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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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befiehlt. Und meistens ohne jede Erklärung. Wenn sie also meiner Mutter gesagt hat, sie soll einen Talisman aus einer Drachenschuppe tragen, heißt das nicht, dass sie es auch tut.“
    Das stimmte. „Das weiß Madame Yu sicher.“
    „Sie müsste es wissen, aber in unserer Familie ist es üblich, dass Mutter meiner Großmutter zustimmt und dann doch tut, was sie will. Deswegen hat sie möglicherweise zugestimmt und versprochen, den Talisman zu tragen, aber –“ Ihr Telefon unterbrach sie mit den ersten Takten von „Star Spangled Banner“.
    Dieser Klingelton kündigte ihren Chef an, Ruben Brooks. Sie ging sofort dran. „Hallo, Ruben. Sie müssen hellsehen können. Ich wollte Sie gerade anrufen.“
    Da Ruben in der Tat hellsehen konnte – seine Gabe war die Präkognition, das Wissen von Ereignissen, bevor sie sich ereigneten –, war ihre Bemerkung als Scherz gemeint. Aber Brooks lachte nicht. Rule konnte seine Antwort hören. Sein Gehör war zwar in seiner jetzigen Gestalt nicht so scharf wie in der anderen, aber da Lilys Telefon sich gleich in seiner Nähe befand, konnte er gar nicht anders, als mitzuhören.
    „Lily, ich hatte gestern Nacht einen beunruhigenden Traum. Oder eher eine Reihe von Träumen, die alle in San Diego spielten.“
    „Ich hätte nicht geglaubt, dass Sie Träume haben.“
    „Nein, normalerweise manifestiert sich meine Gabe auch nicht auf diese Weise. Und wenn doch, dann bedeutete es im Allgemeinen, dass es viele Tote geben wird. Ich habe das Gefühl, dass es nicht klug wäre, zu diesem Zeitpunkt die Truppen hinzuzuziehen, aber ich bin unsicher, welche Schritte ich unternehmen soll.“

 
    21
    Rule sah, wie Lily erschrak. Er spürte denselben Schock, eine böse, schleichende Gewissheit, dass die Dinge sehr bald außer Kontrolle geraten würden.
    „Truppen?“, wiederholte Lily. „Die Armee, meinen Sie? Sie haben vor, die Armee einzusetzen?“
    „Nein, ich habe mich bereits dagegen entschieden. Ich erkläre es Ihnen. Ich habe eine Serie von möglichen Szenarien geträumt. Viele handelten von ausgedehnten Bränden, Unruhen, gewalttätigen Horden – der komplette Zusammenbruch der Zivilbehörden in San Diego. In manchen Traumsequenzen war dieser Zusammenbruch jedoch nicht auf San Diego begrenzt. Ich will Sie nicht beunruhigen, aber es besteht die Möglichkeit, dass die kommende Krise das gesamte Land erfasst. Vielleicht auch andere Länder.“
    „Wir wurden gerade davor gewarnt“, sagte Lily langsam, „dass überall auf der Welt etwas Unheilvolles passieren könnte.“
    Rubens schwacher Seufzer drückte mehr Erleichterung als Entsetzen aus. „Dann habe ich die Richtige angerufen. Gut. Aus irgendeinem Grund habe ich daran gezweifelt … Nun ja.“
    „Haben Sie eine Ahnung, ein Gefühl, wie nah die Krise bevorsteht?“
    „Hmm. Das kann ich nicht genau beantworten. Ich versuche es etwas einzugrenzen. Dass ich so viele Sequenzen geträumt habe, deutet darauf hin, dass es viele Entscheidungspunkte gibt, die zu dem führen können, was ich gesehen habe. Einige dieser Punkte stehen möglicherweise unmittelbar bevor. Ich glaube, mein erster Impuls, die Präsidentin zu bitten, die Nationalgarde in Alarmbereitschaft zu versetzen, war einer davon. Ich entschied, dass der Einsatz des Militärs die möglichen Schäden eher erhöhen als begrenzen würde. Wissen Sie, warum das so sein könnte?“
    „Mist, Mist. Vielleicht. Lassen Sie mich meine Gedanken sortieren. Wir waren gerade bei Sam – Rule ist bei mir –, und was wir dort erfahren haben, könnte diese Träume erklären. Er sagte …“ Sie brach ab. Ein seltsamer Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht, als hätte sie in ein Steak gebissen, um dann festzustellen, dass ihre Zähne auf Stahl getroffen waren. „Er hat uns von diesem Wesen berichtet, dieser … Er sagte, ich … Da gibt es … Oh, Scheiße.“
    Lily hielt Rule das Telefon hin. „Ich kann nicht. Ich kann es nicht sagen.“
    Er nahm das Telefon und überlegte schnell. Mit Li Qin hatte Lily über die Chimei sprechen können, also warum … Aber Li Qin wusste bereits von der Chimei. Ruben nicht. Das musste der Unterschied sein. „Ruben, hier ist Rule. Ich übernehme mal. Lily ist nicht in der Lage, mit Ihnen über dieses Thema zu sprechen. Eine geis , eine Art geerbtes Tabu, das an Lilys Gabe gebunden ist, statt von ihr abgewehrt werden zu können, hindert sie daran.“
    „Hallo, Rule.“ Rubens Stimme war höflich, wenn auch leicht misstrauisch. „Was geht denn da bei

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