Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Von wem, wusste George nicht, aber ich kann es mir schon denken. Jedenfalls glaubte Edgar, keine Wahl zu haben. Doch er befahl George, bei Benedict zu bleiben und ihn zu verteidigen, falls wir angegriffen werden würden.«
Lily machte ein zweifelndes Gesicht. »Das hat Edgar geglaubt? Der Kidnapper hat ihm gesagt, dass der Trank bewusstlos macht, und er glaubt das?«
Rule zuckte leicht mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was man ihm gesagt hat und warum er es geglaubt hat. Mir blieb keine Zeit mehr, von George noch mehr zu hören. Isen, als ich das hörte, habe ich Myron als Zeugen gerufen. Zu diesem Zeitpunkt war er der einzige wache Lu Nuncio außer mir. Doch George starb an einem Herzinfarkt, bevor Myron seine Aussage hören konnte.«
»Das sagte Lily bereits. Ich kann es schwer glauben.«
»Was immer passiert ist, es hat seinen Tod zur Folge gehabt.«
»Cullen nannte es einen Herzinfarkt«, sagte Lily. »Ich glaube, es wurde ihm ein Trank mit einer verzögerten Wirkung verabreicht. Um sicherzugehen, dass er nicht lang genug lebte, um etwas auszuplaudern.«
»Hmm.« Isen konnte sehr viel Zweifel in einen einzigen Laut legen. »Wie kann man denn einen Trank so einstellen, dass er genau im richtigen Moment wirkt?«
»Vielleicht wurde er nicht nach einer bestimmten Zeit ausgelöst, sondern durch einen anderen Faktor. Zum Beispiel wenn seine Selbstheilungskräfte durch eine Verletzung auf Hochtouren liefen. Ich kenne mich mit Zaubertränken nicht aus, aber Dyas Volk weiß doch anscheinend, wie man Herzinfarkte provoziert.«
»Du denkst an Ruben Brooks«, sagte Isen. »Aber Brooks’ Herzinfarkt war nicht tödlich. Und wir dürfen doch wohl annehmen, dass er nicht widerstandsfähiger als ein Lupus ist.«
»Dya weiß sicher nicht, dass Ruben Sidhe-Blut in seinen Adern hat, wenn auch nur wenig. Das könnte der Grund sein.«
Rule kam ein Gedanke. »Edgar ist nicht sofort gestorben.«
Lily sah ihn an. »Was willst du damit sagen?«
»Er hat einen Schlag auf den Kopf bekommen, einen harten Schlag. Aber kurz darauf bewegte er sich noch, versuchte aufzustehen. Vielleicht war es nicht der Schlag auf den Kopf, der ihn getötet hat. Diese Verletzung hat seine Selbstheilungskräfte mobilisiert. Und das könnte einen Trank aktiviert haben, den man ihm vorher gegeben hat. Vielleicht ist auch er an einem Herzinfarkt gestorben.«
»Habt ihr seine Leiche?«, fragte Isen.
»Ja. Und Georges Leiche auch.«
»Ich nehme an, Nettie wird uns sagen können, ob es ein Herzinfarkt war. Mir kommt ein Gedanke, der mir nicht gefällt.«
Rule begann zu lachen, hielt aber gleich wieder inne. Lachen tat weh. »Bisher gefiel mir recht wenig, was heute passiert ist.«
»Bisher hatte unser Gegner die Trümpfe in der Hand«, stimmte Isen ihm zu. »Aber vielleicht ist ein Joker im Spiel. Kurz bevor Lily anrief, bekam ich einen Anruf einer jungen Frau, die mir ihren Namen nicht nennen wollte. Sie sprach mit einem seltsamen Akzent und behauptete, Brian von den Wythe hätte sie gebeten anzurufen. Sicher denkt ihr das Gleiche wie ich – dass meine geheimnisvolle Anruferin Arjenies mysteriöse Schwester war. Ich glaube, wir haben recht. Ich habe natürlich Protokoll geführt.«
»Protokoll?«, fragte Lily.
Rule antwortete knapp: »Steno.« Isen vergaß mit schöner Regelmäßigkeit, dass er ein Handy besaß, doch mit altmodischen Informationstechniken kannte er sich aus. Während eines Telefonats machte er sich routinemäßig Notizen in Gregg-Stenografie. »Red weiter«, sagte er zu seinem Vater.
»Zuerst bat sie mich, ihr zu bestätigen, dass ich Isen Turner bin. Das tat ich. Als Nächstes bat sie mich, sie nicht zu unterbrechen und keine Fragen zu stellen, weil sie nicht wüsste, wie lange die Telefonleitung hält. Das tat ich dann auch nicht. Dann sagte sie, sie hätte wiederholt versucht anzurufen, aber … Ich wiederhole ihre genauen Worte: ›Telefone und Magie passen nicht zusammen. Leicht zu stören, schwer zu erklären.‹ Darauf sagte sie, Brian hätte meinen Namen genannt, weil ich in der Nähe und ein Verbündeter wäre, ob das wahr sei? Ich bejahte und stellte ihr schnell doch eine Frage: Wer sie sei? Sie antwortete, sie sei eine Freundin von Brian, die nicht wolle, dass er stirbt.«
»Friar«, sagte Lily. »Robert Friar hat ihn.«
»Du unterbrichst mich schon wieder – aber ich habe dich auch nicht gebeten, es nicht zu tun, so wie sie mich. Ja. Sie sagte, es wäre das Beste, wenn Robert Friar an Brians Stelle stürbe und
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