Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
anonymen Tipp gibt, wenn Benedict ausflippt?«
»Vielleicht hat er das, und etwas ist schiefgelaufen.«
»Womit wir noch mehr Glück gehabt hätten, oder?«
Sie hatte recht. »Dein Verstand funktioniert im Moment besser als meiner. Vielleicht fällt dir ein Grund ein. Ich passe.« Die Ampel wurde grün. Während er beschleunigte, runzelte er die Stirn und ließ ihre Hand los. »Würdest du bitte noch mal versuchen, Isen zu erreichen?«
Sie antwortete, indem sie das Telefon nahm und tat, worum er sie gebeten hatte. »Was hat George dir gesagt, bevor … Isen. Ich bin es, Lily. Es ist schlecht gelaufen. Drei Tote, kein Nokolai. Der Zirkel hatte noch nicht einmal begonnen. Ich stelle dich auf laut, damit Rule und ich mit dir sprechen können.«
Gute Idee. Rule atmete vorsichtig ein. Reden war unangenehm. Dazu musste er viel atmen, und amen tat weh. »Ich fange mit dem Ende an«, sagte er. »Die Ybirra haben mich offiziell herausgefordert, unter Zeugen.«
Isen zischte. Es war seltsam, diesen katzenartigen Laut von einem Mann zu hören, der einer Katze so wenig ähnelte. »Wann?«
»Heute Abend, zehn Uhr. Ein Zweikampf an der verlassenen Mine beim Hole-in-the-Wall.«
»Er hat es wohl eilig gehabt. Wenn das das Ende ist, würde ich gern den Anfang und den Mittelteil hören.«
Rule bedeutete Lily weiterzusprechen.
»Angefangen hat es damit«, sagte sie, »dass Javier darauf bestand, dass alle Wachen nach Waffen durchsucht würden, bevor wir uns zum Treffpunkt aufmachten. Währenddessen hat Edgars Wache George Benedict offenbar etwas verabreicht, das ihn in Raserei versetzt hat.«
Rule hörte den scharfen Atemzug seines Vaters. Lily vermutlich nicht.
»Es gibt Verletzte«, fuhr sie fort, »und zwei Tote: Edgar von den Wythe und Javiers Wache Gil. Da es uns nicht gelang, Benedict zu überwältigen, hat Arjenie alle bewusstlos geschlagen.«
»Sie hat was ?«
»Das ist meine Vermutung. Ich sah, wie sie mit der Hand gegen die Scheibe des Wagens schlug. Daraufhin spürte ich eine Magiewelle, und ich sah, wie alle, bis auf Cullen, zusammenbrachen. Ich glaube, sie hat ihre Gabe stark aufgeladen, und der Rückstoß der gepanzerten Windschutzscheibe war zu stark für sie. Irgendwie hat sie die Wirkung nach außen übertragen.«
»Ich verstehe«, sagte Isen. »Nein, eigentlich verstehe ich nicht, aber ich bewahre mir meine Fragen für später auf. Wie steht es um Benedict?«
»Er ist in besserer Verfassung als alle anderen, denke ich. Im Moment schläft er hinten in Scotts Wagen. Cullen hält einen der Talismane mit dem Schlafzauber an ihn. Arjenie ist bei uns. Ähm … ich gebe dir einen kurzen Überblick über die Verletzungen. Rule hat sich die Rippen angebrochen oder gebrochen, was wohl auch der Grund ist, warum er mir das Reden überlässt. Cullen hat eine Gehirnerschütterung, konnte aber schnell wieder klar sehen. Ich glaube, Lucas’ Wache hat einen gebrochenen Arm. Billys Genick ist gebrochen – das ist Myrons Wache – , aber Cullen glaubt, dass es heilt, wenn er die richtige ärztliche Behandlung bekommt. Lucas ist, glaube ich, mit ein paar Prellungen und Stauchungen davongekommen.«
»Von dir sagst du nichts.«
»Ich bin zurückgeblieben. Ich hätte nichts ausrichten können. Mit der linken Hand kann ich keinen sicheren Schuss platzieren, nicht, wenn alle sich so schnell bewegen.«
»Sie hat sich die Hüfte geprellt«, sagte Rule, »und sich vielleicht noch weitere Verletzungen am Arm zugezogen. Javier hat sie umgestoßen, als er sich auf mich gestürzt hat.«
Sie warf ihm einen Seitenblick zu, den er nicht deuten konnte, aber es schien ihm, als läge leichte Überraschung darin. Hatte sie gedacht, er hätte nicht gemerkt, was ihr passiert war?
Isen sagte: »Bisher zähle ich nur zwei Tote.«
»George, Edgars Mann, hatte einen gebrochenen Kiefer und vermutlich eine Gehirnerschütterung, aber er ist nicht an seinen Verletzungen gestorben. Er hatte einen Herzinfarkt.«
»Einen Herzinfarkt.«
»Ich mache mal weiter«, sagte Rule. »George stand weiter von Arjenie entfernt als wir anderen, deswegen ist er vermutlich vor uns aufgewacht. Trotz der Kieferverletzung war er in der Lage zu subvokalisieren und hat mir bestätigt, dass er Benedict einen Trank verabreicht hat, mit der Absicht, ihn bewusstlos zu machen. Edgar hatte es ihm befohlen. Er glaubte, er würde damit das Leben seines Bruders retten. Brian – « Seine Stimme stockte. Reiß dich zusammen , sagte er sich. »Brian wird gefangen gehalten.
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