Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
gesprochen, einem Freund und Kollegen, ganz im Vertrauen. Anscheinend war er wohl kein Freund.«
Tobys Hand packte Rules Hand fester. Rule bemühte sich, seine Stimme nicht zu erheben. »Hat sie auch gesagt, warum sie hier ist? Soweit ich weiß, regelt ihr Anwalt alles für sie. Warum hat sie sich nicht bei Ihnen angekündigt?«
»Sie sagte … sie will, dass wir uns mit ihr und ihrem Anwalt vor der Anhörung treffen. Warum, wollte sie mir nicht sagen.«
Mist. Verdammter Mist. Wenn Alicia vorhatte, seinen Antrag anzufechten …
Lily berührte seinen Arm. »Das können wir später besprechen. Mrs Asteglio ist bereit, bei unserer kleinen Vorstellung mitzumachen. Sollen wir alle zusammen hinausgehen?«
Rule atmete tief durch. Zorn wäre jetzt ein schlechter Ratgeber. »Ich gehe zuerst und bereite alles vor. Ich habe mir überlegt, dass sie uns auf der Veranda Fragen stellen können. Die Sonne steht jetzt fast im Zenit. Das ist kein ideales Licht, aber die Veranda ist ein Vertrauen erweckender Rahmen. Sie sieht genauso aus, wie es sein soll: ein bequemer Ort, an dem sich eine Familie in einer kleinen südlichen Stadt entspannen kann.«
Mrs Asteglio guckte säuerlich. Er wusste, ihr gefiel das Künstliche nicht, die kalkulierte Wirkung, die Teil jeder PR war. Und doch hatte sie ihre Lippen nachgezogen …
»Gut«, sagte Lily. »Dann los. Ah … der AP-Reporter. Ed Eames. Wenn du ihm etwas geben könntest, wäre das gut. Er ist derjenige, der mir den Tipp gegeben hat.«
»Wenn ich ihm jetzt etwas gebe, haben es gleich alle. Aber ich denke dran.«
»Okay. Wenn es nötig ist, kann ich am Ende übernehmen und sie wieder auf die Geschichte bringen, deretwegen sie ursprünglich gekommen sind, damit ihr anderen euch verdrücken könnt.«
Rule lächelte und nahm ihre Hand. »Das nenne ich mal ein Opfer.«
»Das kannst du mir glauben.«
14
Rule trat hinaus auf die Veranda, Körper und Miene entspannt und ein Lächeln auf den Lippen, als würde er alte Freunde begrüßen, die zu einem ungünstigen Zeitpunkt vorbeigekommen, aber stets willkommen sind.
Kameras blitzten. Lupus-Augen reagierten auf Licht wie menschliche Augen, doch sie erholten sich schneller. Eine Sekunde lang war er geblendet, ließ sich davon aber nicht beeindrucken, sondern trat an die Stufen der Veranda vor, als wenn nichts wäre. Dort angekommen, konnte er wieder sehen.
Die Menge war ziemlich groß. Von den Fernsehleuten kannte er niemanden, aber die Gesichter der Zeitungsreporter kamen ihm bekannt vor – Ed Eames von der Associated Press , eine Frau namens Miriam von der Washington Post und ein traurig dreinschauender Typ, der für eines der Skandalblätter arbeitete. Rule konnte sich nicht mehr an den Namen des Mannes erinnern, aber er kannte sein Gesicht.
Rule lächelte weiter freundlich und entspannt, während sie ihn mit Fragen bestürmten. Er hob leicht die Stimme. »Ed, Miriam, schön, euch wiederzusehen. Das ist nicht euer übliches Revier, nicht wahr? Und, äh …« Lächelnd wendete er sich dem Mann von dem Skandalblatt zu, der hinten in der Menge stand. »An Ihren Namen müsste ich mich eigentlich erinnern.«
»Jimmy Bassinger vom Global . Stimmt es, dass Sie –«
»Jimmy, natürlich. Aber – nein, nein, warten Sie.« Rule hob die Hand und ließ den ungeduldigen Boulevardmann nicht zu Wort kommen. »Noch keine Fragen. War es Dann Rather, der sagte, ein gutes Interview bestehe zu 90 Prozent aus Zuhören? Also hören Sie bitte einen Moment zu.« Er ließ den Blick über die Menge schweifen und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Wenn ich recht verstehe, möchten Sie – Sie alle – meine Zeit kurz in Anspruch nehmen.«
Einige lachten. Noch ein Blitzlicht flammte auf. Gut. Rule drückte sich bewusst einfach aus. »Sie sind hier wegen meines Sohns. Genauso wie ich.« Und plötzlich war der Kloß in seinem Hals wieder da. Er schluckte. Hätte er wissen müssen, wie sehr es ihn mitnehmen würde, Tobys Existenz der Welt bekannt zu machen?
Selbstverständlich brach nun ein neuer Sturm von Fragen los. Er gestattete sich nicht, sich von einigen Andeutungen beleidigt zu fühlen, sondern hielt wieder die Hand hoch. »Ich werde eine Erklärung abgeben und einige Fragen beantworten, aber ich dachte, Sie würden vielleicht auch gerne mit Toby sprechen. Und seiner Großmutter, Mrs Louise Asteglio, die seit seiner Geburt liebevoll für ihn gesorgt hat. Und natürlich mit meiner geliebten Partnerin, die Sie alle bereits kennen – und mit der
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