Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
wedelte mit den Armen, und das Laub um sie herum knisterte und knackte. Sie lag mitten in den Blättern, in dem Haufen, den sie gemacht hatte. Normalerweise gab es nicht genug Blätter, um einen Haufen zu machen, aber …
War an dem Tag dort wirklich ein Laubhaufen gewesen? Sie hielt verwirrt inne. Dieser Teil war anders, aber der Rest war wie immer. Etwas Schlimmes würde passieren – war passiert, würde wieder passieren …
Ein Paar hochgeschnürte schwarze Turnschuhe tauchte neben ihr auf. „Was machst du hier im Angel-Revier, Kleine?“
Das war Dereks Stimme. Und Dereks Turnschuhe. Ihr Herz klopfte ängstlich. „Ich habe den Zoll bezahlt.“ Sie rappelte sich auf, aber einer von diesen großen schwarzen Schuhen stellte sich auf ihren Bauch und drückte sie zu Boden.
„Nicht an mich.“
„Ich habe das Geld Raphael gegeben.“
Auf einmal spürte sie etwas Feuchtes in ihrem Ohr. Eine Zunge. „Hast du mich vermisst?“, sagte eine Frauenstimme. „Du bist ein süßes kleines Ding, so ganz nackt.“
Jiri? Nein, das war nicht möglich. Nicht hier, nicht jetzt. Jiri war …
Sie hockte neben ihr mit ihrem breiten Grinsen im Gesicht. Sie hatte große ebenmäßige Zähne, sehr weiß und gerade. Ihre Haut war so dunkel, als wäre sie in einen Eimer voller Nacht getaucht worden. Ihr Haar war extrem kurz geschnitten, aber nicht rasiert, dann war das eine frühere Jiri, bevor … bevor …
„He, ich kann kommen, wann ich will. Es ist dein Traum, aber es ist mein Körper, nicht wahr? Mehr oder weniger. Gib acht. Gleich wird er …“
Der große Fuß stieß in ihre Seite. Sie schrie auf und rollte sich zusammen. Der Schmerz war so heftig, dass sie nichts sah und nichts hörte – auch nicht Jiri. Die eigentlich gar nicht hier sein konnte. Sie hatte Jiri ja erst kennengelernt, als …
Wieder traf der große Fuß sie in die Seite. Und noch einmal. Der Schmerz war wie eine Explosion. Nein! So war es nicht! Er hat mich getreten, aber dann konnte ich entkommen.
„Das war damals“, sagte Jiri. „Aber es ist jetzt. Dieses Mal kommst du nicht davon.“
Doch. Sie drehte sich von dem Turnschuh weg und stemmte sich auf die Füße. Auf einmal hatte sie ihre normale Größe, die einer erwachsenen Frau, nicht die eines kleinen Mädchens. Ihr Fuß schlug seitlich aus, und sie brach Derek die Kniescheibe. Derek heulte auf und ging zu Boden.
„Hast du das Ploppen gehört?“ Jiri richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Sie war fast genauso groß wie Cynna. „Willst du wirklich, dass es so endet wie damals?“
Nein. Nein, das wollte sie nicht. „Was machst du hier?“
„Du kannst es ändern, das weißt du.“
Man kann die Vergangenheit nicht ändern.
„Aber das hier ist nicht die Vergangenheit. Das geschieht jetzt, und du träumst. Träume können sich ändern.“
Sie träumte. Ja, das stimmte, aber Jiri war wirklich hier. Das war falsch. Wenn sie mit Jiri im Traum redete, würde etwas Furchtbares passieren. Sie konnte sich nicht erinnern, was, aber sie begann sich zu wehren, sich zu zwingen, aufzuwachen. Wach auf.
„Gott, bist du stur“, sagte Jiri und packte ihren Arm. Cynna versuchte, sich loszureißen, aber es war einer dieser Momente, so zäh wie Sirup, wenn einem der Traumkörper beim besten Willen nicht gehorchen will und man sich nicht bewegen kann.
„Bewahr das für mich auf“, sagte Jiri und legte etwas in ihre Hand.
Cynna sah hinunter. Ein totes Blatt. Jiri hatte ihr ein totes braunes Blatt gegeben. Sie schloss die Finger darum, zerdrückte es, bis es zerbröselte, und riss sich los, und als sie …
Als sie die Augen aufschlug, war es dunkel.
Der Kopf tat ihr weh und auch die Seite. In der ersten übelkeiterregenden Verwirrung war ihr nicht klar, welcher Schmerz echt war und welchen sie nur geträumt hatte. Sie schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Dann setzte sie sich auf und stützte den Kopf in die Hände.
Mein Gott. Diesen Traum hatte sie schon lange nicht mehr gehabt.
Wenigstens hatte sie es geschafft, vor der letzten Szene aufzuwachen … als sie nach Hause gelaufen war, unter Schmerzen, und sich fragte, ob bei ihnen eingebrochen worden war. Als sie den Krankenwagen vor dem Haus gesehen hatte. Und als sie gesehen hatte, wie sie ihre Mama auf einer Bahre weggetragen hatten.
Cynna stand auf. Ihr Kopf protestierte, aber ihre Seite tat nicht mehr weh. Das war natürlich nur die Erinnerung gewesen, und ihrem Kopf ging es schon besser, als sie erwartet hatte. Die
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