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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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recken.“
    Cynna folgte ihrem Vorschlag. Und machte große Augen.
    Vor ihnen führte die breite Straße um ein gewaltiges Gebäude herum, das eher wie ein riesiges schlafendes Tier aussah, das sich in den Boden drückte oder sich vielleicht auch zu einem Sprung bereit machte … ein Tier, dessen Wärter es prächtig geschmückt hatten.
    Überall sah man die Liebe zu runden Formen und Kacheln und Farbe. Muster aus Kacheln – Spiegelkacheln, bunte Kacheln oder mit Steinchen und Edelsteinen verzierte – schlängelten, rankten und wanden sich, so weit das Auge reichte. Rechte Winkel gab es nicht, keine klare Grenze zwischen Wand und Boden – die Kacheln flossen von der Wand in die Erde und streckten sich wie zarte Finger über einen steinernen Hof.
    Das Gebäude war mindestens so groß wie drei Häuserblocks. Möglicherweise noch größer. Es bestand aus unterschiedlich hohen Teilen, manche hatten drei oder vier Stockwerke. Erst nach einiger Zeit fiel Cynna auf, wie selten Fenster die Muster, die das Bauwerk bedeckten, unterbrachen. Auch waren nirgendwo Pflanzen zu sehen. Keine Blumen, kein Rasen und keine Büsche im Hof oder neben dem Eingang oder in Kübeln auf den drei Treppen, die sie entdeckt hatte.
    Das Kanzleramt war ein erstaunliches, ja, ein beeindruckendes Kunstwerk. Ruben und Cullen stießen Laute der Begeisterung aus. Cynna konnte sich nicht dazu überwinden. Der Ort war ihr nicht geheuer.
    Es gab mehrere Eingänge. Sie fuhren an dem größten vorbei, durch dessen gewaltige, geöffnete Türflügel sich eine Schlange von Leuten wand. Sie fuhren weiter zu einem der Seiteneingänge, den man über einen langen, engen, drei Meter hohen Vorbau erreichte. Am Fuße der Stufen hatte Bilbos Kutsche angehalten. McClosky stieg gerade aus. Eine kleine Gruppe von Leuten kam die Treppe herab – zwei Gnome und ein Mann. Ein Mensch.
    Cynnas Herz begann wild zu hämmern.
    Die Pferde blieben stehen. Jemand ergriff ihre Hand. „Alles in Ordnung?“, fragte Cullen leise.
    „Ich glaube, mir wird schlecht.“
    „Nein“, sagte er fest, „aber wenn du unbedingt beweisen willst, dass ich unrecht habe – und ich weiß, dass du das gerne tust –, dann ziele auf Bilbos Schuhe.“
    „Gute Idee.“
    Der Mann, der den Gnomen folgte, trug dieselbe Art von Kleid, das man auch Cullen gegeben hatte. Seines war allerdings aus kostbarerem Stoff – etwas Glänzendem. Es war goldbraun. Darüber trug er eine Art langen, ärmellosen Mantel oder eine Weste in einem dicken Material in der Farbe von schmutzigem Schnee. Er war barhäuptig, sein Haar sandbraun, sein Teint hell, und seine Gesichtszüge waren freundlich, aber unauffällig.
    Er war weder fett noch faltig noch kahl. Ein bisschen untersetzt, aber im Übrigen sah er aus wie auf dem Foto. Ganz genau so.
    Cynna sah nicht dasselbe wie die anderen. Sie fühlte kaum Cullens Hand an ihrem Ellbogen, als er ihr aus der Kutsche half, als hätte sie vergessen, wie man das machte. Sie hörte Stimmen, aber nur als leises Summen, wie von Insekten.
    Der Mann kam zu ihr und blieb vor ihr stehen. „Cynna?“ Seine Stimme schwankte. Er sah aus, als würde er versuchen zu lächeln, würde es aber nicht schaffen. „Bist du meine kleine Cynna?“
    Sie nickte langsam. Wenn sie nicht vorsichtig war, würde ihr Kopf womöglich von ihren Schultern fallen. „Bist du Daniel?“
    „Nein!“, sagte er laut und schroff und packte sie. „Ich bin nicht Daniel, ich bin Daddy! Oder Da … oder Vater oder Dad …“ Seine Arme legten sich um sie und drückten sie fest. „Nenn mich nicht Daniel“, sagte er, und sie hörte die Tränen in seiner Stimme. „Für alle anderen bin ich Daniel. Aber nicht für dich.“
    Er war genauso groß wie sie. Eins achtundsiebzig. Er roch fremd – rauchig, gemischt mit einem würzigen Rasierwasser. Er drückte sie zu fest. Sie bekam keine Luft mehr. Sie stemmte sich gegen seine Brust. „Zu schnell“, sagte sie und keuchte beinahe, als hätte er ihr allen Sauerstoff genommen, als er sie gepackt hatte. „Das geht zu schnell für mich. Bis vor ein paar Tagen dachte ich noch, du hättest uns verlassen. Jetzt …“
    „Natürlich, natürlich.“ Er fuhr sich glättend mit der Hand über das Haar … das, wie sie jetzt feststellte, doch anders war als auf dem Foto, weil der Ansatz weiter hinten lag. „Ich falle mit der Tür ins Haus, was? Aber du ähnelst ihr so sehr … Oh ja.“ Er lächelte, und Schalk blitzte in seinen whiskeyfarbenen Augen auf – Augen, die sie kannte,

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