Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
Waffe hierhergebracht worden. Gehen die Leidolf immer so um mit ihren Gästen?“
„Aber du bist heute nicht nur ein Nokolai, nicht wahr?“ Das Zucken um seine blassen trockenen Lippen sollte wohl ein Lächeln sein. „Heute bist du auch ein Leidolf. Und durch die große Dummheit meiner Schwester sind wir blutsverwandt, und du bist außerdem mein Großneffe. Wie könnten wir dich da außen vor lassen?“ Er deutete auf die anderen und hob wieder die Stimme. „Unsere Kandidaten sind versammelt.“
Sieben weitere Männer stellten sich vor ihrem Rho auf. Sie sahen Rule an wie ein Metzger einen Straßenköter, der nach seinem Braten schielt … oder wie ein Wolf einen anderen Wolf, der in sein Territorium eingedrungen ist.
Ein Hauch von Magie huschte über Lilys Gesicht, federleicht und ganz schnell. Ein Sorcéri, begriff sie. Cullen hatte gesagt, dass unter dem Versammlungsfeld ein Netzknoten war. Diese hatten oft undichte Stellen. Sie überlegte, wie sie das zu ihrem Vorteil nutzen konnte, aber ihr fiel nichts ein.
Immerhin hatte sie noch eine Waffe. Eine SIG Sauer konnte es zwar nicht mit tausend Lupi aufnehmen, aber sie musste sie ja auch nur auf einen ganz Bestimmten richten. „Sie müssen Victor Frey sein“, sagte sie und trat vor. „Ich bin Lily Yu von der Magical Crimes Division. Sie stecken ganz schön tief in …“
„Haltet sie auf“, sagte Victor.
Welche Wirkung das Band der Gefährten auch auf ihr Gehör gehabt hatte, mit den Reflexen der Lupi hatte es sie nicht ausgestattet. Es gelang ihr zwar noch, ihre Waffe zu ziehen, aber die fiel scheppernd zu Boden, als zwei Wachen sie packten.
Rule zuckte zusammen, rührte sich aber nicht. „Du legst Hand an eine Auserwählte“, sagte er leise und sah die Rhej an.
„Ihr wird nichts geschehen“, sagte diese. Obwohl ihre Miene undurchdringlich blieb, klang ihre Stimme besorgt. „Das stimmt doch, Victor?“
„Natürlich nicht. Aber ich kann nicht zulassen, dass sie auf mich schießt.“ Er stemmte sich aus dem Sessel hoch und stand stocksteif und aufrecht da. Doch es kostete ihn einige Anstrengung. Sie sah das Zittern seiner Hand, die Anspannung in seinem Gesicht. Trotzdem fand er seine tragende Stimme wieder. „Die Kandidaten mögen niederknien.“
Die sieben Männer, die Rule so unfreundlich gemustert hatten, fielen auf die Knie. Auch Brady tat es ihnen gleich, wie sie bemerkte, als sie sich im Griff der Wache wand, um nachzusehen.
Rule blieb stehen.
Victor lächelte, und er sah dabei aus wie ein faltiger Gargoyle.
„Du wirst niederknien“, sagte er leise, „noch bevor wir fertig sind.“ Er schloss die Augen und sagte etwas in Latein. Dreimal sprach er dieselben Worte.
Lily wartete. Ihr Herz hämmerte wie wild. Sie setzte alles auf das Band der Gefährten, dieses launenhafte Band, das machte, was es wollte, und das sie nie durchschaut, geschweige denn beherrscht hatte. „Dame“, flüsterte sie, „wenn du da bist, wenn dich das hier auch nur irgendetwas angeht, dann hilf ihm. Hilf ihm.“
Der Rho streckte die Hände aus, die Handflächen nach außen, als wolle er etwas von sich wegdrücken. Er schwankte. Einer der knienden Männer stieß ein leises Geräusch aus, möglicherweise ein erstauntes Aufkeuchen. Ein anderer fiel vornüber und sackte in sich zusammen.
Und auch Rule … begann zu schwanken, genau wie der Rho. Seine Augen weiteten sich, sein Blick ging ins Leere, seine Arme hingen schlaff herunter.
Und dann wehte der Energiewind über sie hinweg.
32
Kein Wind, sagte Lily im ersten Moment, als die magische Kraft über ihr Gesicht hinwegfegte, ihr in die Nase stieg und ihr die Hände verbrannte.
Ein Orkan. Stärker als der erste, beängstigend stark.
Die Wirklichkeit zersprang in Stücke. Sie sah, wie Männer von der Verwandlung mitgerissen und in ihre andere Gestalt geschleudert wurden wie von einem Wirbelwind. Einer von Lilys Bewachern ließ die Hände sinken. Oder er verlor sie, als er zum Wolf wurde.
Darauf hatte sie gewartet. Sie stieß dem anderen Mann, der selbst mit der Verwandlung kämpfte, den Ellbogen in die Rippen. Er heulte auf und knickte ein, und die Wirklichkeit splitterte weiter, während sie losstürzte und nach einem Gewehr hechtete, das einer von Benedicts Bewachern hatte fallen lassen.
Sie bekam das Gewehr zu fassen, rollte sich herum und rappelte sich wieder auf.
Wölfe. Überall waren Wölfe, in dem Meer aus Fell standen vereinzelt ein paar verunsicherte Frauen. Niemand in ihrer Nähe stand
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