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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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drängten. Vor allem Stadtbewohner. Pferde und Fahrzeuge hielten sich rechts, obwohl die Kutschen, wie die von Bilbo, die vor ihnen fuhr, den schnellen Weg durch die Mitte der Straße nahmen. Vielleicht war die Mitte für die Regierung reserviert?
    Die meisten anderen Seitenstraßen, an denen sie vorbeifuhren, waren weder breit noch gepflastert und nicht annähernd so hell erleuchtet. Manche ähnelten eher Bürgersteigen, die so eng und gewunden waren, dass man nur zu Fuß weiterkam.
    Die Architektur der Stadt bestand aus einem Stilgemisch, dessen Devise hätte lauten können: „ Jugendstil trifft auf Arabische Nächte “. Die Bewohner liebten ganz offensichtlich Wölbungen, Kuppeln und Farben. Doch entdeckte sie beides, sowohl schlichte als auch verschnörkelte Formen. Überall gab es Bögen, Arabesken und Kacheln. Viele Kacheln, große und kleine, zu verschlungenen Mustern gestaltet, als einfache Streifen oder einzelne Wappenbilder. Manche Gebäudefronten waren riesige Mosaike. Cynna starrte ein dreistöckiges Haus in einem schwarz-weißen Harlekinmuster an, das von zwei Gebäuden in Violett, Pink, Grün und Orange flankiert wurde.
    Ihre Eskorte hob sich schlicht durch das Fehlen von Farbe von der Umgebung ab. Die kleine Truppe von berittenen Wächtern, die steife graue Jacken und schwarze Lederhosen trugen, hatte sie am Pier empfangen. Wenn Cynna gehofft hatte, dass Daniel Weaver, der es ja angeblich kaum erwarten konnte, seine Tochter kennenzulernen, ebenfalls dort sein würde, hatte sie sich getäuscht. Er erwartete sie im Kanzleramt.
    Dorthin war auch Marilyn Wright unterwegs. Ruben hatte Steve Timms angewiesen, sie im Krankenwagen zu begleiten – einem fröhlich bunten Gefährt, das eher, fand Cynna, einem Zirkuswagen ähnelte als einem Krankentransport. Aber die vier Pferde, die es zogen, hatten ein flottes Tempo vorgelegt.
    Anders als die beiden, die ihre Kutsche zogen. Über einen gemütlichen Trab waren sie bisher nicht hinausgekommen. Ebenso wenig wie die Pferde, die die Kutsche vor ihnen zogen. Deswegen durfte sie ruhig Bilbo für ihr langsames Tempo verantwortlich machen, denn er war es, der zusammen mit McClosky und Gan in dieser Kutsche saß.
    Im Kanzleramt würden sie die anderen Räte treffen, nicht aber den Kanzler. Er sei krank, hatte man ihnen gesagt. Cynna fragte sich, ob der Stadtrat ihn in den Kerker geworfen hatte, weil er das Medaillon verloren hatte. Wahrscheinlich hatten sie die Befugnis dazu. Ruben war der Meinung, dass die Position des Kanzlers eine rein nominelle war – ein schickes Wort, das nur bedeutete, dass er den zeremoniellen Kram übernehmen durfte, aber keine echte Amtsgewalt hatte. Ungefähr so wie die Königin von England.
    Die bunte Architektur, die vielen unterschiedlichen Formen und alles andere, was Cynna sah, wären vielleicht einfacher zu verarbeiten gewesen, wenn sie nicht nebenher noch mit dem dummen Übersetzungszauber beschäftigt gewesen wäre. Die Straße war laut. Händler riefen ihre Waren aus, Reiter schimpften auf Fußgänger, die nicht rechtzeitig aus dem Weg sprangen, und die Fußgänger schimpften zurück. Überall wurde geredet, und der Zauber der Scheiben übersetzte alles auf einmal für sie.
    Bilbo hatte ihnen in seiner ganz eigenen Version der englischen Sprache versichert, dass ihre Gehirne mit der Zeit die Übersetzungen auseinanderhalten würden, die jetzt noch ungeordnet auf sie einströmten. Aber im Moment war Cynna einfach nur überwältigt, und diese verdammte Kutsche einfach zu langsam. Viel zu langsam.
    Cullen lehnte sich näher an sie und murmelte ihr in das Ohr, das der Übersetzungszauber nicht in Anspruch nahm: „Die Chancen stehen gut, dass dein Vater nicht tot umfällt, bevor wir dort ankommen.“
    Sie sah ihn böse an. „Das ist nicht lustig.“
    „… Agent Weaver?“
    Ruben hatte ihren Namen gerufen. Er saß ihr gegenüber, das geschiente Bein ausgestreckt, den Fuß auf einem Kissen. Anders als sie und Cullen saß er in Fahrtrichtung.
    Cynna errötete. „Tut mir leid, ich habe nicht zugehört – oder besser, ich habe versucht, auf zu viele Dinge gleichzeitig zu hören.“
    „Ich habe Sie gefragt, ob Sie Probleme mit dem Übersetzungszauber haben“, sagte Ruben trocken. „Aber die Antwort hat sich ja wohl erübrigt. Vielleicht können Sie ihn für einen Moment ablegen.“
    Der Übersetzungszauber war eine reich beschriftete Silberscheibe, ungefähr so groß wie eine Fünfzigcentmünze, an einem Lederband. Er brauchte

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