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Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung

Titel: Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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waren fast gleich groß. Und auch in anderer Hinsicht waren sie sich ähnlich; manches davon war sogar mit bloßem Auge zu erkennen. „Du wirst doch nicht wollen, dass ich meine Pflichten vernachlässige“, sagte Lily.
    „Frech“, verkündete ihre Großmutter. „Immer bist du frech.“ Sie umfasste Lilys Kinn. Die Haut auf ihrem Handrücken war so dünn und durchsichtig wie Seidenpapier, das auf eine perfekte Konstruktion aus Knochen und Sehnen gespannt war. Ihre Nägel waren rot und kunstvoll gefeilt. „Geht es dir gut, Kind?“
    Lily lächelte in die Hand, die ihr Kinn umfing. „Abgesehen von dem Männchen, das von innen gegen meinen Schädel hämmert, ja.“
    „Dann beruhige deine Mutter. Sie ist sehr besorgt.“
    Julia Yu war entrüstet. „Du warst diejenige, die sich mit eigenen Augen davon überzeugen wollte, dass es ihr gut geht. Du wolltest mir nicht glauben. Oder Susan, die ja immerhin Ärztin ist.“
    Madame Yu beachtete sie nicht, ließ ihre Hand sinken und wandte sich Rule zu. „Sie begrüßen mich nicht.“
    „Ich warte nur auf die richtige Gelegenheit.“ Er beugte sich vor und küsste ihre samtweiche Wange.
    Ihre Augenbrauen schossen nach oben. „Flirten Sie mit der Großmutter Ihrer Freundin?“
    „Ich flirte mit Ihnen, Madame. Sie sind unwiderstehlich.“
    „Gut. Ich mag Schmeicheleien, wenn sie wohl formuliert sind. Sagen Sie Ihrem seltsamen Freund, dass ich ihn zu sehen wünsche.“
    „Äh … welchem seltsamen Freund?“
    Sie kicherte. „Sie haben so viele, was? Dem gut aussehenden.“
    „Sie meint Cullen“, sagte Lily trocken.
    Natürlich meinte sie Cullen. Rule musterte die alte Dame und fragte sich, ob er wissen wollte, warum sie ihn zu sehen wünschte. Wahrscheinlich nicht, entschied er. „Ich gebe Ihnen seine Telefonnummer, aber er geht nicht immer ran.“
    „Ich verabscheue Telefone. Sagen Sie ihm, er soll zu mir kommen, wenn ich zurück bin.“
    „Zurück?“ Julia Yu runzelte die Stirn. „Wovon redest du? Du gehst nirgendwohin. Du hasst es, zu verreisen.“
    „Morgen besteige ich ein Flugzeug. Ich fliege nach China.“
    Plötzlich herrschte Stille. Rule betrachtete die Gesichter der drei Frauen. Julia Yu war schockiert. Madame Yu genoss offenbar die Reaktion ihrer Schwiegertochter. Und Lily … ihre Sorge war offensichtlich, zumindest für ihn. Er erkannte es an ihrer Reglosigkeit, ihrer Ausdruckslosigkeit, der Veränderung ihres Duftes.
    Er kam näher. „Das war keine spontane Entscheidung“, sagte er ernst zu der alten Dame. „Ein Visum für China bekommt man nicht über Nacht.“
    „Nicht?“ Ihr Gesichtsausdruck gab deutlich zu erkennen, dass er in Ungnade gefallen war. Sie zuckte mit den Achseln und sprach mit ihrer Enkelin. „Seit Jahren denke ich über diese Reise nach. Seit vielen Jahren bin ich jetzt in Amerika. In China gibt es Menschen und Orte, die ich wiedersehen möchte, bevor ich sterbe. Oder bevor sie sterben.“
    „Du hast zwar über eine Reise gesprochen“, sagte Lily, „aber bislang nie Pläne gemacht. Warum gerade jetzt?“
    „Ich bin eine alte Frau. Das wurde mir erst kürzlich in Erinnerung gerufen.“
    Die unerwartete Bitterkeit in der Stimme der Großmutter ließ Rule annehmen, dass sie auf den Kampf vor zwei Wochen anspielte – in die eine Anzahl bewaffneter Azá, er selbst, Cullen, Lily, eine Handvoll FBI-Agenten, einige Wölfe … und ein sehr großer Tiger verwickelt gewesen waren.
    Damals hatte Madame Li Lei Yu nicht den Eindruck einer alten Frau gemacht.
    Lily hatte sich wieder gefangen. „Begleitet Li Quin dich?“
    „Auch für sie gibt es Menschen und Orte, die sie wiedersehen will. Meine Gärten …“ Sie brach ab und wandte ihren Blick, Rules Beispiel folgend, dem Ausgang des Flurs zu.
    Die Schritte verrieten Rule, wer sich ihnen näherte. Einen Moment später kam ein Mann um die Ecke: Abel Karonski, ehemaliger Freund, Vollzeit-FBI-Agent, Mitglied einer Spezialeinheit der Magical Crimes Division – der Abteilung für Verbrechen, die mit Magie zu tun hatte. Und seines Zeichens Zauberer. In der Tasche, die er trug, befanden sich sicher weder Akten noch Kleidung zum Wechseln.
    Aber die Person, die Abel mitbrachte, war nicht sein Partner, Martin Croft. Stattdessen begleitete ihn eine große, schlaksige Frau, die silbrigblonden Haare männlich kurz geschnitten, ein halbes Dutzend Ohrringe in jedem Ohrläppchen, whiskeyfarbene, tief liegende Augen, in einem schlecht geschnittenen grauen Hosenanzug.
    Die meisten Menschen

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