Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Barkeeper Patrick seinen Drink zu. Patrick wandte sich ihm zu, die linke Hand um den Stab gelegt, mit netter und freundlicher Miene: „Danke, du Arsch.“
Der Mann blinzelte erstaunt. In dem Höllenlärm hatte er nicht verstanden, was Patrick genau gesagt hatte. Er hatte nur den Ton gehört, Patricks melodiöse, schleppende Stimme … deren Wirkung verstärkt wurde durch den – unsichtbaren – Stab.
Keiner dieser Dummköpfe sah das, was wesentlich war. Sie sahen nicht den Dämon, nicht den Stab, sondern nur das, was Patrick ihnen von sich zeigen wollte. So wie jetzt auch. Als die Musik plötzlich verstummte, stammelte der benommene Barkeeper: „Das geht aufs Haus. Dein Drink, der geht aufs Haus, Mann.“
„Sie haben mich wiedererkannt“, sagte Patrick, und in seiner Stimme klang leiser Kummer mit. „Ich hoffe, Sie sagen niemandem, dass ich hier bin. Manchmal brauche ich einfach ein wenig Abstand, verstehen Sie? Um mich unter normalen Leuten zu entspannen.“
„Scheiße, nein, natürlich nicht, ich werde nichts sagen. Ich lasse Ihre Tarnung nicht auffliegen, auf keinen Fall, Mann.“
„Danke.“ Patrick wandte ihm den Rücken zu und fragte sich, für wen er ihn hielt. Für jemanden mit Einfluss, so viel war klar. Jemanden, den der Mann insgeheim bewunderte. Aber zu wem würde ein Stück Scheiße wie er aufsehen?
Unwichtig. Es war einfacher, wenn sie sich alle ihr eigenes Bild von ihm machten. Er musste sie nur davon überzeugen, dass er wichtig war, jemand, den man bewundern und dem man dienen konnte. Darin war er immer schon gut gewesen. Nun, mit dem Stab in seinem Besitz, der ihm half, war er unbesiegbar.
„Unbesiegbar“, murmelte er in sein Glas, bevor er noch einen Schluck nahm. Das hörte sich gut an – und so wahr. Die Schlampe würde letztendlich nicht gewinnen, denn er würde derjenige sein, der sie besiegte. Höchstpersönlich. Seine Hand liebkoste den Stab.
Die Band stimmte einen weiteren Song an, der vom Boot-Stomping-Tanzen handelte, mit einem schweren, treibenden Rhythmus. Patricks Mund wurde schmal. Er hasste Countrymusic. Lauter Verlierer, die über ihr beschissenes Leben jammerten.
„Was ist, willst du die Blondine ficken oder sie nur anmachen?“
Jetzt konnte Patrick den kleinen Schwachkopf mit der großen Klappe nicht länger ignorieren. Auf der Suche nach der Richtigen ließ er den Blick weiter über die Menge schweifen. Der Stab war nicht sehr wählerisch. Er würde nehmen, was er ihm fütterte – und er musste oft gefüttert werden. Denn Sie hatte etwas mit ihm gemacht, ihn verändert, als er an … diesem Ort gewesen war. Mit Ihr.
Aber das war Teil des Plans. Alles war Teil des Plans, und das war auch gut so, alles in allem, obwohl er besorgt gewesen war, als ihm aufging, wie oft … aber ein guter Handwerker pflegt sein Werkzeug. Das hatte sein Vater immer gesagt. Was war der Stab schließlich anderes als ein Werkzeug? Sein Werkzeug.
Dort. Das Mädchen in dem roten T-Shirt und dem kurzen schwarzen Rock. Die war heute aufs Amüsieren aus, das war offensichtlich. So, wie sie den Cowboy, mit dem sie tanzte, anlächelte … Die würde er leicht auseinanderbringen können. Patrick ging an den Rand der Tanzfläche, um bereit zu sein, wenn der Tanz endete.
Vielleicht würde er, wenn er einmal an der Macht war, Countrymusic gesetzlich verbieten. Tod allen, die Kenny Chesney anbeten, dachte er und kicherte.
Das Mädchen warf ihren Kopf hin und her, dass ihr braunes Haar flog – ein schimmernder hellbrauner Heiligenschein aus Jugend, Bewegung und Licht. Aber auch das war vergänglich. Ganz sicher.
5
Fünfundvierzig Minuten nachdem sie erfahren hatte, dass sie möglicherweise besessen war, trug Lily Unterwäsche, ein Krankenhaushemdchen und das toltoi an der goldenen Kette. Sie saß aufrecht in einem Krankhausbett, umringt von Menschen, und der Fernseher war ausgeschaltet worden.
Zuerst hatte es so ausgesehen, als wollte man sie hinauswerfen, statt ihr ein Bett zuzuteilen. Sie war sich nicht sicher gewesen, was ihr lieber wäre.
Ein gewisses Maß an alternativen Heilmethoden war die Direktion des Krankenhauses bereit zu akzeptieren. Naturheiler waren in Mode – einige Hollywoodgrößen hatten die Künste von Schamanen gelobt –, und Nettie genoss insgeheim in der Ärztegemeinschaft ein hohes Ansehen. Aber die Aussicht auf einen Mini-Exorzismus in ihren heiligen Hallen war zu viel für sie gewesen.
Denn darauf lief es hinaus. Nettie hatte erklärt, die ersten Schritte
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