Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen
gestern Abend war er allein. Anscheinend ist es sehr schnell gegangen. Er hatte keine …“ Sein Atem stockte fast unmerklich. „Er hatte nicht einmal mehr genug Zeit, um Hilfe zu rufen.“
„Der Angriff fand auf dem Gelände des Leidolf-Clanguts statt?“
„Ihr Berater hat Sie gut informiert. Die meisten Menschen würden sagen, dass es mein Land ist, weil es auf meinen Namen eingetragen ist. Vielleicht haben Sie doch schon etwas davon gelernt, wie wir leben, obwohl Sie offiziell noch kein Lehrling sind?“
Er wollte Informationen aus ihr herauskitzeln, und sie musste sich entscheiden, wie sie darauf reagieren sollte. Cullen hätte sie ruhig vorher in seine Pläne einweihen können, verdammt.
Mach es nicht komplizierter, als es ist, entschied sie schließlich. Und mit der Wahrheit war es immer am einfachsten. Aber sie würde nicht zu viele Details verraten. „Ich weiß ein bisschen mehr als ein Durchschnittsmensch, aber auch nicht viel mehr. Am besten, Sie gehen davon aus, dass ich von nichts eine Ahnung habe. Damit liegen Sie nie falsch. Wurde Randall hier auf dem Leidolf-Clangut angegriffen?“
„Ja. Wir sind sehr vorsichtig und gehen nicht überall in Wolfsgestalt hin.“
„Verständlich. Wie haben Sie es erfahren?“
„Er war mein Thronfolger. Als er starb, habe ich es gespürt.“ Seine Augen waren jetzt, wie Cynna bemerkte, vollkommen schwarz. Er stand auf und bewegte sich langsam, wie ein Mann, den die Trauer niederdrückte. Selbst die Falten in seinem Gesicht senkten sich unter der Last der Gefühle. Aber seine Augen verrieten nichts. „Vielleicht ist das schwer zu glauben für Sie.“
„Deswegen hat sie einen Berater“, sagte Cullen. Er sah sie an. „Dieser Teil ist wahr. Ein Rho weiß, wenn er seinen Thronfolger verliert.“
Entweder bemerkte Victor Frey die Anspielung in Cullens Formulierung nicht, oder es war ihm egal. Er war wieder in Schweigen verfallen. Zeit für eine weitere Frage. „Haben Sie den Dämon gerochen oder versucht, ihn aufzuspüren? Sie haben einen ganz bestimmten Geruch, hat man mir gesagt.“
Seine Augenbrauen hoben sich. Er sagte immer noch nichts, sondern sah sie nur mit ausdruckslosen Augen an.
„Ich bin nicht daran interessiert, jemanden festzunehmen, weil er keine vollständige Aussage gemacht hat. Zu viel Papierkram, bei dem zu wenig rumkommt. Außerdem würde Sie das verärgern, und das würde meine Arbeit nur erschweren.“
„Eine praktisch veranlagte Frau.“ Sein Lächeln war schwach und angespannt. „Ich bin einem Geruch gefolgt, den ich nicht kannte. Er führte weg vom Tatort. Vielleicht war das Ihr Dämon. Nach einem Kilometer löste sich die Spur auf. Wenn da ein Dämon war, ist er jetzt weg.“
„Ich hoffe, Sie haben recht. Habe ich die Erlaubnis, Ihr Land unter die Lupe zu nehmen, um sicherzugehen?“
Nachdenklich setzte er sich hin. Der Schaukelstuhl knarrte. „Wir leben sehr zurückgezogen“, sagte er schließlich. „Und die Behörden sind noch nie unsere Freunde gewesen. Aber Sie werden sich einen Durchsuchungsbefehl besorgen, wenn ich Ihnen den Zugang verweigere, oder? Also gut. Sie dürfen nach Ihrem Dämon suchen.“
„Danke. Könnte ich …“
„Gehen Sie jetzt.“
„Wie bitte?“
„Zeit zu gehen“, sagte Cullen und stand auf.
„Ich bin noch nicht …“
„Doch. Das bist du.“ Er machte zwei Schritte, zog sie hoch und legte ihr die Hand auf den Mund. Der Mistkerl! Dann drehte er ihr Gesicht zu dem Rho der Leidolf hin.
Frey saß ganz still in seinem Schaukelstuhl, und doch hörte sie immer noch ein Knarren. Sie blinzelte. Seine Augen waren leer, sie verrieten nichts, aber seine Hände hielten die Armlehnen so fest umklammert, dass das Holz knirschend protestierte.
Scheiße.
Cullen ließ die Hand sinken. „Danke“, sagte sie noch einmal zu dem bewegungslosen Rho und ließ sich von Cullen aus dem Raum zerren. Timms folgte ihnen, nicht ohne noch ein paarmal einen Blick zurückzuwerfen.
„Das war ja seltsam“, sagte sie leise, als sie wieder in der Eingangshalle standen. „Was …“
„Sei still. Er kann dich immer noch hören.“ Cullen streckte die Hand nach der Haustür aus.
„Gehen Sie?“, fragte Sabra.
Cynna zuckte zusammen. Die Frau hatte offenbar ihre Flipflops ausgezogen und bewegte sich so lautlos wie ein Lupus.
„Victor fühlt sich nicht wohl“, sagte Cullen. „Nein, schau nicht nach ihm. Er hat Probleme, die heres valos ins Gleichgewicht zu bringen.“
Sabra warf einen Blick ins Wohnzimmer,
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