Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
sauberes Zimmer, Zimmerservice, eine Waschmaschine, einen Trainingsraum, ein Schwimmbad, Kabel, Internet …“
„Schon verstanden. Du fühlst dich wohl hier.“
„Klar, warum auch nicht? Wahrscheinlich würde sich jemand, der Wert auf Besitztümer legt, hier nicht wohlfühlen, aber für mich ist es ideal.“
Das Schloss klackte. Er lehnte sich vor, um die Tür aufzudrücken und sie ihr aufzuhalten.
Sie bedachte ihn mit einem seltsamen Blick.
„Ich habe gute Manieren. Ich schere mich nicht immer darum, aber wenn ich will, weiß ich, was sich gehört.“ Er stand jetzt ganz dicht neben ihr, so nah, dass ihr Duft ihn in der Nase kitzelte. Aufregend, vertraut und angenehm. Sein Körper wurde hart vor Erregung.
Es war lange her, dass er sich Zeit gelassen hatte, bevor er mit einer Frau ins Bett ging, sondern er tat es einfach. Er stellte fest, dass es ihm gefiel. Er strich ihr mit der freien Hand über die Halsbeuge. „Außerdem war Ladys first immer meine Devise.“ Er meinte nicht die Tür.
Sie hatte ihn verstanden. Ihre Augen lächelten ihn an, hübsche Augen, dachte er. Whiskeyfarben. Ihre Miene aber blieb ernst. „Eine gute Devise. Aber manche Ladys mögen es zwei- oder dreimal.“
„Ganz schön gierig, was?“
„Wenn ich nicht gerade Kopfschmerzen habe.“ Sie ging durch die Tür, und er schloss sie hinter ihnen beiden. „Du weißt ja doch, wie man flirtet.“
„Was soll das heißen?“
Sie zuckte mit der Schulter. „Ich hätte nicht gedacht, dass du Interesse an mir hast. Bevor ich gefragt habe, ob wir Sex haben wollen, hast du nicht geflirtet, du hast mich nicht abgecheckt … du weißt schon …“
Er hatte sie verletzt. Cullen dachte darüber nach, während sie den Flur entlanggingen. Ganz normaler Hotelstandard: beigefarbener Teppich, beigefarbene Wände. Warum lebte sie an einem so unpersönlichen Ort, der nichts über sie verriet? „Gleich wirst du mir sagen, dass ich ein arrogantes Arschloch bin.“
„Das habe ich schon. Oft. Und nicht nur, wenn du dabei warst.“
„Also denkst du an mich.“ Er grinste sie an. „Das tun viele Frauen.“
„Aha, wir sind schon beim arroganten Teil.“
Er zuckte die Achseln. Er wusste, wie er aussah. Das war Realität, keine Arroganz. „Mein Aussehen arbeitet zu sehr für mich, das ist unfair. Deshalb habe ich eine Regel: kein Flirt, keine Verführung, keine Anmache, bevor die Frau nicht grünes Licht gibt.“
Sie blieb stehen. „Willst du damit etwa sagen, du bist ritterlich?“
„Um Himmels willen, nein. Ritterlichkeit ist krank – Männer, die so tun, als würden sie eine Frau ganz keusch anhimmeln, obwohl wir doch alle wissen, dass das ein Widerspruch in sich ist.“
„Dann eben deine eigene verdrehte Version von Ritterlichkeit.“ Sie war entzückt. „Nimmst du deswegen Timms überallhin mit?“
„Ich kann dir versichern, dass er es nicht auf meinen Körper abgesehen hat. Und vice versa.“
Sie winkte ab. „Nein, ich meine, er ist wie ein herrenloser Welpe, der dir die ganze Zeit hinterherläuft. Ich kann es kaum glauben. Vorher konnte er dich nicht ausstehen.“
„Timms weiß es nicht, aber er ist auf der Suche nach einem Rudel. Er hat mich als dominant akzeptiert – das ist ihm zwar nicht klar, aber er ist nicht in der Lage, mit anderen Männern auf Augenhöhe umzugehen. Er drangsaliert die, die ihm unterlegen sind, und hält die, die ihm überlegen sind, für seine Freunde.“
Anscheinend waren sie bei ihrer Zimmertür angekommen, denn sie blieb stehen – 1014. Sie schnaubte. „Er ist kein Lupus.“
„Menschen brauchen Rudel, auch wenn ihr es nicht wahrhaben wollt. Deswegen seid ihr alle so durcheinander, vor allem die mit dem YX -Chromosom. Alkohol, Drogen, Gangs, Konkurrenzdenken, das sind alles Symptome für das Bedürfnis nach einem Rudel und nach einem festen Platz in diesem Rudel. Der hemmungslose Kult des Individuums, wie er in Amerika herrscht, lässt alle Männer glauben, sie müssten Alphas sein, aber so funktioniert das nicht.“
Sie lehnte sich gegen den Türrahmen, verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen hoch. Sehr skeptisch. Er musste lächeln. „Hemmungsloser Kult des Individuums?“
„Natürlich. Es ist Mythos, ein Märchen, das sich die Menschen erzählen, um die moderne Isoliertheit erträglicher zu machen. Amerika wurde nicht von hemmungslosen Individualisten gegründet, sondern von Menschen, die ihr Rudel zu Hause nicht mehr mochten und ein eigenes gründen wollten – religiöse Rudel
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