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Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Gleiche für dich getan hätte. Aber Toby ist nicht du.«
    Rule wandte den Blick ab. Er trank von seinem Kaffee. In seinen halb geschlossenen Augen konnte sie nicht lesen, was er dachte. Nach einem langen Schweigen seufzte er. »Was schlägst du vor?«
    »Wenn Mrs Asteglio einverstanden ist, warum gehen wir nicht alle gemeinsam da raus? Du gibst ein kurzes Statement ab und wählst dann aus den Fragen die aus, die Toby beantwortet.«
    »Ich mag es nicht, wenn ich unrecht habe.«
    »Ja, ich weiß, was du meinst.«
    Er stellte seine Tasse ab und stand einfach da, sah sie an, als wenn die hübschen gelben Blümchen um den Rand eine wichtige Botschaft für ihn hätten. »Warum, glaubst du, will Toby es unbedingt tun? Mal abgesehen von Altruismus«, fügte er trocken hinzu. »Sicher ist mein Sohn dazu fähig, aber ich glaube nicht, dass das sein einziges Motiv ist.«
    »Warum fragst du ihn nicht?«
    »Noch mehr gesunder Menschenverstand … Das mache ich, aber darüber würde er vielleicht lieber unter vier Augen mit mir reden. Sag ihm doch bitte, er soll zu mir kommen.«
    Hin und wieder bewies Lily einen beunruhigenden Klarblick, dachte Rule, während er seinen Kaffee trank und wartete. Er besaß gute Gründe, seinen Sohn abzuschirmen, aber sie hatte recht. Auch wenn es dumm war, aber er hatte wohl tatsächlich auch den Jungen, der er einst gewesen war, schützen wollen.
    Zwar hatte er nicht in Tobys Alter vor die Presse treten müssen. Damals hatten sich die Lupi, weil sie unerkannt bleiben wollten, noch für Menschen ausgegeben. Aber lange bevor irgendjemand daran zu denken wagte, dass Lupi einmal ganz offen leben konnten, war das Ziel seines Vaters klar gewesen. Schon in sehr jungem Alter hatte Rule gewusst, dass er einmal sein Volk repräsentieren würde. Auch wenn das Oberste Bundesgericht nicht entschieden hätte, dass Lupi in ihrer Menschengestalt »alle mit der Staatsbürgerschaft verbundenen Rechte und Pflichten« hatten, hätte Isen verlangt, dass Rule sich öffentlich als Lupus outete.
    Und Rule war bereit dazu gewesen. Um seine Angst vor engen, geschlossenen Räumen in den Griff zu bekommen, die die meisten Lupi hatten – und er, wie er zugeben musste, ganz besonders stark –, hatte er sich gezwungen, Aufzüge, Züge und Flugzeuge zu nehmen. Er hatte es getan, weil er damit rechnete, eines Tages eingesperrt zu werden. Was auch passiert wäre, wenn das Oberste Bundesgericht gegen sie entschieden hätte. Auch dann wäre er an die Öffentlichkeit gegangen, aber mit dem Ziel, so viel Sympathie und Sendezeit wie möglich zu bekommen, bevor die Bundesagenten ihn festnehmen, einsperren und ihm eine der wenigen Drogen injizieren würden, die sein Stoffwechsel nicht abstoßen konnte: die, die den Wandel bei einem Lupus unterdrückte.
    Er hätte es getan, weil es ihm sein Rho befohlen hatte – und weil Isen recht gehabt hätte. Lupi konnten sich nicht länger verstecken; technologischer Fortschritt und der Druck ihrer ständig wachsenden Anzahl machten es unmöglich. Sie mussten einen Weg finden, offen und friedlich mit den Menschen zu leben. Doch damit die Menschen sie nicht fürchteten, mussten sie ihre Sympathien gewinnen.
    Aber für einen Erwachsenen war es einfach, diese Notwendigkeit zu verstehen und zu akzeptieren. Rule hatte nicht gewollt, dass sein Sohn mit dem Gefühl heranwuchs, dieses Opfer bringen zu müssen.
    Er verzog das Gesicht und stellte seine Tasse ab, als Toby die Küche betrat – knapp ein Meter zwanzig argwöhnischer Aufsässigkeit in eine nur allzu vertraute Form gegossen. Schon oft hatte Rule sich gefragt, ob Alicias Gleichgültigkeit ihrem Sohn gegenüber daher rührte, dass sie sich nicht in ihm und seiner Zukunft wiedererkannte. Toby würde einmal eine zweite Gestalt haben, eine andere als die seiner Mutter. Und auch heute schon sah er seiner Mutter ganz und gar nicht ähnlich. Das Haar, die Augen, der Mund – er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Auch sein Körperbau war wie der Rules, als er in seinem Alter gewesen war, obwohl etwas an der Art, wie er sich bewegte, vielleicht die schnelle Entschlossenheit, Rule an seinen Bruder Mick erinnerte.
    Der Erinnerung war bittersüß. Er und Mick hatten sich nicht nahegestanden. Der Altersunterschied, die Lebenserfahrung und der Ehrgeiz hatten sie getrennt. Am Ende hatte Mick Rule verraten … und war dann bei dem Versuch, ihn zu retten, gestorben.
    Auch die Art, wie Tobys lange Wimpern flackerten, als er jetzt den Blick durch

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