Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
nicht im Hauptquartier bei deinem ach so tollen neuen Zauber.“
„Ich stalke dich.“
Das ließ sie stehen bleiben.
„Nennt man das nicht so, wenn ein Mann einer Frau hinterherläuft, die ihn loswerden will?“ Er ließ eine Krücke los und lehnte sie an seine Hüfte, dann stupste er sie in den Rücken. „Geh weiter. Da kommt ein Auto.“
Das Auto war drei Häuserblocks entfernt und fuhr ganz gemächlich, aber die Straße war möglicherweise wirklich nicht der beste Ort, um diese Diskussion zu führen. Cynna ging weiter. „Vielleicht knalle ich dir wirklich eine.“
Cullen sagte nichts, kein Wort, einen halben Häuserblock lang. Auch sie schwieg. Die Krücken behinderten ihn kaum, sodass er keine Mühe hatte, mit ihr mitzuhalten.
Merkwürdigerweise begannen die zuckenden Drähte in ihr zur Ruhe zu kommen. Vielleicht lag es an der Bewegung. Oder an der Unvermeidlichkeit der Unterhaltung, die sie gleich miteinander führen würden … eingebildete Monster sollten sich doch eigentlich mit einem Puff in Luft auflösen, wenn man sich ihnen stellte, oder?
Ihre Monster würden nicht verschwinden, aber aus der Panik war nun einfache Furcht geworden. Sie hatte schon viele Dinge gemacht, vor denen sie sich zuerst gefürchtet hatte. Deshalb würde sie das hier auch noch schaffen. Cynna stieß die Hände wieder in die Taschen. „Du wartest darauf, dass ich es zugebe.“
„Ja, das tue ich.“
Cynna atmete so tief ein, wie ihre Lunge an Luft aufnehmen konnte, und geräuschvoll wieder aus. „Ich bin schwanger.“
„Ich weiß“, sagte er sanft.
Oh verdammt, sie hasste es, wenn er in diesem Ton mit ihr sprach. Cynna ging schneller, aber sie konnte ihre Gedanken nicht abhängen. Oder ihre Gefühle. Oder ihn. Er hielt mit ihr Schritt.
„Wir wissen es sofort“, hatte Cullen ihr in dieser Nacht gesagt, als sie miteinander geschlafen hatten, das einzige Mal, und in seinen Augen hatten Tränen gestanden. Tränen, die ihr eine Heidenangst eingejagt hatten.
Lupi wussten sofort, wenn eine Frau, mit der sie Sex gehabt hatten, schwanger war, aber dieses Wissen war nur die eine Seite der Medaille. Die andere war, dass es nicht oft passierte. Magie wirkte sich negativ auf ihre Zeugungsfähigkeit aus. Das war der Grund für so viele ihrer Verhaltensweisen. Zum einen ihre unbedingte Promiskuität. Und die Art und Weise, wie der Sohn des Rhos ein Thronfolger wurde. Vielleicht sogar ihr Aussehen. Cullens äußerliche Perfektion war ein extremes Beispiel, aber Cynna hatte noch nie einen hässlichen Lupus gesehen. Die Männer – und Werwölfe waren alle männlich – waren wie Pfauen oder Schmetterlinge, deren Schönheit nur dazu da war, um Partnerinnen anzulocken.
Partnerinnen, im Plural. Für Lupi war der Plural sehr wichtig.
Als Cullen ihr gesagt hatte, dass sie schwanger war, hatte sie nur von der einen Seite der Medaille gewusst, der eingeschränkten Zeugungsfähigkeit. Sie hatte ihm nicht geglaubt, dass er es tatsächlich wissen konnte. Zum Teil auch, das gab sie zu, weil sie es nicht hatte wahrhaben wollen. Schließlich hatte sie die Pille genommen, verdammt noch mal. Cynna war vielleicht manchmal unvorsichtig, aber nie bei der Verhütung. Sie war sich so sicher gewesen, dass sie nicht schwanger sein konnte.
So hatte sie die letzten fünf Wochen darauf gewartet, dass sie ihre Periode bekam. Bis sie schließlich den verdammten Test gekauft hatte. „Du freust dich darüber“, sagte sie bitter.
„Freuen ist gar kein Ausdruck … Cynna.“ Er stellte sich vor sie, lehnte die Krücken an seine Seite und packte sie mit beiden Händen bei den Schultern. „Das ändert auch für mich alles. Alles.“
„Aber du wolltest es. Du wolltest ein Kind. Du hast gesagt, du hättest die Hoffnung schon aufgegeben.“
„Ja.“ Er ließ die Hände sinken. „Nach so vielen Jahren … äh, ich bin älter, als ich aussehe.“
„Das habe ich mir gedacht.“ Noch so ein streng gehütetes Wolfsgeheimnis: Sie alterten sehr viel langsamer als Menschen. „Du kannst mich später mit deinem wahren Alter schockieren. Ich frage nach, darauf kannst du dich verlassen, aber nicht jetzt.“
„Was wirst du tun?“
„Ich weiß es nicht. Gott, woher soll ich das wissen?“ Sie warf die Arme in die Luft und sprach lauter. „Bis heute Morgen habe ich es nicht geglaubt. Und als ich den Test gesehen habe, konnte ich es immer noch nicht glauben. Was hat Gott sich dabei gedacht? Ich kann kein Kind aufziehen. Ich will kein Kind aufziehen!“
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