Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Karonski hatte beobachten können, als er gegen die Gedankenmanipulation durch Helen und ihren Stab angekämpft hatte.
Und doch hatte sie etwas gespürt, als sie ihre Schulter berührt hatte. Etwas, das eigentlich unmöglich war. Lilys Finger zuckten in Rules Griff, als sie daran dachte, wie sonderbar und glitschig sich ihre Wunde angefühlt hatte. Irgendwie orangefarben.
Sie sah Karonski an. „Wissen Sie, was nötig ist, damit ein Dämon von jemandem Besitz ergreifen kann?“
Er bürstete sich Krümel von seinem Hemd. „Es gibt etliche Theorien, und die meisten widersprechen sich. Aber aufgrund eines Vorfalls vor sieben Jahren sehen die MCD-Vorschriften vor, dass der Kampf gegen Dämonen nur noch gläubigen Menschen gestattet ist. Dabei spielt es keine Rolle, um welchen Glauben es sich handelt, solange der Agent überhaupt einen hat.“
Vor sieben Jahren … Lily brauchte eine Weile, bevor sie den Bezug herstellen konnte, aber die Story war so spektakulär gewesen, dass sie ihr in Erinnerung geblieben war. „Sie meinen die Schießerei unten in New Orleans? Als dieser FBI-Agent von seinem eigenen Team erschossen wurde? Er war wirklich besessen?“ Irgendjemand hatte es damals der Presse mitgeteilt, aber kaum einer hatte an diese Erklärung geglaubt. Sie war einfach zu bizarr.
„Oh, ja. Die da oben wollen die Öffentlichkeit nicht mit den Tatsachen beunruhigen.“
„Und dieser Typ, der besessen war, war, ähem … kein Gläubiger?“
„Katholisch, aber vom Glauben abgefallen.“ Karonski streckte die Beine aus und verschränkte die Hände über dem Bauch. „Gründlich abgefallen. Ich persönlich glaube, dass er anfälliger als andere war, weil er seinen Glauben verloren hatte. Aber das ist nur eine Vermutung.“ Er zuckte mit den Achseln. „Die Strategie der MCD ist auch nur eine Vermutung.“
„Woher wollen Sie das wissen?“, fragte sie ärgerlich.
Die Tür flog auf. „Nähe ist ein Faktor“, sagte Nettie knapp. „Der Dämon muss sich in unmittelbarer Nähe zu seinem Opfer befinden. Aus der Distanz kann er es nicht in Besitz nehmen.“
„Wie hast du das gemacht?“, wollte Lily wissen. „Rule kann mich zwei Räume entfernt hören. Du nicht.“
Rule lächelte. „Du warst ein bisschen laut.“
Und ein bisschen erschütterter, als sie zugeben wollte, verdammt. Lily versuchte ruhig durchzuatmen. Nettie war irgendwie verändert. Sie trug denselben Arztkittel und Jeans. Ihr Haar war zu Zöpfen geflochten, statt ihr wie immer in einer wuscheligen Wolke auf die Schultern zu fallen, aber diese Frisur hatte Lily schon an ihr gesehen. Also was war es, dass …
„Noch eins“, sagte Karonski. „Dämonen können in Tiere eindringen, vor allem in Vögel. Ich habe schon in ein paar Fällen mit besessenen Vögeln zu tun gehabt.“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht, warum ausgerechnet Vögel. Vielleicht geht es bei Vögeln einfacher.“
„Wenn Sie bereits mit Besessenen zu tun hatten, warum macht Nettie das dann hier überhaupt?“ Sie warf Nettie einen schnellen Blick zu. „Pardon, aber …“
Nettie lächelte nur.
Karonski schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht behauptet, dass ich schon einmal exorziert habe. Das habe ich nämlich nicht. Das Verfahren ist ein anderes, wenn ein Vogel betroffen ist. In Tieren können Dämonen sich nicht so gut verbergen wie in Menschen, sodass wir die Besessenheit leicht feststellen können. Dann töten wir das Tier. Das zwingt den Dämon, sich zu zeigen, und dann können wir ihn töten oder verbannen.“
Oh, das war natürlich etwas anderes.
„Und noch etwas“, sagte Rule. „Sie können keine Katzen in Besitz nehmen. Und keine Lupi.“
„Katzen?“ Lily konnte nicht in seinen Augen lesen, die in dem gleißenden Licht der Neonlampen undurchdringlich waren. Schwarz glänzend reflektierten sie das Deckenlicht und verrieten nichts. Aber er sah müde aus. „Sie haben mit Max gesprochen.“
Nettie schnaubte. „Was immer Max behauptet, ist mit Vorsicht zu genießen, aber was er über die Lupi sagt, das stimmt.“
„Wer ist Max?“, fragte Cynna.
„Ein Freund von mir“, sagte Rule.
„Das Club Hell gehört ihm.“ Es lag an Netties Gesicht, dachte Lily. Oder vielleicht nur an den Augen. In ihnen schien … mehr zu liegen. Was für ein dummer Gedanke. Was meinte sie mit „mehr“? Mehr wovon?
Nettie nickte Cynna zu. „Stellen Sie sich bitte dort drüben hin zu Abel.“
Karonskis Augenbrauen schossen hoch. „Lupi können nicht in Besitz
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