Wolf Shadow Bd. 5 - Tödliche Versprechen
»Aber ich glaube nicht, dass Lily so lange warten kann. Wir lassen ihr am besten den Vortritt.«
»Hey«, sagte Cullen. »Nicht treten, bitte.«
Toby kicherte.
»Geh«, sagte Rule. »Ruf deine Freunde an und frag, ob sie mitkommen wollen. Aber wir gehen auf jeden Fall in den Park, ob sie nun kommen oder nicht. Oh, und bring mir bitte meine Schuhe.«
»Okay.« Toby rannte die Treppe hinauf.
Cullen betrachtete Rule nachdenklich. »Macht es dir nichts aus, zu warten?«
Daraufhin folgte eine recht lange Pause, und Lily sah, wie Rules Lippen kurz zitterten, nur ganz leicht, bevor er sagte: »Er muss laufen.«
Das verräterische Zittern bedeutete, dass er subvokalisiert hatte. Auf diese Art – leiser als ein Flüstern und ohne die Lippen zu bewegen – kommunizierten Lupi, wenn sie nicht von anderen gehört werden wollten. Für einen kurzen Zeitraum von einigen Monaten war auch Lily in der Lage gewesen, Subvokalisierungen zu hören, aber es hatte nicht angedauert. Das Band der Gefährten gibt, das Band der Gefährten nimmt . Willkürlich.
Rule lächelte Louise an. »Ich bestelle Pizza zum Mittagessen. Wenn Tobys Freunde dazukommen wollen –«
»Aber natürlich«, sagte Louise. »Justin und Talia sind immer willkommen.«
Endlich hatte sich Cullen von seinen Schuhen befreit. Er stellte sie ordentlich neben die Tür und tappte barfuß ins Haus. »Mrs Asteglio.« Er schenkte ihr ein Lächeln, bei dem jeder, der mit zwei X-Chromosomen ausgestattet war, dahinschmelzen musste. »Ich freue mich, endlich auch einmal die Gelegenheit zu bekommen, Sie kennenzulernen.«
Louise lief rosa an. »Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Toby hat Sie ganz besonders gern, müssen Sie wissen. Setzen Sie sich und sagen Sie mir, was ich Ihnen bringen kann. Es gibt noch ein wenig vom Karottenkuchen, und frischen Kaffee kann ich auch aufsetzen. Oder hätten Sie lieber Eistee? Es wird zwar ein wenig dauern, aber ich weigere mich, dieses grässliche Pulverzeug zu benutzen.«
»Bei Kuchen sage ich nie nein, mit oder ohne Tee. Aber …« Er warf Lily einen kurzen Blick zu. »Ich fürchte, ich muss schrecklich unhöflich sein und zuerst mit Lily unter vier Augen über ihren Fall sprechen.«
»Natürlich. Ich setze den Tee auf.«
»Hier hinein«, sagte Lily zu Cullen und deutete auf das Wohnzimmer. Louise würde nicht absichtlich lauschen, aber durch die offene Aufteilung von Fernsehzimmer und Küche würde sie unweigerlich mithören.
Rule legte die Hand auf ihren Arm und sagte leise. »Cullen hat mich vom Flughafen aus angerufen. Ich habe ihm von Alicia und Talias Geistern berichtet.«
Sie warf Cullen einen Blick zu »Hast du –«
Doch sie wurde von einer Herde Elefanten unterbrochen, die die Treppe heruntertrampelte, während Toby lauthals die tolle Nachricht verkündete, dass seine Freunde sie im Park treffen würden. Und hier wären Dads Schuhe und ob sie jetzt bitte endlich gehen könnten?
Rule dankte ihm, schlüpfte in seine Schuhe, band die Schnürsenkel und sah dann Lily an. »Du kannst Cullen bis zum Mittagessen haben. Danach brauche ich ihn.« Er ließ sich nichts anmerken, aber sie wusste, wie schwer es für ihn war, zu warten.
Lily legte die Hand an seine Wange und strich mit dem Daumen über seine frisch rasierte Haut. »Bis zum Mittagessen.«
Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen kurzen, festen Kuss. Dann schloss sich die Tür hinter ihm und Toby, und Lily war sofort wieder ganz Cop. Cullen lächelte nicht mehr. Das bestätigte ihren Verdacht. »Du hast etwas für mich.«
»Ich glaube, ja. Aber zuerst muss ich den letzten Mann sehen, der besessen war – er ist im Krankenhaus, stimmt’s? –, und sein Haus.«
»Hodge bekommt heute Morgen seinen neuen Herzschrittmacher. Das muss also warten. Aber in sein Haus kann ich dich lassen. Es ist gleich hier an der Straßenecke.« Sie zog ihr Handy hervor. »Iss ein Stück Kuchen und flirte mit Louise. Ich werde meine Termine für heute Morgen umorganisieren.« Sie würde Browns Rat befolgen und delegieren.
Zur Abwechslung tat Cullen einmal, was man ihm gesagt hatte. Sie ließen eine lächelnde Louise zurück, die ihn ermahnte, ja zum Abendessen zu kommen. »Seien Sie um halb da. Wir essen dann gegen sieben.«
Cullen bedankte sich und nahm die Einladung an, bevor Lily ihn unauffällig darauf hinweisen konnte, auf was er sich da einließ. Nicht dass Cullen je etwas gegen eine kleine Auseinandersetzung gehabt hätte, ob bewaffnet oder nicht.
Als sie ins Freie
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