Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
beantwortete nie Fragen, wenn er nicht wollte.
Es war fünf nach elf, als sie endlich vor der Nokolai-Residenz parkten. Cullen half seinen beiden Verletzten aus dem Auto, zumindest versuchte er es. Timms war wackelig auf den Beinen, aber er hatte keine Schmerzen. Cynna behauptete, dass der kurze Schlaf im Wagen bei ihren Kopfschmerzen Wunder gewirkt hätte.
„Glaubst du, sie sind schon im Bett?“, fragte sie, als sie auf das Haus zugingen. „Die Außenbeleuchtung ist aus.“
„Rules Bodyguards sind gekommen. Die, die draußen Wache halten, werden nicht wollen, dass ihre Nachtsicht beeinträchtigt wird.“
„Ich sehe niemanden.“
„Das sollst du auch nicht.“ Cullen machte sich den Spaß, seinen anderen Blick zu benutzen, um sich zu vergewissern, dass er recht hatte. Die unverkennbare Aura lag schwach über dem Vordersitz des zwei Jahre alten Mercury, der vor dem Haus stand.
Trotzdem war er überrascht, als die Tür sich öffnete. So überrascht, dass sein Blick starr wurde.
Der Mann, der ihm gegenüberstand, füllte den ganzen Türrahmen aus. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und von silbernen Strähnen durchzogen. Seine Hände waren so groß wie Teller. Er hatte die dunklen Augen seiner Mutter und kupferfarbene Haut, und er verließ das Clangut so gut wie nie.
„Wollt ihr nicht reinkommen?“, fragte Benedict.
„Das hatten wir eigentlich vor.“ Cullen ließ Cynna den Vortritt. „Cynna Weaver, das ist Rules Bruder Benedict. Es geht das Gerücht, er hätte einen Nachnamen, aber genau wie Madonna benutzt er ihn nicht.“
Dem Gerücht zufolge, oder zumindest Rule zufolge, hatte Benedict auch Sinn für Humor, aber Cullen hatte nie einen Beweis dafür gesehen. Auch heute Abend nicht. „Kommen Sie schon rein. Ich will die Tür nicht auflassen.“
„Sie ist ein bisschen langsam heute Abend“, sagte Cullen und schob Cynna mit einer Hand durch die Tür. „Möglicherweise liegt das an der Schädelfraktur mit Impression. Oder an deiner Brust. Wusstest du eigentlich, dass man in der Stadt normalerweise obenrum etwas anhat?“
Auf solche Nebensächlichkeiten achtete Benedict natürlich nicht. Es war genauso unmöglich, ihn zu beleidigen, wie mit ihm zu scherzen. Er sah Cynna an. „Lily sagt, die Rhej der Leidolf hat Sie geheilt.“
Cynna hatte sich mittlerweile von ihrem Schreck erholt, den ihr nicht nur Benedicts nackter Oberkörper eingejagt hatte, sondern mindestens ebenso das, was er sonst noch so am Körper trug. Benedict mochte alles, was scharf war. Messer steckten in Hüllen an seinen Unterarmen, und ein Schwert hing in der Scheide über seinen Rücken. Sie warf Cullen einen verärgerten Blick zu. „Ja, das hat sie. Mir geht es gut, abgesehen von leichten Kopfschmerzen.“
Leichte Kopfschmerzen. Ha. „Wer passt denn jetzt auf Isen auf?“, fragte er, während Benedict die Tür absperrte.
„Jemand anders. Nicht nur einer.“ Benedict wandte sich an Timms. „Ich erlaube keine Waffen in der Residenz des Lu Nuncio.“
Cullen schüttelte den Kopf. „Du wirst es nicht schaffen, ihn von seiner Waffe zu trennen, aber ich bürge für ihn.“ Er sah Timms an. „Es ist nicht gestattet, auf meinen Freund zu schießen.“
„Das muss Timms sein“, sagte Rule, der aus dem engen Flur auf sie zutrat. „Ich habe gehört, dass sein Arm gebrochen ist, als er gegen die Besessene gekämpft hat. Ich frage mich, warum …“ Er brach ab und sah Cullen mit hochgezogenen Brauen an.
Aber es war Timms, der antwortete. „Er hat mir das Leben gerettet.“
„Wie bitte?“
„Er da. Ihr Freund.“ Timms nickte bekräftigend. „Ich hatte sie mit dem Betäubungspfeil getroffen. Das hat sie wütend gemacht. Die anderen beiden haben nicht reagiert, Schließlich war sie eine Frau, verstehen Sie? Deswegen haben sie gezögert. Seabourne nicht. Der hat sie runtergerissen, als sie mich zu fassen gekriegt hatte. Sind Sie Rule Turner?“
„Der bin ich.“ Rule betrachtete ihn fasziniert.
„Sie haben das Dämonzeugs in sich. Ist nicht Ihre Schuld … ich dachte, ich komme lieber mit und halte die Augen offen.“
„Ich verstehe.“ Rule war belustigt, zeigte es aber nicht. Er ging zu Cynna, er humpelte nicht, wie Cullen bemerkte, und nahm ihre Hände in seine. „Wie geht es dir wirklich?“
Dieser eindringliche, besorgte Blick hatte schon selbstbewusstere Frauen als Cynna verwirrt. Beinahe hätte sie gestottert. „Gut, wirklich. Mein Kopf tut weh, aber das ist keine große Sache. Aber was ist mit
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