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Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Macht in seinem Inneren – die, die ihm vor sechs Monaten aufgezwungen worden war – rührte sich. Ja, schien die Macht der Leidolf zu flüstern. Ja, du musst sie führen. Du hast das Recht dazu .

 
    6
    FBI-Agenten sahen sich gern als die Spitze der Nahrungskette in der Strafverfolgung, eine Einstellung, die sie bei der örtlichen Polizei nicht gerade beliebt machte. Lily wusste, wie unangenehm dieses Auftreten sein konnte, denn bis letzten November war sie eine dieser örtlichen Beamtinnen gewesen. Und sie wusste, dass die Kollegen Mittel und Wege hatten, den lästigen Konkurrenten vom FBI das Leben schwer zu machen, wenn sie wollten. Aus diesem Grund legte sie immer viel Wert auf eine möglichst kollegiale Zusammenarbeit.
    Aber Cops, gleich welchen Schlags, waren territorialer veranlagt als Werwölfe, deshalb war das eine oder andere Gerangel unvermeidlich. Nach ihrem Zusammenstoß mit Deacon wusste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte. Schließlich musste sie weiterhin mit dem Mann zusammenarbeiten. Vielleicht war das der Grund, warum sie vor ihrem Treffen mit der Staatsanwältin das große gelbe M ansteuerte: um sich an die Anfänge ihrer Laufbahn als Polizeibeamtin zu erinnern.
    Bei Rule hätte sie ein viel besseres Frühstück bekommen. Rule konnte kochen, und zwar gut. Aber manchmal brauchte eine Frau einfach fettiges, schlechtes Essen. Etwas Vertrautes. Und sie hatte schon viel Fast Food in einem Polizeiwagen gegessen.
    Natürlich war das damals kein Mercedes gewesen. Sie fuhr auf den Parkplatz und in die Spur, die zu den Schaltern führte, wo sie die vertrauten, nahrungsähnlichen Produkte bekam.
    Das Innere des Wagens war makellos. Rule war nicht annähernd so ordentlich wie sie, aber seine Autos hielt er immer sauber, selbst Mietwagen wie diesen. Er war so verdammt perfekt – wohlhabend, kultiviert und so sexy, dass er eine Frau aus dem Koma wecken würde. Es war gut zu wissen, dass er auch einfach ein Mann war. Es war ihm zwar egal, ob das Bett gemacht war, aber wehe, wenn Krümel auf seinen Ledersitzen lagen.
    Auf sein Äußeres legte er ebenfalls viel Wert. Lily lächelte, als sie eine Wagenlänge vorsetzte. Tatsächlich entdeckte sie darin eine Spur von Eitelkeit. Vielleicht war sein Auto so etwas wie ein Kleidungsstück für ihn – die Ritterrüstung des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
    Sie würde vorsichtig sein, wenn sie aß. Die Ritterrüstung sollte doch weiterhin glänzen.
    Drei Autos waren noch vor ihr in der Reihe. Lily lehnte ihren Laptop gegen das Steuer und füllte gerade ein Online-Formular aus, als ihr Handy wie ein Rasierapparat brummte – woraus sie schloss, dass es sich um einen Anruf handelte, der von ihrem Dienstanschluss weitergeleitet worden war.
    Es war Deacon. Die Staatsanwältin wollte ihr Treffen auf acht Uhr dreißig im Gefängnis legen, damit sie anwesend sein konnte, wenn Lily Meacham vernahm. Lily sagte ihm, dass das kein Problem wäre, auch wenn es mittlerweile recht eng werden würde. Meachams Pflichtverteidiger würde auch da sein.
    Vermutlich musste sie froh sein, dass Halos Polizeichef nicht auch noch kam. Meacham hatte außerhalb der Stadtgrenzen gelebt – und getötet –, sodass das Büro des Sheriffs für den Fall zuständig war.
    Zuständigkeiten wurden zwischen Städten und Staaten unterschiedlich aufgeteilt. Die meisten FBI-Agenten waren einem lokalen oder regionalen Büro zugeordnet; sie mussten die Befehlskette für die verschiedenen Dienststellen des Staates, des Countys und der Stadt in ihrem Gebiet kennen. Wie die Dinge in den anderen fünfzig Staaten liefen, mussten sie nicht wissen.
    Lily aber wusste es. Denn als Spezialagentin der Einheit konnte sie überall hingeschickt werden. Ihr Chef hatte ihr versprochen, sie – wenn möglich – bevorzugt in der Nähe von San Diego einzusetzen, weil Rule immer in ihrer Nähe sein musste. Das war der Nachteil des Bandes der Gefährten. Im Moment war es ihnen möglich, sich ungefähr dreihundert Kilometer voneinander zu entfernen, aber das konnte sich jederzeit ändern. Morgen schon konnte sie aufwachen und feststellen, dass es vielleicht nur noch fünfzig waren. Oder zehn. Oder einer.
    Ein Kilometer war zugegebenermaßen unwahrscheinlich. Rule sagte, das Band sei nur zu Beginn so fest. Aber keiner von ihnen kannte die Regeln genau. Niemand schien sie zu kennen oder zu wissen, ob es überhaupt welche gab. Da sie nicht wussten, wann, warum und ob das Band plötzlich kürzer wurde, entfernten sie sich nie

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