Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
Tag, und bisher war er nicht aufzutreiben gewesen.
Darauf zu warten, dass andere die Zeugen fanden und zu ihr brachten, kam ihr immer noch merkwürdig vor. Gewöhnlich übernahm sie das selbst, aber jemand musste die Arbeit der Bundesbehörde mit der der örtlichen Polizei koordinieren. Und im Moment war sie dieser Jemand.
Sie konnte es kaum erwarten, dass Croft endlich eintraf. „Wenn er an den fehlenden Tagen gemordet hat“, und sie hatte so eine Ahnung, dass das zutraf, „dann hat er diese Fotos aus einem bestimmten Grund zurückgehalten. Warum nur? Gibt es weitere Opfer, von denen wir nichts wissen? Das Foto der ersten Toten ist vom Fünfundzwanzigsten vergangenen Monats.“
„Acht Tage, nachdem Sie seine Operation mit den Azà haben hochgehen lassen. Ich würde gern wissen, womit er sich in dieser Woche die Zeit vertrieben hat.“
Vielleicht hatte er sich in der Hölle versteckt. Lily hatte nichts davon Baxter gegenüber erwähnt. Es hätte zu verrückt geklungen und alles andere, was sie sagte, in seinen Ohren unglaubwürdig gemacht. Darüber hinaus konnte sie ihre Quelle nicht preisgeben.
„Wir werden wohl bald wieder ein Opfer zu verzeichnen haben“, sagte Baxter gerade, „wenn Sie recht damit haben, dass er den Stab füttern muss. Ich bete zu Gott, dass Sie sich irren, aber ich zähle nicht darauf.“
Sie wusste es. Sie wusste es, und diese Gewissheit nagte an ihr. „Wir kommen immer wieder auf diese Fotos zurück. Warum nimmt er sie auf? Warum gibt er sie uns? Warum will er, dass wir so viel wissen?“
„Möglicherweise war er sich nicht im Klaren darüber, was er uns da in die Hände gespielt hat. Viele Menschen kennen sich nicht mit Computern aus. Von der EXIT-Datei habe ich vorher auch noch nie etwas gehört.“
„EXIF“, korrigierte Lily ihn abwesend, während sie nachdenklich die Karte musterte, die ans Ende der breiten Wand mit dem Lagebericht gepinnt war. Bisher hatten sie nur drei der Opfer identifizieren können; das war nicht genug, um zweifelsfrei ein Muster feststellen zu können. Aber diese drei schienen sie nach Norden zu führen, jedenfalls weg von San Diego. „Selbst wenn Sie sich nicht mit der Terminologie auskennen, wären Sie trotzdem darauf gekommen, nicht wahr? Bevor Sie ihre Trophäenfotos dem FBI zukommen ließen, würden Sie sicherstellen, dass die Fotos nicht mehr verraten als von Ihnen beabsichtigt.“
Baxter lächelte säuerlich. „Wir können wohl kaum davon ausgehen, dass Harlowe so intelligent ist wie ich.“
„Er ist ziemlich intelligent.“ Lily wusste genug von dem Mann, um sich dessen sicher sein zu können.
„Die Genies in der psychologischen Abteilung glauben, dass er verzweifelt nach Anerkennung sucht. Er war cleverer als wir, aber das reichte ihm noch nicht. Er will einfach, dass wir es wissen.“
„Möglich.“ Lily trommelte mit den Fingern auf den Tisch. „Nein, verdammt, das passt nicht. Das passt nicht zu dem Mann, der er vorher war – ehrgeizig, amoralisch, und vor allem kein Serienkiller und verdammt gut darin, die eigene Haut zu retten. Irgendetwas muss sich verändert haben. Oder wir irren uns komplett.“
Die Tür öffnete sich. „Vielleicht hält er sich mittlerweile für unbesiegbar“, sagte Rule. Er hielt eine flache Pappschachtel in der Hand, die wunderbare Aromen verströmte – Peperoni und Pizzasoße. „Vielleicht glaubt er, dass er weder gefangen noch getötet werden kann.“
„Wo kommen Sie denn plötzlich her? “, sagte Baxter. „Haben Sie etwa an der Tür gelauscht?“
Lily runzelte die Stirn. Normalerweise achtete Rule darauf, unter Menschen nicht aufzufallen. Vielleicht war er müde.
„Ich habe ein ausgezeichnetes Gehör.“ Rule ging zum Schreibtisch und stellte den Karton ab. „Es ist beinahe acht Uhr, und ich bin hungrig. Ich dachte, Sie hätten vielleicht Lust auf ein paar Stücke Pizza. Und den Rest“, er warf Lily einen Blick zu, „würde ich mir gern mit dieser Dame hier teilen. Meiner Dame.“
Meine Dame. Nur Rule konnte so etwas sagen, ohne dass es albern klang. „Es käme uns nur gelegen, wenn Harlowe tatsächlich dächte, er sei unbesiegbar, aber Cullen sagte, es sei Helen gewesen, die die Risiken auf sich genommen habe. Harlowe sei der Vorsichtige von beiden gewesen.“
„Das war, als Helen noch den Stab hatte. Jetzt ist er in Harlowes Besitz.“
„Du meinst, dass er die Persönlichkeit des Besitzers verändert?“
„Ich meine, dass wir viel vermuten und wenig wissen. Und dass es Zeit
Weitere Kostenlose Bücher