Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
magischen Lichter waren weiß, aber es gab auch welche, die rot, pink, grün oder lila leuchteten. Wie Weihnachtsbeleuchtung, dachte sie.
Cynna fragte sich, wie der Ka wohl bei Tageslicht aussah.
Wahrscheinlich würde sie es nie herausfinden. Die Hälfte der Dunklen Zeit war bereits vergangen. Wenn alles gut ging, würde sie auf dem Weg nach Hause sein, sobald die Dämmerung kam und die Gnome ein Tor zur Erde öffnen konnten. Und wenn nicht alles gut ging, würde niemand mehr den Ka bei Tageslicht sehen.
Aber es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, deswegen tat sie es auch nicht. Sie versuchte es wenigstens.
Vor dem Bug des Kahns schob sich eine riesige blasse Gestalt an die Wasseroberfläche und blies einen Wasserstrahl aus ihrem Atemloch. Cullen sagte, wegen des Atemlochs sei der Seeochse eher ein Wal als eine Rundschwanzseekuh – der er ähnlich sah.
Er war solch ein Besserwisser. Manchmal schien es ihr, als habe er sein ganzes Leben lang Fakten gesammelt – aller Art, nicht nur die, die mit Magie zu tun hatten. Aber er war ja auch vierundzwanzig Jährchen älter als sie … Wenn sie neunundfünfzig war, würde sie auch viel mehr wissen als jetzt.
Gott, sie hoffte es zumindest.
Natürlich würde sie dann auch aussehen wie neunundfünfzig. Er nicht. Er würde wahrscheinlich auch nach weiteren vierundzwanzig Jahren noch jung aussehen. Der Seeochse trug ein Halfter mit einem großen Metallring, an dem eine Kette hing, die ihn mit dem Kahn verband. Der Reiter des Seeochsen hielt sich an dem Halfter fest. Seine Schuppen glänzten feucht im Licht des Bootes, des Mondes und der Sterne.
Der Triton warf einen Blick zurück über seine Schulter, sah, dass Cynna ihn beobachtete, und grinste. Er rief ihr etwas in seiner Sprache zu, das sich wie das Kreischen von Fledermäusen anhörte. Sie grinste zurück. „Du weißt, dass ich nicht ein Wort von dem verstehe, was du sagst.“
Er lachte, winkte und sank wieder unter Wasser, als sein riesiges Reittier tauchte. Der flache Schwanz zuckte, als wollte es zum Abschied winken.
„Flirtest du wieder mit deinem wassernassen Bewunderer?“
Sie drehte sich um.
In seinem wollenen Kleid sah Cullen aus wie ein Statist in einem biblischen Film. Seine Füße waren nackt. Und er war unrasiert, natürlich, wie alle anderen Männer auch. Die Ekiba benutzten keine Rasierer.
Die Bartstoppeln, der Rock und die nackten Füße standen ihm gut. Ihm stand alles gut. Auch gar nichts, wie sie sich erinnern konnte.
Nicht nur, weil sie höchstpersönlich in den Genuss seiner Nacktheit gekommen war. Sie hatte ihn tanzen sehen. Er nannte sich selbst einen Stripper, und es war richtig, dass er nackt tanzte – oder beinahe, denn gesetzlich war ein G-String vorgeschrieben. Aber was er tat, war nicht so plump wie Strippen. Sinnlich, ja. Aber nicht plump. Eher, als wenn die Musik lebendig geworden wäre und sich selbst feiere … „Er ist süß.“
„Er ist eins zwanzig groß und küsst wahrscheinlich wie ein Barracuda. Viele, viele kleine, scharfe Zähne.“
„Dann gebe ich ihm wohl lieber keinen Zungenkuss.“
„Eine weise Entscheidung.“ Er legte ihr den Arm um die Schulter. „Ist dir warm genug?“
Er hatte sie sehr oft in den letzten beiden „Tagen“ berührt. Nicht auf sexuelle Art, was ihr sehr recht war, denn auf dem Boot gab es keinerlei Privatsphäre. Die Toilette bestand aus einem verdammten Nachttopf, den man im dürftigen Schutz der Hütte am Heck benutzte und anschließend über Bord kippte.
Aber Lupi brauchten viel Körperkontakt. Für sie war es ganz natürlich, einander ständig anzufassen. Wahrscheinlich lag es ganz allein an ihr, dass diese beiläufigen Berührungen ihre Hormone in Aufruhr brachten.
Es sei denn, er tat es absichtlich. „Machst du das absichtlich?“
„Was?“ Er tat ganz unschuldig, während seine Finger über ihren gebogenen Hals strichen … ganz leicht. Oh, so leicht.
„Du machst es tatsächlich mit Absicht.“ Und sie müsste ihm wirklich sagen, er solle damit aufhören.
„Als Freund besteht eine meiner Aufgaben darin, dich von Zeit zu Zeit abzulenken, damit du nicht so viel grübelst.“ Ein Finger legte sich in ihre Halsgrube. „Ich bin sehr gut darin, jemanden abzulenken.“
„Ich grübele nicht. Es gibt nur sehr viel, worüber ich mir Gedanken machen muss, das ist alles.“
„Hmm.“ Eine Weile sagten sie nichts, standen einfach nur nebeneinander. „Glaubst du, du erkennst ihn?“
Cynna musste nicht
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