Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
verbreiten. Es ist meine Pflicht, uns in den Medien zu repräsentieren, nicht deine. Und ich glaube, damit ist das Thema beendet.«
Toby legte den Kopf zurück, um zu seinem Vater hochzublicken. »Bist du mein Vater oder mein Lu Nuncio? Weil ich nämlich den Eindruck habe, als würdest du mich zwingen, dir zuzustimmen, und das …« Er verstummte und warf seiner Großmutter einen unsicheren Blick zu.
Rule sah schockiert aus. »Beide Rollen erfordern deinen Gehorsam.«
»Rule.« Lily legte die Hand auf seinen Arm. »Lass uns kurz miteinander reden, okay? In einem anderen Raum.«
Er sah sie an, und sie hatte dasselbe Gefühl wie das allererste Mal, als ihre Blicke sich trafen und das Band der Gefährten seinen Platz fand – ein Gefühl der Verbundenheit, der Unausweichlichkeit, so als wüsste sie, dass nichts mehr so sein würde, wie es war.
Sie blinzelte, und dann sah sie wieder nur seine Augen, schön und vertraut, dunkel wie bittere Schokolade, in denen nun eine Mischung aus Ärger und Reue lag.
»Wenn du möchtest«, sagte er. »Aber schnell.«
Sie hoffte, dass es schnell gehen würde. Sie hatte einen Mehrfachmord aufzuklären, und ihr waren die Verdächtigen ausgegangen – wenn man Cullens hypothetisches Wesen aus einer anderen Welt nicht mitzählte.
Spekulationen. Nun, auch Drachen hatte man einmal für reine Fabelwesen gehalten, und dann hatte es sich herausgestellt, dass es sie wirklich gab.
Rule ging in die Küche. Lily folgte ihm und versuchte, sich einen Reim auf ihre Gefühle, ihre Verwirrung zu machen, sie in Worte zu kleiden. Irgendetwas nagte an Rule. Natürlich war er der Alpha und der Prinz seines Volkes, was ihn manchmal ein bisschen selbstherrlich machte. Aber jetzt … Sie fragte sich, was sie eigentlich an seiner Reaktion so beunruhigte.
Er steuerte auf direktem Wege die Kaffeekanne an. »Möchtest du eine Tasse?«
»Hast du ihn gemacht?« Als er nickte, sagte sie: »Gern. Heute habe ich noch keinen guten Kaffee bekommen.«
Er goss ihr zuerst ein und reichte ihr die Tasse. »Wenn ich dich recht verstehe, bist du mit meiner Entscheidung nicht einverstanden.«
»Ich verstehe sie nicht.« Sie hob die Tasse, atmete den Duft des Kaffees ein und schloss kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnete und nippte, sah sie einen Ausdruck in seinem Gesicht, den sie kannte. »Oh nein. Nicht jetzt.«
»Kann ich etwas dafür, dass es mich anmacht, wie sehr du deinen Kaffee genießt?« Sein Lächeln wurde bitter, als er einen Schluck aus seiner eigenen Tasse nahm und sich an den Küchentresen lehnte. »Ich entschuldige mich für meine Bemerkung. Das war unangebracht, aber … Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir Toby vor der Presse schützen wollen. Deine Frage hat mich überrascht, und ich habe nicht gut darauf reagiert.«
Das war es. Das war es, was sie beunruhigte. Rule hatte nie etwas gegen Fragen. Er beantwortete sie nicht immer, aber stellen durfte man sie ihm jederzeit. »Wir waren uns einig, das stimmt, aber das war, bevor die Presse von ihm erfahren hatte. Und bevor wir wussten, dass Toby eine Gelegenheit bekommen möchte, seine Sicht der Dinge zu schildern. Die Situation hat sich geändert, warum nicht auch unsere Entscheidung?«
»Verdammt, Lily, ich benutze meinen Sohn nicht für PR! Er ist noch zu jung. Eines Tages wird er sich dem stellen müssen. Aber das ist noch Jahre hin. Ich werde nicht zulassen, dass er benutzt wird.«
»Aber er will es«, sagte sie sanft. »Benutzt du ihn denn, wenn es doch seine Idee ist?«
»Ist es denn seine Idee?« Rules Miene verfinsterte sich. »Das ist es, was mein Vater schon immer wollte. Toby vor den Kameras, der sagt, wie gern er bei mir leben möchte. Tolle Publicity für uns, die anderen Lupi, die vor Gericht um ihre Rechte kämpfen, den Weg ebnet. Ich wette, er hat mit Toby gesprochen. Ich hätte es kommen sehen müssen. Er war es, der Toby auf diese Idee gebracht hat.«
Ah, jetzt verstand sie. »Großmutter sagt, dass Eltern immer versuchen, ihre eigene Erziehung zu wiederholen, um dabei die Dinge, die ihre eigenen Eltern falsch gemacht haben, wiedergutzumachen.« Großmutter sagte es in Chinesisch, und sehr viel eloquenter. Aber das war es, was sie meinte.
»Deine Großmutter ist eine bemerkenswerte Frau.« Rule war höflich. Er war immer höflich, wenn es um Großmutter ging, ob sie anwesend war oder nicht. »Aber hat das irgendetwas mit dem Thema zu tun?«
»Vielleicht hättest du dir gewünscht, dass jemand, als du jung warst, das
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