Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
Dämon. Nun, eine frühere Dämonin. Und Gan hatte ihr gesagt, dass nur ein Dämon, der durch ein Tor gekommen war, oder eine wie sie, die ganz alleine in die andere Welt hinüberwechseln konnte, ohne einen Wirt in dieser Welt bleiben konnte.
Und Gan war, wie sie selbst nur allzu gerne betonte, etwas sehr, sehr Besonderes. Lilys Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. »Ich will damit nicht sagen, dass es unmöglich ist«, fügte sie hinzu. »Aber es ist so unwahrscheinlich, dass wir es im Moment nicht in unsere Überlegungen miteinbeziehen sollten.«
»Sie haben wohl Erfahrung mit so etwas«, sagte Deacon. »Sind wir bald da?«
Sie nickte. Rule war jetzt ganz in der Nähe.
»Wen haben Sie denn bei dem Fundort zurückgelassen? Ich sehe niemanden.«
»Sie werden ihn auch nur sehen, wenn er es will.«
»Scheiße. Sie haben doch wohl nicht diesen Weer hierhergebracht? Ist er etwa in meiner Stadt?«
Im Lichtstrahl ihrer Lampe bewegte sich ein Schatten. Und knurrte.
Lily ließ die rechte Hand in ihre Jacke gleiten. Mit der linken hob sie die Lampe suchend höher. »Bleiben Sie stehen«, fuhr sie Deacon an, als dieser weiterging.
»Müssen Sie Ihren Liebhaber mit der Waffe bedrohen, damit er sich benimmt?«, sagte er.
Sie zog ihre Waffe und zielte. »Das ist nicht –«
Zwei große Hunde schossen aus dem Unterholz – Zähne gefletscht, Ohren angelegt, schnell. Lily dachte nicht nach. Sie schoss. Und wieder.
Der erste Hund stürzte zu Boden. Der zweite stolperte, lief dann aber auf drei Beinen weiter – ein Rottweiler mit Schaum vor dem Maul und tollwütigem Blick. Sie feuerte noch einmal, als zwei Schüsse kurz hintereinander knallten, dass ihr das Trommelfell schmerzte.
Der zweite Hund fiel, und Blut sprudelte aus einer Wunde an seinem Kopf. Genauso erging es dem, den sie nicht gesehen hatte, einem Dobermann, der von rechts angegriffen hatte. Deacons Kugeln hatten ihn mitten im Sprung erwischt.
Lily atmete so schwer, als wäre sie gerannt. Ihre Hände zitterten – der Adrenalinstoß. Sie schmeckte Galle.
Hunde. Sie hatte Hunde erschossen. »Guter Schuss«, brachte sie heraus.
»Scheiße.« Deacons Stimme zitterte leicht. »Haben Sie gesehen, wie der da noch weitergelaufen ist, nachdem Sie ihn getroffen hatten? Die Mistviecher müssen die Tollwut haben.«
Tollwut. Ja, das wäre eine Erklärung dafür, warum sie sich hierhergetraut hatten, obwohl sie Rule doch sicher gerochen hatten, aber … Rule. Wo war Rule?
Vorsichtig geworden, suchte Deacon nun die Umgebung mit der Taschenlampe ab. »Glauben Sie, hier sind noch mehr? Eigentlich greifen Hunde nicht so an. Nicht auf diese Weise. Die hatten die Tollwut. Ich muss – he!«
Sie war losgerannt.
Lily sprang über einen Baumstamm, kam ins Schlittern und lief um zwei kränkliche Pinien herum. Rule war am Leben. Das spürte sie so deutlich wie die heiße Luft in ihrer Lunge. Wenn er tot wäre, wäre das Band der Gefährten zerrissen.
Aber er war ihr nicht zu Hilfe gekommen. Er hätte die Hunde hören müssen, die Schüsse, und war nicht gekommen.
Er war nicht weit weg. Das war der Hauptgrund, warum sie bei ihrem Zickzacklauf durch den Wald nicht stürzte, umknickte oder ins Stolpern geriet. Sie musste nicht weit rennen, bis sie wie angewurzelt stehen blieb. Ihr Magen hob sich, als sie den Geruch wahrnahm. Sie fiel auf die Knie, die Taschenlampe fest umklammert.
Rule lag auf einem Bett aus Blättern und Lehm wie ein schlafender Hänsel, der sich im Wald verirrt hatte. Drei Meter weiter war ein offenes Grab, aus dem der Gestank hochstieg, aber sie konnte keine Anzeichen eines Kampfes oder eine Verletzung an Rule entdecken – kein Blut, keine zerrissene Kleidung, keine aufgewühlte Erde. Sein Atem ging gleichmäßig, und auf seinem Gesicht lag ein friedlicher Ausdruck. Das dunkle Haar gab die Stirn frei, sah aber nicht zerwühlt aus.
Sie legte die Finger an seinen Hals, um seinen Puls zu fühlen. Und zuckte zurück.
Magie. Dünn und feuchtkalt lag sie auf seiner Haut wie Algen auf einem Teich … Algen gemischt mit gemahlenem Glas, denn die Oberfläche hatte eine raue Beschaffenheit, die sie kannte. Obwohl ihr Herz verrückt spielte, fanden ihre Finger das gleichmäßige Pochen in seiner Halsschlagader. Und die hässliche Magie wurde schwächer. Verflog wie Schweiß an einem heißen, trockenen Tag.
Langsam öffnete er die Augen. Er blinzelte. »Warum liege ich auf dem Boden?«
»Ich hatte gehofft, das könntest du mir erklären. Woran
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