Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
der Probleme von ihm ab. Er hatte weniger Möglichkeiten, und sie wurden klarer erkennbar.
Er stellte den Ton des Telefons wieder an und sagte knapp: „Ruben?“
„Ich bin immer noch da.“ In der Stimme des Mannes lag eine untypische Schärfe.
„Sie lagen richtig mit Ihrem Gefühl. Rufen Sie nicht die Armee oder die Nationalgarde. Wir haben es mit einem Wesen zu tun, das imstande ist, die Sinne von großen Mengen zu manipulieren – bis zu fünfhundert Personen auf einmal, soweit wir bisher wissen. So viele haben gestern Abend dieses Wesen weder gesehen noch gerochen oder gehört. Lily war die Einzige. Ihre Gabe hat die Illusion blockiert.“
„Aber sie lässt zu, dass die geis sie am Sprechen hindert.“
„Wie ich bereits sagte, ist die geis Bestandteil ihrer Gabe, auch wenn sie bisher noch nicht ausgelöst wurde. Aber es verwirrt nicht Lilys Sinne, was dieses Wesen bei beinahe jedem schafft.“
„Auch bei Ihnen?“
„Ja. Es handelt sich dabei nicht um eine Gedanken-, sondern um eine Bewusstseinskontrolle. Die Leute sehen und riechen, was diese Kreatur ihnen sagt. Wir kennen nicht die Reichweite ihrer Kräfte. Möglicherweise kann sie noch mehr Menschen erreichen als gestern Abend. Da sie sich aber von den Ängsten anderer nährt, würde es die Krise nur beschleunigen, wenn Sie die Nationalgarde anforderten. Die Garde würde möglicherweise auf Unschuldige schießen, weil sie sie für Monster hielte.“
„Sie sagten ‚sie‘. Was ist das für ein Wesen?“
„Das kann ich Ihnen im Moment noch nicht sagen.“
„Können Sie es nicht, oder wollen Sie es nicht?“
„Lily kann es nicht. Ich will es nicht. Und ich werde meine Entscheidung auch nicht näher erläutern, tut mir leid.“
Ruben schwieg lange. „Es hat etwas mit dem Abkommen zu tun, von dem Sie sprachen, bevor Sie auf ‚stumm‘ stellten. Jede Art von Abkommen obliegt der Regierung, nicht Ihrem Clan.“
„Das Abkommen, von dem ich sprach, ist älter als die Regierung der Vereinigten Staaten.“ Er machte eine Pause und erwog seine Optionen. „Ich glaube, mehr werde ich dazu nicht sagen.“
„Hat es etwas mit der, deren Namen die Lupi nicht nennen, zu tun? Die, die letztes Jahr versucht hat, ein Höllentor zu öffnen und der Sie und Lily sich in Dis entgegengestellt haben?“
Ruben war erstaunlich intelligent – und kam exakt zu der von Rule beabsichtigten Schlussfolgerung. Ein dummer Mensch wäre nicht so schnell zu dem falschen Ergebnis gekommen. „Diese Frage werde ich nicht beantworten.“
„Das kann ich nicht akzeptieren.“
„Ich brauche erst mehr Informationen, um zu wissen, was ich Ihnen gefahrlos mitteilen kann – und jedem anderen auch.“
„ Sie brauchen mehr Informationen? Nicht Lily?“
„Wir beide natürlich. Aber da sie sich gegen ihren Willen hierzu nicht äußern kann, muss ich entscheiden, was ich sage und wem und wann. Wir werden diesen Feind aufhalten, Ruben“, fügte er ruhig hinzu, „ich weiß nur noch nicht, wie. Wir sitzen quasi auf einem Pulverfass.“
Rubens Ton war sehr trocken. „So viel meine ich verstanden zu haben. Geben Sie mir Lily.“
„Gut.“ Obwohl er nicht sicher war, dass Lily seine Entscheidung gutheißen würde, gab er ihr das Telefon.
„Lily“, sagte Ruben, „können Sie mir überhaupt irgendetwas sagen?“
Düster erwiderte sie: „Eigentlich nicht.“
„Können Sie mir denn bestätigen, dass das, was Rule gesagt hat – auch wenn es nur wenig war –, stimmt?“
„Ja.“ Ihre Miene hellte sich überrascht auf. „Anscheinend kann ich das. Er hat Ihnen nicht genug berichtet, aber das, was er sagte, ist richtig.“
„Sie sind mit seiner Entscheidung, Informationen zurückzuhalten, nicht einverstanden.“
„Das stimmt, aber …“ Sie warf Rule einen Seitenblick zu. „Aber ich verstehe seine Gründe, und sie sind berechtigt. Er geht auf seine Art vor, und das gefällt mir nicht, aber er tut es in der richtigen Absicht. Ich weiß, wo sich die Szenarien, von denen Sie geträumt haben, abspielen könnten. Ich weiß es nur zu gut.“
„Was brauchen Sie von mir?“
Beinahe hätte Rule vor Erleichterung die Augen geschlossen. Ruben entzog Lily nicht die Leitung der Ermittlungen.
„Das weiß ich noch nicht. Nein, warten Sie. Ein Auto. Ich brauche ein Auto. Meins ist immer noch in der Werkstatt.“
„Da das Schicksal von San Diego und damit wahrscheinlich der ganzen Welt daran hängt“, sagte Ruben trocken, „werde ich das wohl arrangieren können. Was haben
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