Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
vorhabt.«
Er betrachtete sie nachdenklich schweigend. Er hatte ein sehr interessantes, ja, hartes Gesicht mit diesen hohen Wangenknochen. Anscheinend war seine Standardmiene, keine Miene zu verziehen, was doch eigentlich unheimlich war. Zuerst hatte es ihr auch tatsächlich Angst gemacht, aber jetzt nicht mehr. Wie seltsam, wo ihr doch so viele Dinge Angst machten! Aber Benedict nicht. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie hier noch stundenlang sitzen und ihn ansehen.
Oder vielleicht auch nicht , dachte sie, als ihr Magen unzufrieden gluckerte. Und ihrer Blase gefiel die Idee auch nicht. »Ich muss mal ins Bad.«
»Den Flur hinunter. Ich komme mit.«
Das hörte sich mehr an, als wäre sie eine Gefangene, kein Gast. »Okaaay … aber kannst du bitte weggucken, wenn ich mir die Jeans anziehe?«
Er nickte, drehte sich um und ging hinaus, ohne die Tür ganz hinter sich zu schließen. Sicher mit Absicht. »Das tust du oft, nicht wahr?«, fragte sie und griff nach ihrer Jeans.
Er klang belustigt. »Was? Frauen beim Anziehen zugucken?«
Sie schnaubte verärgert und warf die Decke zurück. »Wortlos zu antworten. Du brauchst nicht viele Worte. Vielleicht kannst du deshalb so gut die Dinge zusammenfassen. Du beschränkst dich auf das Wesentliche.« Sie blickte zu Boden und entdeckte ihre Schuhe ordentlich nebeneinander unter dem Bett. Und ihre Socken.
Sie nahm die Socken. Sie waren sauber und flauschig vom Trockner. Jemand hatte sie gewaschen. Nachdenklich legte sie den Kopf schief. Während sie bewusstlos gewesen war, war sie ärztlich behandelt worden, und man hatte sie in Unterwäsche und T-Shirt ins Bett gelegt und ihre Socken gewaschen.
Die Behandlung durch den Arzt, das gemütliche Bett – das alles konnten Maßnahmen sein, um ihr Vertrauen zu gewinnen, damit sie ihnen sagte, was sie wissen wollten. Aber ihre Socken zu waschen? Das war nett. Einfach nur nett.
Sie zog sie an und steckte die Beine in die Jeans. Der elastische Verband war im Weg, sie musste den Jeansstoff darüberziehen. »Ich dagegen rede gern und viel. Für mich ist jede Kleinigkeit interessant und deshalb erwähnenswert. Du hast mir nicht gesagt, was ihr mit mir vorhabt.«
»Der Rho hat entschieden, dass du hierbleibst, als unser Gast, bis du uns den Grund sagst, warum du hier bist, oder wir es mit anderen Mitteln herausfinden.«
»Das heißt, ich bin eure Gefangene, kein Gast.« Sie bückte sich und zog ihre Schuhe an.
»Wir können dich nicht gegen deinen Willen hierbehalten.« Jetzt war er ganz offen. »Aber wenn du gehst, werden wir die Polizei darüber unterrichten, dass du unser Grundstück unbefugt betreten hast.«
Gestern Nacht hatte sein Rho gesagt, sie könnten alles mit ihr machen, was sie wollten, auch sie töten. Aber hatte er das wirklich ausdrücklich gesagt? Sie ging im Geiste noch einmal ihre Unterhaltung durch. Die Drohung war eigentlich nur indirekt gewesen. Er hatte sehr darauf geachtet, nichts zu sagen, was ihm zum Vorwurf gemacht werden könnte, falls sie es der Polizei erzählte.
Nicht dass sie das tun würde. Unglücklicherweise hatten sie das herausgefunden. Was nicht schwer gewesen war, wenn man ihre Reaktion bedachte, als Benedict damit gedroht hatte, die Polizei zu rufen. Arjenie seufzte und stand auf. Sie hatte ihnen die Waffe selbst in die Hand gedrückt. »Das ist Nötigung. Wo ist mein Stock?«
Die Tür öffnete sich. »Hier.« Er kam wieder herein und gab ihn ihr. »Nettie sagt, du solltest den Knöchel noch einen Tag lang so wenig wie möglich belasten. Ich könnte dich tragen.«
»Nein, danke.« Er stand schrecklich nah bei ihr. Konnte sie tatsächlich die Hitze seines Körpers spüren, oder bildete sie sich das nur ein? »Aber ich freue mich, dass du dieses Mal vorher gefragt hast. Äh … wo bin ich eigentlich?«
»Im Haus des Rhos. Wir werden mit ihm zu Abend essen. Du bist unser Gast, aber keiner, dem wir vertrauen, deswegen werde ich dich im Auge behalten.«
Zielsicher pickte sich ihr Verstand den letzten Satz heraus. »Du behältst mich im Auge? Persönlich?«
»Da deine Psychotricks bei mir nicht wirken, ja. Auch Seabourne sollte dagegen immun sein, deswegen wird er mich ablösen, wenn ich Schlaf brauche oder anderen Pflichten nachgehe.«
»Warum sollte er gegen meine Gabe immun sein?«
»Schutzschilde. Du weißt, was er ist. Woher?«
Weil sie seine Akte gelesen hatte. Und sie kannte seine Frau. Letzten Monat hatte sie Cynna ein Geschenk zur Babyparty geschickt, ein süßes kleines
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