Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Fettnäpfchen stehe, kann ich auch erklären, was ich meine.«
»Nicht nötig«, sagte Lucas freundlich. »Ich weiß, dass Menschen andere Wertvorstellungen haben.«
»Hast du mich gerade ebenfalls beleidigt? Wenn ja, dann habe ich es vermutlich verdient.«
Benedict befestigte den zweiten Knieschoner und stand auf. »Du hast Angst, dass Lucas und sein Vater lieber das Appartementhaus behalten, als öffentlich anzuerkennen, dass die Nokolai keine Schuld trifft und dass den Clans Gefahr von ihr droht.«
»Äh … ja.«
Dass Lucas mitkam, war Isens Idee gewesen. Er war ein ausgezeichneter Kämpfer, besonnen und erfahren und damit eine wertvolle Ergänzung ihres Teams. Aber der Hauptgrund, warum Isen ihn dabeihaben wollte, war, dass er den anderen Clans nachher von der Operation berichten sollte. Um die Zustimmung seines Rhos zu bekommen, hatte Isen, wie Rule es nannte, auf »offene Bestechung« zurückgegriffen: Er hatte dem anderen Clan Rules Appartementhaus angeboten. Auf Zeit.
Es war eine Art monetäre Geiselnahme. Eine sehr beträchtliche monetäre Geiselnahme. Benedict wusste nicht, was das Gebäude wert war – für diese Fragen war Rule zuständig – , aber er hatte gehört, wie Rule Andor versichert hatte, der Marktwert der Immobilie beliefe sich auf mehr als zehn Millionen. Wenn Lucas etwas zustieß, würde die Immobilie an die Szøs fallen. So wie auch in dem Fall, dass Lucas überlebte und immer noch nicht glaubte, dass die Nokolai mit ihrer Warnung recht hatten. Nur wenn sich Lucas heute Nacht überzeugen ließ, dass die Nokolai die Wahrheit sagten, würde sein Rho das Gebäude den Nokolai für einen symbolischen Betrag zurückgeben.
»Wenn das ein Geschäft wäre«, sagte Rule und tauschte ein Lächeln mit Lucas, »wäre ich wohl entsprechend misstrauisch. Dann würde ich davon ausgehen, dass Andor und Lucas versuchen werden, die Nokolai auf jede erdenkliche Weise zu übervorteilen – nur nicht, indem sie uns offen anlügen. Das wäre unhöflich. Aber hier geht es nicht ums Geschäft. Es ist eine Frage der Ehre.«
Arjenie nickte ernst. »In vielen Stammesgesellschaften ist Ehre wichtiger als Besitz. Das Ansehen eines Cherokee zum Beispiel war nicht davon abhängig, was er hatte, denn er hatte nichts. Was die Familie besaß, gehörte alles der Frau. Und es gibt das Potlach-Fest, das ist … «
Benedict hörte nicht mehr zu, als er sich bückte und seine Schuhe auszog, um sie in den Rucksack, den Arjenie tragen würde, zu stopfen. Der Vortrag über Stammessitten war ihre Art, mit der Anspannung umzugehen. Fakten hatten eine beruhigende Wirkung auf sie, und sie war sehr nervös. Benedict zog sein T-Shirt aus und wünschte von ganzem Herzen, wenngleich vergeblich, sie wäre nicht hier. Dass sie nicht mitkommen würde. Es war zu gefährlich, und sie war keine Kriegerin. Doch das Band der Gefährten verlangte, dass sie in seiner Nähe blieb. Und die Vernunft sagte ihm, dass sie ihnen mit ihrer Gabe bei dieser Mission sehr von Nutzen sein konnte.
Zum Teufel mit der Mission . Das hätte er am liebsten vorhin während ihrer Planungen gesagt. Aber er hatte geschwiegen.
Ihre Stimme brach ab, mitten in den Ausführungen über australische Aborigines. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt. »Ich glaube, es ist Zeit.«
»Ja.« Als seine Hände zum Knopf seiner Jeans wanderten, waren Rule und Lucas bereits dabei, sich auszuziehen. Arjenie hatte mit keiner Wimper gezuckt, als die anderen sich vor dem Wandel ihrer Kleider entledigt hatten. Ihr Coven, sagte sie, führte viele Rituale nackt durch. Nacktheit verstörte sie nicht so wie die meisten Menschen. Benedict zog seine Jeans aus und rollte sie zusammen, um sie in Arjenies Rucksack zu verstauen.
Er hielt inne und betrachtete sie einen Moment lang nur. Sie hatte ihr Haar zu Zöpfen geflochten, damit es sie nicht störte. So ordentlich hatte er es noch nie gesehen. Ihre Augen waren riesig und besorgt. Sie roch nach Himmel und Heimat, und er hätte ihr so gern etwas gesagt, etwas, das sie mit hinunter in die Dunkelheit nehmen konnte.
Er berührte ihre Wange. »Sei vorsichtig.«
»Das sollte ich eigentlich zu dir sagen. Benedict … « Sie legte ihre Hand auf seine. »Du wolltest nicht, dass ich mitkomme. Aber ich muss es tun. Ich kann euch helfen. Das weiß ich.«
»Ja.« Er akzeptierte es. Er hasste es, aber er akzeptierte es, so wie er auch seine Angst um sie akzeptierte. Er wünschte, er wüsste die richtigen Worte … Oh. Natürlich. Er lächelte. »Ich
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