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Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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und Neugier aus, die für einen klaren Kopf gesorgt hatte.
    Normalerweise erlaubten die Sanitäter keine Passagiere im hinteren Teil ihres kleinen mobilen Herrschaftsbereichs, doch Rule hatte ihnen erklärt, dass er Cullen ruhig halten könne. Beinahe hätte das dazu geführt, dass sie noch später aufgebrochen wären. Als einer der Sanitäter – der Rotschopf – herausfand, dass sein Patient ein Lupus war, war er ein wenig in Panik geraten. Doch Rule hatte ihn besänftigten können und Cullen sich so weit aufgerafft, Scherze mit dem jungen Mann zu machen.
    Humor wirkte immer. Darin waren Menschen komisch. Jemandem, der sie zum Lachen brachte, vertrauten sie eher, als könnte ein und dieselbe Person nicht lustig und gefährlich zugleich sein. Aber der junge Mann hatte sich entspannt, und sie hatten Cullen einladen können.
    Und in noch einer Hinsicht hatten sie die normale Prozedur umgestoßen. Beide Sanitäter hatten sich entschieden, vorn einzusteigen, sobald die Infusionsnadel gelegt war. Das war praktisch. Auch ohne sie war es hinten eng genug. Außerdem fiel es Cullen so leichter, sich nicht zu wandeln.
    Verbrennungen waren unglaublich schmerzhaft … und es war fast Vollmond. Wenn Rule nicht bei Cullen mitgefahren wäre, wären die Sanitäter möglicherweise mit einem Wolf statt einem Mann auf ihrer Bahre in der Notaufnahme angekommen.
    Denn die Verletzungen und der Mond weckten Cullens Wolf. Während die Sirene heulte, starrte er Rule schweigend an, und hinter den glitzernden Augen sah Rule mehr Wolf als Mann. Cullens Wolf würde die Gerüche oder die Geräusche in der Notaufnahme nicht mögen. Es würde ihm nicht gefallen, dass so viele Fremde in seiner Nähe waren, wenn er schwach und verletzt und unfähig war, sich zu verteidigen. Er würde nicht angefasst werden wollen. Er würde überhaupt nicht das Krankenhaus betreten wollen.
    Auch Rules Wolf wollte das nicht. Oder vielleicht war es auch der Mann in ihm, der am liebsten dem Fahrer zugerufen hätte, er solle anhalten.
    Denn auch Rules Wolf versuchte, sich zu erheben, gerufen vom Lied des Mondes und getrieben von der Wut. Tief in seinem Inneren zog sich ein harter und blutiger Knoten aus Stille zusammen. An diesem Ort gab es keine Worte, nur Zähne … doch Rule kannte die Worte. Sein Wolf wollte – brauchte – heißes Blut, das aus der Kehle seines Feindes spritzte, wenn seine Zähne die Halsschlagader durchbissen hatten. Die Eingeweide, die aus seinem fleischigen Bauch quollen.
    Friars Eingeweide. Friars Blut.
    Es war am besten, wenn er jetzt nicht daran dachte. Nicht, wenn sie gleich von dem Geruch von Blut und Krankheit umgeben waren. Zwar war es Friars Blut, das der Wolf begehrte, doch dieses Begehren konnte sich jederzeit in Hunger verwandeln. Rule hatte viel zu viel Zeit in Krankenhäusern verbracht, doch nie, wenn sein Wolf so … erregt war.
    Hatte er die richtige Entscheidung getroffen? Rule blickte auf seinen Freund hinunter. Seinen Clansmann. Cullen hatte jetzt die Augen geschlossen. Sein Atem ging gleichmäßig und flach, als schliefe er, doch Rule wusste, dass es nicht so war. Sein Herz schlug nur regelmäßig.
    Cullen würde mit oder ohne ärztliche Pflege genesen. Es würde schneller gehen, wenn die verbrannte Haut gereinigt und die fehlende Flüssigkeit mit einer schnell wirksamen Infusion ersetzt wurde. Aber nichts davon war entscheidend, vor allem, weil sie jederzeit auf die Rhej der Leidolf zurückgreifen konnten.
    Eigentlich musste Rule seinen Freund nicht in die Notaufnahme bringen. Aber wenn er es nicht tat, würde er lügen müssen – entweder direkt oder indirekt. Er würde sich entgegen allen Erwartungen verhalten. Bei den Leidolf mochte es nicht üblich sein, sich an Menschen um Hilfe für die Verwundeten zu wenden, bei den Nokolai schon. Und als Lu Nuncio der Nokolai, als Rho der Leidolf, durfte Rule nicht schwach aussehen.
    Keiner der Lupi um ihn herum – nicht einmal Cullen, egal wie eng sie befreundet waren – durfte je bemerken, dass Rule sich nicht immer hundertprozentig in der Gewalt hatte. Doch nicht aus politischen Überlegungen heraus, sondern es war seine Pflicht. Die erste Pflicht eines Rhos gegenüber seinem Clan war es, stark genug zu sein, um wenn nötig sowohl seinen eigenen Wolf als auch die Wölfe des Clans zu kontrollieren. Selbst Victor Frey, der ein grausamer und verrückter Rho gewesen war, hatte diese Kardinaltugend besessen: absolute Selbstbeherrschung. Zumindest hatte es so ausgesehen.
    Isen

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