Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
»Jetzt ist es bereits zu spät für dich, optimale Effizienz zu erreichen, aber du könntest immer noch – «
Benedict lachte. Lautlos. Sie hörte nichts, aber seine Miene, der geöffnete Mund, seine Körperhaltung ließen keinen Zweifel daran. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann lachte er leise, aber hörbar in sich hinein. »Du hast einen verdrehten Verstand. Das mag ich. Ich mag dich.«
Er klang überrascht. Sie war ebenfalls überrascht. Und erfreut. Und erregt. Ihre Wangen wurden heiß.
»Darf ich jetzt nach deinem Knöchel sehen?«, fragte er höflich.
Sie gab ihm die Erlaubnis. Er kniete sich vor sie, um die Bandage abzuwickeln, was das Flattern in ihrem Bauch noch verstärkte. Der Mann sagte, dass er sie mochte, und schon benahm sie sich wie ein verknallter Teenager. Wie peinlich. Und wie wunderbar.
Er nahm ihren Fuß in seine große Hand und drehte ihn. »Gute Beweglichkeit.«
»Ich möchte wissen, wer diese Feindin ist, über die Isen gestern Abend gesprochen hat.«
»Das wirst du auch erfahren, aber nicht jetzt.«
»Warum nicht?«
»Ich nehme mir heute Urlaub. Die Schwellung ist abgeklungen«, fügte er hinzu und begann die Bandage wieder anzulegen.
»Wenn du Urlaub hast, beantwortest du keine Fragen?«
»Mehr oder weniger.« Sein Mund verzog sich zu einem trockenen Lächeln, als würde es sich um einen Insiderwitz handeln. »Es ist nur ein kurzer Urlaub. Ein Tag. Wie fühlt sich der Knöchel an?«
»Gut.«
Seine Brauen hoben sich. »Eine Antwort, die nur aus einem Wort besteht?«
»Ich war es schon vor zwanzig Jahren leid, Fragen zu meiner Gesundheit zu beantworten.«
»Nach dem Unfall.«
Sie nickte.
»Ich kann mir vorstellen, dass die Genesungszeit und die Behandlung lang waren. Du sagtest, dass du später noch mehrfach operiert wurdest.« Er nickte, als hätte er gerade eine Zahlenreihe addiert. »Ich werde dich vielleicht noch manchmal nach deinem körperlichen Befinden befragen müssen, aber ich werde versuchen, es wenn möglich zu vermeiden.« Er stand auf. »Heute wollte ich es wissen, weil ich dir das Clangut zeigen will.«
Sie strahlte. »Sehr gern. Meinem Knöchel geht es wirklich gut. Vielleicht ist er noch ein bisschen schwach, das werde ich erst merken, wenn ich eine Weile gegangen bin, aber die Behandlung von Dr. Two Horses hat geholfen. Außerdem heile ich schneller als die meisten.«
»Wegen des Sidhe-Bluts?«
Sie nickte. »Natürlich heile ich nicht immer ganz oder in der Geschwindigkeit wie ihr. Aber für einen Menschen heile ich doch schnell.«
»Ich hole deinen Stock.«
»Ich werde ihn nicht nehmen.«
»Nur zur Vorsicht, falls du ihn später brauchst.«
Sie erhob sich, tätschelte beschwichtigend seinen Arm und lächelte. »Nein.«
25
Der Stock blieb zu Hause.
Zu diesem Entschluss war Benedict durch logische Herleitung gekommen. Wenn er ihn geholt hätte, nachdem sie es so entschieden abgelehnt hatte, wäre sie verärgert gewesen und noch entschlossener denn je, das Ding nicht zu gebrauchen, selbst wenn es nötig gewesen wäre. Aber was noch wichtiger war: Es wäre falsch gewesen. Kinder brauchten Grenzen. Aber Arjenie war kein Kind. Es war seine Aufgabe, sie zu schützen, aber nicht vor sich selbst. Nicht vor den Konsequenzen ihrer eigenen Entscheidungen.
Das war das Problem.
Letzte Nacht hatte er von Claire geträumt. Früher hatte er das oft getan, aber in letzter Zeit nicht mehr. Doch vermutlich wäre es erstaunlicher gewesen, wenn sie ihm nicht erschienen wäre. Im Traum war er in seiner Hütte gewesen, die auf geheimnisvolle Weise einen weiteren Raum hinzubekommen hatte. Ein Schlafzimmer. In dem Arjenie geschlafen hatte, als Claire hereingekommen war.
Manchmal war sein Unterbewusstsein wirklich verdammt subtil. »Ich dachte, wir schauen zuerst mal ins Zentrum rein«, sagte er, als er und seine neue Auserwählte das Haus seines Vaters verließen.
»Was ist das?«
»Ein Gemeindezentrum und Kinderhort. Hier draußen haben wir kein Kabelfernsehen, deswegen gibt es dort eine Satellitenschüssel und einen Großbildfernseher für die, die HBO oder Showtime sehen möchten.« Er warf ihr einen Blick zu. »Aber vielleicht weißt du das schon.«
Arjenie machte ein entschuldigendes Gesicht. »Die Satellitenschüssel sieht man auf den Luftaufnahmen. Und den Spielplatz auch. Aber … äh … von innen habe ich das Zentrum noch nicht gesehen.«
»Gut zu wissen, dass es noch etwas gibt, das nicht in den Akten der Regierung zu finden ist. Zuerst gehen wir ins
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