Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
war die Wahrheit heraus und hing zwischen ihnen: Sie wollte dieses Kind nicht. Cynna war übel. Sie legte sich die Hand auf den Bauch. Etwas wuchs darin, gerade jetzt.
„Was wirst du tun?“, wiederholte er.
Sein Blick war brennend, ließ ihren nicht los. Nein, seine Augen strahlten nur heller als gewöhnlich. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Sie starrte ihn an, und langsam dämmerte ihr, was er meinte. „Cullen, ich bin katholisch. Ich meine, ich bin für das Recht auf Abtreibung, weil nicht jeder katholisch ist und seine eigene Entscheidung treffen sollte, aber ich bin katholisch.“
„Du nimmst die Pille. Du hast Sex, wann du willst. Das entspricht nicht gerade den Vorstellungen von katholischen Gläubigen. Willst du damit sagen, dass …“
„Ja, das will ich damit sagen.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Er war verletzt. Sogar sehr, denn Cullen ließ sich sonst nie anmerken, wenn er verletzt oder ängstlich oder verwundbar war. „Ich weiß nicht, was ich tun werde, aber es wird keine Abtreibung sein. Das steht nicht zur Debatte.“
Seine Krücken fielen scheppernd zu Boden. Er packte sie und drückte sie fest an sich.
Zu fest. „Lass das! Ich bekomme keine Luft!“
„Halt den Mund.“ Aber er ließ sie nicht los. Sie war nicht viel kleiner als er; als er sein Kinn auf ihren Kopf legte, bewegte sein Atem ihr Haar. „Das ergibt keinen Sinn. Ich verstehe dich nicht.“
„Ich mich auch nicht. Aber … beim Sex betrifft ein eventueller Fehler nur die beteiligten Erwachsenen. Vielleicht hat die Kirche recht, vielleicht habe ich recht, aber in jedem Falle ist es keine große Sache. Aber eine Abtreibung …“ Sie brach ab. „Wir sprechen hier von Kindern. Nicht, dass ich denken würde, dass das, was in mir ist, ein Kind ist, noch nicht. Aber das wird es einmal, nicht wahr? Ich kann diese Entscheidung nicht treffen. Das ist einer der Gründe, warum ich ursprünglich in die Kirche eingetreten bin … um Hilfe und Unterstützung bei den wirklich wichtigen Fragen zu bekommen.“
Sein Ton war trocken. „Und die Pille? Ist das auch ‚keine große Sache‘?“
Sie schnaubte. „Ist dir aufgefallen, dass der Papst ein Mann ist? Nicht verheiratet, ohne Affären … warum sollte gerade der etwas dazu zu sagen haben?“
„Dann glaubst du also nicht an die päpstliche Unfehlbarkeit?“
„Na ja, das ist so eine Sache. Die päpstliche Unfehlbarkeit bedeutet nicht, dass Päpste perfekt sind oder immer recht haben. Sieh dir doch nur die Geschichte der Kirche an, da werden Menschen wegen Hexerei verbrannt oder gefoltert, weil sie sagen, die Erde sei rund. Das ist nicht richtig. Es heißt eher, dass sie die Lehren der Kirchen deuten sollen, denn nicht immer sind sich alle einig, was die Unfehlbarkeit einer speziellen Lehre angeht. Die letzte, die keiner angezweifelt hat, wurde 1952 erlassen, und sie betrifft Mariä Himmelfahrt.“
Cullen legte die Hände um ihre Taille und sah sie an, ein Lächeln auf den Lippen. Er war belustigt oder wollte es sein. „Anscheinend hast du dich eingehend damit beschäftigt.“
„Wenn man erst als Erwachsener in die Kirche eintritt, muss man sich gründlich mit ihr auseinandersetzen, damit man weiß, auf was man sich einlässt.“ Sie zog eine Grimasse. „Oder nicht einlässt. Vater Jacob meint, ich würde den katholischen Glauben für ein Büfett halten.“
Seine Mundwinkel hoben sich. „Weil du dir das aus dem Glauben heraussuchst, was dir gefällt, und das, was dir missfällt, auf dem Büfett liegen lässt?“
Sie nickte. „Aber Vater Michael sagt, das sei in Ordnung, solange ich auch weiterhin über den Rest nachdenke. Ohne ihn vorher probiert zu haben, kann ich nicht wissen, ob ich Fisch mag oder die Soße, in der er liegt, verstehst du?“
„Du hast einen Priester. Zwei Priester.“ Cullen schüttelte den Kopf. „Unglaublich.“
„Das sagt Rule auch. Wie geht es deinem Fuß? Können wir noch ein bisschen weitergehen?“
Als Antwort bückte er sich, um seine Krücken aufzuheben. „Du musst das nicht allein durchstehen, das weißt du.“
Mit „das“ meinte er die Schwangerschaft. Das Wort ließ sie leise erschaudern. Sie ging weiter. „Das habe ich verstanden.“
„Du musst das Kind nicht großziehen. Du könntest es mir überlassen.“
Dieses Mal war es kein leiser Schauder, sondern große, schwindelerregende Wellen. „Ich bin noch nicht bereit, das zu entscheiden. Ich kann ja kaum aussprechen, dass ich … schwanger bin. Ich kann
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