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Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen

Titel: Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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hatte er sich heimlich davongeschlichen. Entweder war er sich sicher gewesen, dass Rule ihm das, was er vorhatte, verbieten würde, oder er hatte jemandem versprochen, nichts zu verraten.
    Rule setzte auf Letzteres. Er stellte sich auf die Hinterbeine, hob den Riegel mit der Nase und ließ sich wieder auf die Pfoten fallen, als das Tor aufschwang. Dahinter lag ein unbefestigter Weg. Schnell nahm er wieder Tobys Spur auf und begann, nach Westen zu laufen. Lily folgte ihm schweigend mit seinen Kleidern.
    Er war drauf und dran gewesen, ihr zu sagen, sie solle zu Hause bleiben.
    Der Wolf schnaubte empört. Wenn seine Motive eindeutig gewesen wären, müsste er sich keine Vorwürfe machen. Lily war ebenfalls müde. Ihr menschlicher Körper war sicher genauso erschöpft wie seiner. Seitdem der Tag für sie um vier Uhr morgens begonnen hatte, war ihr kein Moment Ruhe vergönnt gewesen – ein Tag voller Gewalt und Papierkram, der ebenfalls durchgestanden werden wollte. Aber seine Motive waren alles andere als eindeutig.
    Nun, für den Mann zumindest. Mit den Augen eines Wolfs betrachtet, waren seine Motive so offensichtlich wie dumm. Rule fand die nächste Stelle, die Toby markiert hatte, warf Lily einen Blick zu und nickte, um ihr zu sagen, dass sie Tobys Spur folgten, und trottete dann weiter den Weg hinunter.
    Als Lily sagte, sie würde mitkommen, hatte Rule den Ärger, der in ihm wach wurde, früh genug bemerkt, um ihn zu unterdrücken. Er hatte genickt und Lilys Angebot selbstverständlich angenommen. Es war nur vernünftig – es gab viele Orte, an die ein Wolf nicht gelangen konnte, und es kam vor, dass ein nackter Mann die Menschen mehr in Schrecken versetzte als ein Wolf, den sie noch für einen großen Hund halten konnten. Außerdem war es typisch für Lily. Sie hatte Toby bereits Platz in ihrem Herzen gemacht und machte ihm nun auch Platz in ihrem Leben.
    Das war es, was er gewollt hatte – und doch ärgerte er sich über sie. Ein Teil von ihm – ein sehr menschlicher Teil, den er angestrengt versuchte zu ignorieren – wollte nicht, dass sie sich in seine Beziehung zu Toby einmischte.
    Der Wolf fand das sehr dumm. Aber es würde nicht einfach weggehen, weil er in dieser Gestalt vernünftiger war als in der anderen.
    Sie erreichten die Straße und überquerten sie schnell. Ein kurzes Schnüffeln bestätigte Rules erste Vermutung – Toby war weiter den Weg hinuntergegangen. Was sie jetzt auch taten.
    Rule wusste, woher der Ärger kam. Er war ohne Mutter aufgewachsen. Theoretisch zumindest. Tatsächlich war er von jeder Frau auf dem Clangut bemuttert worden, die ihm durch ihre gleich dutzendfache liebevolle Zuwendung ein Idealbild von Mutterschaft vermittelt hatten … weichgezeichnet, unrealistisch … so unrealistisch, das begriff er jetzt, dass es nie zwischen ihm und seinem Vater gestanden hatte. Oder zwischen ihm und seinem Sohn.
    Lily dagegen war sehr real. Er blieb neben einem weiteren Tor stehen und seufzte. Sie würde erwarten, dass er mit ihr darüber redete, und sowohl dem Mann als auch dem Wolf missfiel die Aussicht.
    »Stimmt etwas nicht?«, flüsterte Lily.
    Nichts, was sie jetzt würden ändern können. Er schüttelte den Kopf … und machte sich daran, sich erneut zu wandeln.

 
    19
    Über Tobys Knöchel krabbelte etwas. Das konnte er nur merken, weil er sich nicht die Mühe gemacht hatte, Socken anzuziehen. Er schnippte es mit dem Finger weg. »Ich kann nicht einfach so hierbleiben.«
    »Ich weiß … nur noch ein bisschen.« Talia umschlang die Knie enger mit ihren langen, dünnen Armen. Talia war zwei Jahre älter als er und Justin und zehn Zentimeter größer. Toby mochte sie gut leiden, auch wenn sie seit Kurzem angefangen hatte, ihre Nägel zu lackieren und sich Gedanken um ihre Haare zu machen.
    Der Wind war gerade stark genug, dass die Bäume sich Geheimnisse zuflüsterten. Das war gut. Toby mochte es nicht, wenn das Baumhaus – das eigentlich nur eine Plattform war, ohne Wände, aber alle nannten es immer das Baumhaus – hin- und herschwankte, weil die Äste sich bewegten.
    Komisch, wie stabil Bäume vom Boden aus wirkten, dachte er. Sobald man hinaufkletterte, stellte man fest, dass sie sich ständig bewegten.
    »Wir müssen uns etwas einfallen lasen«, sagte Justin entschlossen.
    »Klar«, murmelte er. »Sicher. Dann fang mal an, da dir ja meine Ideen nicht gefallen.«
    »Wir können es ihnen nicht sagen!« Aus Versehen war Justin ein bisschen lauter geworden, und Talia machte

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