Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
dass das Vorstellungsgespräch gut gelaufen ist.«
»Lassen Sie es mich wissen, wenn es etwas Neues gibt.« Lily benutzte ihren eigenen Schlüssel. Jeder der beiden Männer hätte ihr aufschließen können, aber sie zog es vor, es selbst zu tun. Sie redete sich ein, dass es nur praktisch war – so hatten sie die Hände frei und waren im Falle einer plötzlichen Bedrohung nicht abgelenkt – aber eigentlich wusste sie, dass sie damit auch ein bisschen die Augen vor der unangenehmen Wahrheit verschloss.
Denn wenn sie die Tür selbst öffnete, konnte sie so tun, als hätten die beiden keine Schlüssel.
Die Wohnung war herrlich. Das war ein Teil des Problems. Nichts, das sie sich hätte leisten können, passte hier hinein. Rule hatte alles in einem modernen, männlichen Stil eingerichtet, mit Ledersofas und schönen alten Holzmöbeln. Die Kristallschale, in die sie nun ihre Schlüssel warf, stand auf einem zweihundert Jahre alten Konsolentisch im Flur. Ihre schnöde Wasserflasche passte nicht recht dazu, aber der Platz bot sich an, wenn sie laufen ging. Sie nahm die Flasche und trank im Gehen.
Der Hauptraum war der Star der Show. Eine riesige Glaswand verband den Wohn- mit dem Essbereich. Die erste Morgensonne fiel durch die Scheibe und verlieh dem Haar des Mannes, der an dem großen Esstisch aus dunklem Holz am anderen Ende des Raumes saß, einen mahagonifarbenen Schimmer.
In anderem Licht war Rules Haar fast schwarz. Und es war struppig, egal in welchem Licht. Früher hatte sie gedacht, dass es zu seiner Rolle dazugehörte, ein Look, den er als Auftreten der Lupi in der Öffentlichkeit kultivierte. Dabei war es nur so, dass Rule sich nicht gern die Haare schneiden ließ. Doch es stand ihm, weil er so unverschämt sexy war. Dennoch gefiel ihr der Gedanke, dass das struppige Haar nicht nur Teil einer Rolle war, sondern zu ihm gehörte.
Ohne von dem Laptop aufzusehen, der auf einem Wust von Papieren stand, die über den halben Tisch ausgebreitet waren, sagte Rule: »Deine Mutter hat einen billigeren Drucker für die Einladungen gefunden. Du möchtest sie bitte zurückrufen. Das kannst du gleich jetzt tun, ich habe bereits Maßnahmen wegen des Schadens an deinem Wagen ergriffen.«
Sie blieb stehen. »Ah … oh. Wen hast du angerufen?«
»Deine derzeitigen Waffenbrüder. Das hiesige FBI -Büro.« Jetzt sah er auf. »Du hattest doch vor, es mir zu sagen, oder?«
»Ich habe drüber nachgedacht. Wie hast du es herausgefunden?«
»José hat es gesehen, als er das Gebäude verließ, um etwas für mich zu erledigen.«
José war ein Nokolai und der Chef der Bodyguards. »Dann hast du also das Büro angerufen, ohne vorher mit mir darüber zu reden.«
Jetzt blickte er sie an. »Ich habe dich angerufen. Du bist nicht drangegangen.«
Lily öffnete den Mund, um zu widersprechen – und schloss ihn wieder. Sie zog die Armbinde ab, nahm ihr Telefon heraus und sah nach. Und zog eine Grimasse. »Der Ton ist ausgestellt. Tut mir leid. Mit wem hast du gesprochen?«
»Agent Gray. Er hat mir zugesagt, dass er sofort jemanden herschickt. Ich soll dir ausrichten, dass der Handschriftenexperte bestätigt hat, dass der Brief, den du letzte Woche erhalten hast, von … äh … dem Täter geschrieben wurde, den du in Verdacht hattest. Der, der so gern sexuell anzügliche Briefe schreibt.«
»Es tut gut, wenn man recht hat.« Der Brief war abstoßend gewesen, nicht bedrohlich. Der Typ, der ihn verfasst hatte, war bekannt – nicht namentlich, aber er war schon früher auffällig geworden. Es erregte ihn, schmutzige »Liebesbriefe« an Frauen zu schicken, über die in den Nachrichten berichtet wurde. Dabei zeigte er sich enttäuschend promisk und beglückte alle, von Britney Spears bis zur First Lady. »Ich habe dir von dem Brief erzählt.«
Seine Augenbrauen – die im Übrigen sehr attraktiv waren – hoben sich. »Ja, das hast du. Aber nicht von den anderen Briefen. Die, die das FBI immerhin so ernst genommen hat, dass es ermittelt hat. Von denen hast du mir nicht erzählt.«
Erwischt. Gray, diese Petze. »Weil du voreilige Schlüsse gezogen hättest. Das FBI verfolgt alle Drohungen, die seine Agenten bekommen. Das ist das übliche Verfahren und nichts, weswegen man sich Sorgen machen müsste.«
»Wenn dich jemand bedroht, mache ich mir Sorgen.« Er erhob sich. »Halte solche Dinge nicht vor mir geheim, nur weil du fälschlicherweise glaubst, mich schützen zu müssen.«
Rule war einer dieser Männer, die immer elegant aussahen,
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