Wolf Shadow Bd. 2 - Magische Versuchung
„Bist du ein Dämon? Hast du mich bewusstlos geschlagen?“
„Ja, und ich kann es kaum erwarten, dich …“
Harlowe zog dem Dämon mit dem Stab eins über. „Versuch mal, ein bisschen weniger dämlich zu sein. Und nun“, sagte er zu Lily, „ist es an der Zeit, dass Sie meinen Jungs Ihre Waffen aushändigen.“
Sie riss sich von dem Anblick der bizarren Kreatur neben Harlowe los. „Oh nein. Es ist an der Zeit, dass Sie Ihrem Muskelmann sagen, er soll Beth gehen lassen.“
Harlowe kicherte. „Zwingen Sie mich doch dazu.“
„Okay“, sagte Benedict.
Noch nie hatte sie jemanden sich so schnell bewegen sehen, nicht einmal Rule. Nur kurz sah sie etwas in seiner Hand aufblitzen – dann spürte sie einen Schlag in den Rücken und fiel hin.
Sie war so überrascht, dass sie schmerzhaft auf dem Boden aufschlug. Schüsse grollten wie Donner, der von allen Seiten zu kommen schien. Sie rollte sich auf die Seite, spuckte Erde aus und versuchte hastig, nach ihrer Waffe zu greifen.
Schreie. Immer noch Schüsse. Der stechende Geruch von Schießpulver in ihrer Nase. Das Gewicht ihrer Waffe in ihrer Hand.
Und Heulen.
Gewaltig, unheimlich, wunderschön – das Heulen aus den Kehlen riesiger Wölfe. Zwei, drei, ein halbes Dutzend schossen in ihren gefleckten Fellen durch den Vorgarten wie Mondlichtstreifen in der Nacht, direkt auf die Gangmitglieder zu, die auf sie schossen.
Zumindest auf die, die noch übrig waren. Einige waren bereits verschwunden – ob sie geflohen oder gefallen waren, konnte Lily in der Dunkelheit und in dem allgemeinen Durcheinander nicht erkennen. Und außerdem war es schwer, hinter dem kräftigen, fellbedeckten Körper, der auf ihr gelandet war und nun über ihr kauerte, etwas zu erkennen.
„Rule!“ Verdammt, er spielte Schutzschild. Sie versuchte ihn wegzudrücken. Seinen Bauch, seine Beine und seine Brust, das war alles, was sie im Augenblick sehen konnte. „Ich kann nichts sehen. So kann ich nicht schießen. Ich sehe nicht, was mit Beth passiert ist.“ Oder mit Benedict. War er angeschossen?
Harlowe brüllte: „Nein, nein! Hört auf! Aufhören!“
Rule bewegte sich nicht von der Stelle. Er hatte das Gesicht dem Kampfgeschehen zugewandt und knurrte.
Lily gab auf und drückte sich flach mit dem Bauch auf den Boden, die Waffe fest in der rechten Hand haltend, während sie sie mit der linken stabilisierte.
Der riesige junge Mann war verschwunden, aber Beth war noch nicht frei. Harlowe hatte sie sich gegriffen. Sie wehrte sich zwar, war aber viel kleiner und hatte keinerlei Kampftraining, sodass er sie mit nur einem Arm festhalten konnte. Mit dem anderen setzte er den Stab ein. Wo er hinzeigte, verbreitete er Todesqualen.
Er ging gegen alle gleichermaßen vor. Wölfe ebenso wie Menschen brachen zusammen, schreiend und sich windend. Manchmal spritzte Blut. Manchmal nicht. Harlowe brüllte wieder: „Nein, nein!“, immer und immer wieder, und schlug fast willkürlich zu. Und er arbeitete sich zu Lily vor, während das verdammte Känguru immer dicht an seiner Seite hoppelte.
Es war ihr nicht möglich, sauber zu zielen. „Beth, halt still!“, schrie sie über die Schreie und die Schüsse hinweg.
„Halt ihre Hand fest!“, brüllte Harlowe. „Los, schnapp sie dir!“
„Mach den Wolf fertig! Wie soll ich sie zu fassen kriegen, wenn er mir dir Hand abbeißt?“
„Wie?“ Das war mehr ein Kreischen. „Es klappt nicht? Er müsste mich eigentlich lieben, mir gehorchen …“
„Du riechst nicht nach Wolf, Dummkopf! Vorsicht … nein, nein!“ Die Kreatur packte Harlowes Arm, als er den Stab auf Rule richten wollte. „Ihr Körper muss heil bleiben! Ich brauche ihren Körper! Geh näher ran! Näher!“
Das bizarre Paar drehte sich um und versuchte, sich ihr und Rule von der Seite zu nähern. Rule behielt sie weiter im Auge. Sein Knurren grollte wie Donner über Lily. Sie drehte und wand sich, um Harlowe so ins Visier zu bekommen, dass sie ihn unschädlich machen konnte – immer in der Angst, möglicherweise ihre Schwester zu treffen.
Ein Kopfschuss. Sie musste versuchen, den Kopf zu treffen. Aus dieser Distanz musste es möglich sein, aber er war ständig in Bewegung, und sie selbst war in ihren Bewegungen durch einen schrecklich dickköpfigen Werwolf behindert.
„Beeilung!“, schrillte der Dämon. „Die Wölfe heulen!“
„Halt den Mund! Wir trennen uns. Er kann uns nicht beide gleichzeitig angreifen.“
Sie schlängelte sich nach rechts, die Waffe immer fest auf
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