Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
tauschte einen Blick mit Benedict, und sie folgten ihrer Aufforderung.
Rule hatte verlernt zu gehen. Er kippte erst zu einer Seite, dann zur anderen. Er schob dasselbe Beine zweimal vor, anstatt eins nach dem anderen, bemerkte dann seinen Irrtum und hielt inne und warf sich so schnell wieder nach hinten, dass er Lily fast mit zu Boden gerissen hätte. Benedict hielt ihn fest.
Die Rhej ließ sich im Schneidersitz auf den kalten Boden sinken, Victors Hand weiter fest umklammernd. Der Rho bot einen Anblick, der einem Kind Angst hätte einjagen können – und hartgesottenen FBI -Agenten auch. Hautfetzen, so fleckig wie bei einer Kröte, hingen von seinen Knochen wie hart gewordenes Wachs. Krebsgeschwüre wucherten wie Pilze nach einem Regenguss.
So schnell? Wie war es möglich, dass die Tumore so schnell gewachsen waren? „Kannst du Rule helfen?“, fragte sie die Rhej mit vor Angst heiserer Stimme. „Wenn du Victor am Leben hältst, wie viel Energie bleibt dir dann noch für Rule?“
Sie blickte zu ihr hoch. Ein entschlossenes Lächeln erschien auf ihrem dunklen Gesicht und war so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war. „So gut wie alles, im Moment. Ich habe mehr Energie, als eine Rhej je gehabt hat.“ Sie sah Rule an. „Träger zweier Mächte“, sagte sie, und aus ihrem Mund hörte es sich fast an wie ein Titel, „wirst du dir von mir helfen lassen?“
Rule bewegte sich, als wollte er versuchen, allein zu stehen, sackte dann aber wieder in sich zusammen. „Könnte … Hilfe gebrauchen, Serra.“
„Ich brauche seine Hand.“ Sie streckte ihre Hand zu ihnen hoch.
Vorsichtig nahm Lily Rules Arm von ihrer Schulter. Benedict würde ihn schon allein stützen können. Rule gelang es, seine Hand auszustrecken. Die Rhej nahm sie und runzelte die Stirn. „Du hast irgendetwas Komisches in dir.“
Rule schien nicht in der Lage zu sein, zu antworten, also übernahm Lily das für ihn. „Dämonengift. Er wurde von einem Dämon verletzt, und dabei wurde er infiziert.“ Ihre Stimme war zittrig. Es war so viel passiert, dass sie das Dämonengift ganz vergessen hatte.
„Ich glaube nicht, dass ich dagegen etwas tun kann. Aber was das andere betrifft …“ Sie schloss die Augen und begann zu summen … Lily erkannte die Melodie. „Rock of Ages“. Die alte Gospelhymne in dieser Umgebung zu hören war so unwirklich, dass sie beinah gekichert hätte.
Aber vielleicht wurde sie auch nur langsam hysterisch. Sie unterdrückte diesen Anfall von Heiterkeit.
Alex redete immer noch und erzählte seine Geschichte von irgendeinem alten Rho und seinem Feind … und ein paar Meter weiter geriet die Realität erneut ins Splittern. Dort, wo eben noch ein rötlicher Wolf gewesen war, stand jetzt Cullen, vorgebeugt, die Hände auf den Knien, und keuchte.
Alex warf einen Blick in seine Richtung. Ohne seinen Singsang eines Geschichtenerzählers zu unterbrechen, sagte er: „Eric. Reese. Kann ein Nokolai etwas, was ein Leidolf nicht kann? Verwandelt euch jetzt. Ich brauche euch in Menschengestalt. Und Trath erklärte sich bereit, mit Eiriu über einen Waffenstillstand zu reden“, fuhr er mit seiner Erzählung fort, „und beide waren beim Clan der Leidolf zu Gast. Aber Trath hatte …“
Cullen bewegte sich langsamer als sonst. Er bückte sich, um etwas von einem der Kleiderhaufen aufzuheben. Doch es war nicht seine Hose. Es war eine Halskette. Das Sonnenlicht brach sich in dem Diamanten, als er sich die Kette um den Hals legte.
Zu ihrer Linken brachen zwei Wolfskörper in die einzelnen Teile einer anderen Wesenheit und begannen, sich umzugestalten.
Rule richtete sich auf. Sein Atem wurde gleichmäßiger, langsamer. Er wandte den Kopf. Sein Blick traf den ihren … und dann war er wieder da. Erschöpft zwar, das Haar schweißnass, aber er war da. Er lächelte erst sie an, dann die Rhej. „Serra“, sagte er und machte eine für ihn typische Geste: Er nahm die Hand der Rhej und beugte sich vor, um sie zu küssen. „Ich danke dir.“
„Danke mir später“, sagte sie scharf. „Jetzt ist keine Zeit.“
„ … und sie waren sich einig, dass die Herrschaft von Eiriu enden muss“, sagte Alex, „denn sie war vergiftet von Blutgier. Reese, Eric, geht mit ihnen. Nehmt meine Schlüssel aus meiner Hosentasche. Sie sollen meinen Wagen nehmen, ihr eigenes Auto steht zu weit weg. Aber die Leidolf wollten das Band nicht zerreißen, das sie …“
Und so wurde Lily durch ein Feld voller Wölfe eskortiert von fünf Männern,
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