Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
hast es schon getan und mehr als einmal! Lily, bisher bist du es, wenn du etwas lernen wolltest, ohne Umschweife angegangen. Das klappt hier aber nicht, dies ist eine andere Art des Lernens. Hier kommst du immer und immer wieder auf etwas zurück, bis du es schließlich verstanden hast.«
»Ich weiß nicht, wie das geht.« In eine Kerzenflamme starren, um Sam dort zu finden? Das war nicht sie.
Cynna schnaubte. »Das tust du doch jeden Tag. Darum geht es doch in Ermittlungen: den Verdächtigen langsam einzukreisen. Tu doch so, als würdest du in Sachen Gedankensprache ermitteln.«
Aber Gedankensprache war nicht der Täter. Sondern sie.
Lily hielt den Gedanken fest. Er fühlte sich richtig an. Es machte Klick in ihrem Kopf, wie bei einer Ermittlung, wenn sich alles plötzlich zusammenfügte, wenn sie wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war. Sie glaubte nicht, dass sie schuldig war. Sie fühlte sich nicht schuldig. Aber ein Teil von ihr verwischte die Spur, versteckte etwas vor dem Rest von ihr.
Diesen Teil musste sie finden. Cynna hatte recht – das tat sie ständig. »Du bist ganz schön klug.«
»Das stimmt.«
Lily betrachtete das lächelnde, bemalte Gesicht ihrer Freundin.
»Und selbstgefällig auch.«
»Schwangere dürfen selbstgefällig sein. Es gehört zum Paket dazu, als Kompensation, weil unsere Blase auf die Größe einer Erbse schrumpft. Und da wir gerade davon sprechen … «
»Musst du etwa schon? Wir sind doch gerade erst losgefahren!«
»Erbsengröße«, sagte Cynna bestimmt und fuhr auf eine Tankstelle am Rand von El Cielo. Mariah Friars Heimatort.
»Bist du dir ganz sicher?« Rule beugte sich über Arjenies Schulter, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen.
Heute Morgen hatte er erst ein wenig Zeit mit Toby verbracht und den Jungen dann zum Unterricht geschickt. Fürs Erste würde Harold Spanner ihm Heimunterricht erteilen. Harold war früher Rules Lehrer gewesen und hatte schon einen Schüler – Mike Roses Sohn Sean. Toby würde heute Nacht bei Sean schlafen … und Rule vermisste ihn jetzt schon. Es war dumm, aber er hatte sich daran gewöhnt, Toby jeden Morgen und jeden Abend zu sehen. Doch es wäre einfacher, wenn Toby bei einem Freund blieb. So musste Rule ihn nicht jedes Mal aus dem Zimmer schicken, wenn das Gespräch auf etwas kam, das der Junge nicht hören sollte.
Er und Benedict hatten gerade die Sicherheitsmaßnahmen besprochen, als Isen sie in sein Arbeitszimmer rief, wo Arjenie sich mit ihrem Computer häuslich eingerichtet hatte.
»Ganz und gar nicht«, antwortete Arjenie. »Na ja, ich bin mir sicher, dass Friar letztes Jahr seinen alten Swimmingpool hat rausreißen und einen neuen einbauen lassen. Die Baugenehmigungen sind eindeutig. Außerdem habe ich herausgefunden, dass Friar in dieser Zeit ein paar seltsame Käufe getätigt und sich sehr bemüht hat, sie geheim zu halten, indem er eine Scheinfirma dazu benutzt hat. Ich weiß nicht, inwiefern das alles auf einen unterirdischen Tunnel oder ein Versteck schließen lässt, aber es ist immerhin auffällig.«
Rule sah über Arjenies Kopf hinweg zu Benedict, der neben ihr stand. Ihre Blicke trafen sich. »Kannst du mir zeigen, was das für Käufe waren?«
»Okay. Aber ich habe nur eine einzige Rechnung. Um sie zu finden, musste ich … äh … wenn man so will, die Hintertür nehmen.«
»Dich einhacken?«
»Hacken ist illegal . Ich weiß nur, wie man manchmal Hintertürchen findet … und manche Leute sind nicht ausreichend geschützt.« Ihre Finger flogen über die Tastatur. Ein neues Fenster öffnete sich. »Da ist es.«
Die Rechnung sagte Rule nicht viel. Einige Materialien konnten gut für den Bau des Swimmingpools bestimmt gewesen sein – darunter auch viel Zement – , andere jedoch ganz offensichtlich nicht. »Ich werde Jimmy bitten, sich das mal anzusehen. Er ist Bauunternehmer«, fügte er an Arjenie gewandt hinzu. »Er wird uns sicher sagen können, was man mit diesen Stahlträgern machen kann.«
Isen stand lächelnd hinter Arjenie. »Sie hat ordentliche Arbeit geleistet, nicht wahr? Ist euch der Name von Friars Scheinfirma aufgefallen?«
»Warum?«
»Hernando, Hyde and Way.« Sein Vater machte eine Pause. »Kommst du nicht drauf?«
»Nein, ich weiß nicht, was du … « Rule brach ab, als sein Vater einige Takte eines alten Songs summte. »Du machst Witze.«
Isens Lächeln teilte seinen Bart wie ein Messer. »Unser Gegner hat Sinn für Humor. Er hat seine Scheinfirma nach dem Hit der Johnstons
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