Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
sich nicht, als sie nun zu ihrer Tochter sagte: »Willst du wirklich gerade jetzt meine Autorität infrage stellen, Liebes?«
»Deine Autorität? Ich habe das Sorgerecht für meinen Sohn.«
James French lehnte sich vor und legte eine Hand auf Alicias Knie. »Licia«, sagte er warnend.
Wütend drehte sie sich zu ihm um. Ihre Blicke trafen sich. Langsam wich die Wut der Reue. »Die falsche Schlacht?«
Er nickte und lächelte schwach. »Und außerdem zur falschen Zeit am falschen Ort.«
Sie verdrehte die Augen. »Okay. Toby, ich sollte die Entscheidungen deiner Großmutter nicht infrage stellen. Aber wenn du bei mir wohnst, erwarte ich ein anderes Benehmen von dir.«
Jetzt war Toby derjenige, der wütend war. Er öffnete den Mund.
»Toby«, sagte Rule.
Dieses Mal tauschten Vater und Sohn Blicke. Dann seufzte Toby. »Ja, Ma’am. Ich denke dran, wenn ich mich entscheide, bei dir zu wohnen.«
Bevor Alicia etwas auf seinen Nachsatz erwidern konnte, sagte Rule: »Alex hat angeboten, dich zu Justin zu fahren. Keine Widerrede«, sagte er, als Toby wieder den Mund öffnete.
Toby stand auf und nickte Alex würdevoll zu. »Danke. Ich finde zwar nicht, dass es nötig ist, aber danke.«
Als Toby die Treppe hinaufging, fing James gerade an, sich mit Alex zu unterhalten, indem er ein Thema ansprach, das alle Männer verband: Football. Lily nutzte die Gelegenheit, um sich zu Rule zu beugen und ihm zuzuflüstern: »Haben Justins Eltern keine Angst, dass Toby ihn ansteckt?«
»Nachdem ich eingekauft hatte, habe ich mich ein bisschen mit Mr Appleton unterhalten«, sagte er leise. »Ich habe ein paar seiner Bedenken ausräumen können, indem ich, äh … ihm erlaubt habe, seine Hände auf mich zu legen und zu beten.«
Oje. Lilys Lippen zuckten. »Hat er dich mit einem Dämon verwechselt?«
»Benimm dich.« Aber auch Rules Mundwinkel hoben sich. »Toby sollte heute Nacht wirklich lieber dort sein. Cullen macht sich Sorgen um Talia. Sie lernt schnell, aber noch kann sie keinen dauerhaften Kreis aufbauen und ist deshalb ungeschützt, wenn sie schläft.«
Toby kam die Treppe heruntergesaust, einen Rucksack über der Schulter. »Bye, Grammy! Bye, Dad! Bye zusammen! Alex, bist du fertig?«
Doch erst rief Louise Toby noch einmal ins Zimmer, damit er sich anständig von allen verabschiedete und um ihm zu sagen, dass er Alex mit Mr Thibideux anzusprechen habe. Alex zog sich mit vollendeter Höflichkeit zurück. Noch während die Tür sich hinter ihnen schloss, fragte Toby Alex, ob er wirklich »fast so gut wie Onkel Benedict« wäre.
Alicia blickte Rule an und fragte zweifelnd: »Bist du sicher, dass er gut bei diesem Alex Thibideux aufgehoben ist?«
Lily fragte sich, ob Alicia sich Sorgen machte, weil sie den Mann nicht kannte oder weil sie Vorurteile hatte. Alex musste ein Mischling sein – sein Vater war wohl weiß gewesen, denn die Leidolf waren ursprünglich ein germanischer Clan gewesen –, aber er sah nicht wie einer aus. Er war sehr groß und sehr dunkel. Zufällig wusste Lily, dass er einen Abschluss in Soziologie hatte, aber das, wie auch die Herkunft seines Vaters, sah man ihm nicht an.
»Sehr sicher. Er würde lieber sterben, als zuzulassen, dass Toby etwas geschieht.« Rule verzog die Lippen langsam zu einem wölfischen Lächeln. »Und Alex ist nicht einfach zu töten.«
»Das kann man sagen«, sagte Cullen fröhlich. »Wollt ihr, dass ich auch gehe? Ich hoffe nicht. Jetzt kommen wir doch zum interessanten Teil des Abends.«
Alicia sah Rule an und seufzte leise. »Ich nehme an, du hast dafür gesorgt, dass Toby nicht hier ist, damit wir uns ungestört unterhalten können.«
»Das ist ein Grund, ja. Wir müssen über deinen plötzlichen Sinneswandel beim Sorgerecht sprechen.«
»Da gibt es nichts zu besprechen. Hör zu, Rule.« Sie lehnte sich vor, ihre Hände umfassten die Knie. Da sie ein kurzes, grün-weißes Kleid mit tiefem Ausschnitt trug, hatte er freien Blick auf ihre Brüste. »Ich habe Toby von dem Moment an geliebt, als ich das erste Mal sein faltiges, rotes Gesichtchen sah, aber ich gebe zu, dass ich eine Weile gebraucht habe, um meine Verantwortung für ihn zu akzeptieren. Der Beinbruch meiner Mutter dieses Jahr hat mich wachgerüttelt.«
Rules Gesicht war ausdruckslos. »Du liebst ihn? Nein. Du magst ihn sehr gern, aber dein eigenes Leben kam immer an erster Stelle.«
»Sag mir nicht, was ich fühle! Du findest, ich habe Fehler gemacht. Gut. Darüber können wir reden, aber –«
Lilys Handy
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