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Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Titel: Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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verworren war, dass man praktisch ein Konklave einberufen müsste, bevor man einen Zauber ausführen dürfte. Er hatte ihr geraten, ihre Fähigkeiten als Waffe zu betrachten – und ihre Gabe und ihre Zauberkraft ausschließlich zur Selbstverteidigung einzusetzen oder in Ausübung ihrer Pflicht und nur, wenn es eindeutig dem Gemeinwohl diente. „Ich denke, in diesem Punkt habe ich ein reines Gewissen“, sagte sie nach einer Weile, „das ist es nicht, was mich bedrückt.“
    Er wartete.
    Sie holte tief Luft und brachte es heraus. „Ich habe getötet.“
    Stille.
    „Keine Menschen. Scheiße. Tut mir leid, Vater. Das klingt ganz falsch. Ich meine, ich habe Dämonen getötet.“
    Dieses Mal dauerte die Stille länger. Endlich sagte er: „Sind Sie sicher, dass es Dämonen waren, die Sie getötet haben?“
    Wenigstens sagte er ihr nicht, dass sie verrückt war. Sie nahm es ihm nicht übel, dass er fragte. Jeder wusste, dass Dämonen die Grenze nicht überschreiten konnten, wenn sie nicht gerufen wurden, und fehlerfreie Beschwörungsrituale waren heutzutage äußerst selten. Seit der sogenannten Säuberung. Wie so viele Dinge, die „alle“ wussten, war auch das falsch, aber das konnte dieser Priester nicht wissen.
    In der Hölle allerdings waren Dämonen nicht ganz so selten. „Ähem … ich bin bei der MCD , müssen Sie wissen. Beim FBI . Und … es tut mir leid, aber über Einzelheiten kann ich nicht sprechen, nicht einmal mit einem Priester. Aber es wurden dabei Dämonen getötet.“
    „Das ist keine Sünde, wenn die Tat nicht aus Böswilligkeit geschah“, sagte er freundlich. „Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird es nicht mehr als ein Gnadenakt an sich angesehen, sie zu vernichten, aber es sind seelenlose Wesen.“
    Sie seufzte. Das war die Reaktion, die sie erwartet hatte. „Danke, Vater.“
    Er redete noch ein wenig mit ihr und legte ihre Buße fest. Er fügte hinzu, dass er noch eine Weile in seinem Büro sein würde und sie sich im Altarraum aufhalten könne.
    Cynna verstand den Wink. Sie setzte sich auf eine Kirchenbank, um mit dem Vaterunser zu beginnen, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab.
    Wenn man Dämonen tötete, waren sie tot. Die, die sie erschossen hatte, hatten ihr und den anderen noch viel schlimmere Dinge antun wollen, daher bereute sie nicht, was sie getan hatte. Das war es nicht. Aber trotzdem hatte sie das Gefühl, dass es nicht richtig war. Wenn sie keine Seele hatten, hatten sie auch kein Moralempfinden. Sie wussten nicht, was das Böse war, und konnten sich daher auch nicht für das Gute entscheiden. Ohne eine Seele hätten sie auch keine Chance auf ein Leben nach dem Tod.
    Machte es das nicht noch schlimmer, sie zu töten?
    Und warum hatte Gott die Welt so eingerichtet?
    Sie rutschte auf ihrer Bank hin und her. Den Allmächtigen infrage zu stellen gehörte sich wohl nicht für eine gute Katholikin, aber sie war erst spät in die Kirche eingetreten und zum Teil aus selbstsüchtigen Motiven. Gläubige waren gegen Besessenheit geschützt.
    Aber natürlich wusste jeder, dass es so etwas wie Besessenheit nicht mehr gab.
    Verdammt. Sie hing immer noch ihren Gedanken nach, anstatt Buße zu tun. Vielleicht würde es mit dem Gegrüßet seist Du , Maria besser klappen. Mit Maria fühlte sie sich wohler als mit dem allmächtigen Vater.
    „Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade …“
    „Mein Kind.“
    Die Stimme klang wie Kirchenglocken und Wind, wie das sanfte Schlagen der Wellen in der Nacht und wie der Jagdschrei der Eule. Und doch war es eine menschliche Stimme. Weiblich. Es war auch eine echte Stimme – ein Ton, der durch Schwingungen der Luft entstand –, keine Gedankensprache … und doch war ihr, als würde sie auch in ihrem Inneren klingen.
    Ehrfurcht. Zum ersten Mal verstand Cynna die Bedeutung dieses Wortes. Lange wagte sie weder, sich zu bewegen noch zu atmen, in der Hoffnung, die Stimme würde noch einmal zu ihr sprechen. Endlich sagte sie: „M… Maria?“
    „Nein.“ Das Wesen, dessen Anwesenheit sie spürte, war belustigt, aber doch freundlich. „Ich war viele, aber diese nicht. Ich bin schon dein, Cynna. Bist du mein?“
    Sie antwortete, ohne nachzudenken und ohne Furcht: „Ich weiß nicht. Wer bist du?“
    „Wenn du es weißt, wirst du deine Wahl treffen. Aber jetzt geh und suche deine Freunde. Beeil dich. Du wirst gebraucht.“

 
    3
    In Washington war nicht rund um die Uhr Betrieb wie in New York oder L.A. Selbst auf den Hauptverkehrsstraßen

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