine Psychologin. Ich entschlüssele Magie, nicht Menschen.“ Sie brauchte einen Moment, um ihre Eindrücke aus dem kurzen Kontakt zu sammeln. „Sie haben eine mächtige Gabe“, sagte sie schließlich. „Und komplex. Wie viele Fingerabdrücke, die übereinanderliegen. Solch eine Art von Magie habe ich bisher noch nicht kennengelernt.“
Weaver zeigte ihre Zähne, als sie lächelte. „Von meiner Sorte gibt es auch nicht eben viele.“
Rule rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. „Kommen wir doch zurück zu dieser Frau, die wie Helen aussah. Für einen ungeladenen Gast wäre es nicht schwer gewesen, sich unter die Hochzeitsgäste zu mischen.“
„Nein. Aber woher wusste sie von der Hochzeit?“
„Das wollte ich damit sagen. Du hast den Verdacht geäußert, dass sie eingeschleust wurde, um deine Aufmerksamkeit zu erregen. Das bedeutet, dass sie genug über dich wissen, über die Hochzeit deiner Schwester, um sie hierherzubringen. Und natürlich bist du ihr gefolgt.“ Er trommelte einmal kurz mit den Fingern. „Ist dir der Gedanke gekommen, dass sie ein Köder gewesen sein könnte?“
„Selbstverständlich war sie ein Köder. Das heißt aber nicht, dass sie unwichtig ist. Harlowe wird immer noch vermisst. Und der verdammte Stab ebenfalls. Diese Helenimitation muss irgendeine Verbindung zu ihm haben, oder zu beiden, und jemand wusste genug darüber, um sie zur Hochzeit meiner Schwester zu schicken. Was hätte ich denn machen sollen – die Verbindung einfach sausen lassen?“
„Du hättest zu mir kommen und mich um Unterstützung bitten können.“
„Wenn ich dich rechtzeitig gefunden hätte. Ich hätte sie verlieren können.“
„Du hast sie ohnehin verloren.“
Weil das ganz offenkundig stimmte, widersprach sie nicht. „Vielleicht habe ich mich geirrt, aber ich bin die Einzige, der der Stab nichts anhaben kann, und ich wollte das Risiko nicht eingehen. Wenn er dort gewesen wäre …“ Sie begann, den Kopf zu schütteln, zuckte zusammen und wandte sich an Karonski. „Sie ist auf die Damentoilette gegangen, ich bin ihr gefolgt, und mehr weiß ich nicht. Kaum hatte ich einen Fuß hineingesetzt, hat mir irgendetwas einen Schlag auf den Kopf verpasst.“
„Und dich eingeschlossen“, sagte Rule. „Um dann zu verschwinden.“
Karonskis Stirn legte sich in Falten. „Was wollen Sie damit sagen?“
„Die Toilettenräume liegen mitten im Gebäude. Es gibt keine Fenster. Man kann sie nur durch diese eine Tür betreten und auch wieder verlassen. Und die war von innen verriegelt.“
„Hör auf!“, sagte Cynna. „Eins von diesen Rätseln um ein Verbrechen in einem verschlossenen Raum?“
Lily war müde, ihr tat alles weh, und – wenn sie ehrlich war – sie hatte Angst. Sie hatten sie erwischt, mitten im Kreis ihrer Familie. Woher hatten sie gewusst, wo und wann sie sie finden würden? „Sind diese Tattoos nur Show, oder kennen Sie sich tatsächlich mit Magie aus?“
„Ich weiß genug, um nicht an Bösewichte zu glauben, die sich in Luft auflösen. Schon vor der sogenannten Säuberung war Unsichtbarkeit unmöglich, da wird sie es jetzt erst recht sein.“
„Der Riegel“, fauchte Lily. „Wer immer mich niedergeschlagen hat, musste sich nicht in Luft auflösen. Sie mussten nur den Riegel von der einen Seite der Tür auf die andere zaubern.“
Cynna öffnete den Mund – und klappte ihn wieder zu. Sie verzog das Gesicht. „Ich Dummkopf. Tut mir leid.“
Ärger vertrug sich nicht gut mit Gehirnerschütterungen. Auch nicht mit solchen, die nur leicht waren. Das Pochen war stärker geworden, und Lily überkam eine Welle der Übelkeit. Sie wartete, bis sich ihr Magen wieder beruhigt hatte, bevor sie sagte: „Wir sollten … was…?“
Rule zog ihren Stuhl vom Tisch zurück. „Du hast lange genug den Macho-Cop gespielt. Wir gehen jetzt. Abel, schön dich wiedergesehen zu haben. Cynna, dich auch.“
„Warte, nur eine Minute noch.“ Als er sie sanft und unnachgiebig auf die Beine stellen wollte, fing der Raum an, sich zu drehen. Sie schloss die Augen und wartete, bis er wieder stillstand. „Okay, okay. Ich lasse
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