Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
behauptete, Letzteres sei fast genauso gut wie Ersteres. Kein Rho habe sich immer in der Gewalt, deswegen sei es das Beste, stets nach Ersterem zu streben, aber die Notwendigkeit von Letzterem in seltenen Fällen zu akzeptieren.
    Laut Isen konnte ein Rho seinen Clan auf andere Weise täuschen.
    In seinen Augen ehrte eine ungenierte Lüge weder den Rho noch den Clan, da sie das Vertrauen erschütterte … es sei denn, sie wäre nötig. Wenn das Wohl des Clans von einer Lüge abhängen, wenn alle anderen Optionen schlimmeren Schaden bedeuten würden, dann durfte ein Rho lügen. Doch er sollte es so geschickt tun, dass sein Clan es nicht bemerkte. Nicht aus Bequemlichkeit. Nicht aus Angst. Und immer nur, um das wichtigste Ziel zu erreichen. Und wenn ein Rho tatsächlich die Notwendigkeit sah, seinen Clan offen anlügen zu müssen, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er ziemlichen Mist gebaut hatte.
    Natürlich hatte Rule nachgefragt, als sein Vater ihm diesen Rat, kurz nachdem er ihn zum Lu Nuncio ernannt hatte, gegeben hatte. Zwei Mal, hatte Isen geantwortet. Zwei Mal in über fünfzig Jahren als Rho hatte er den Clan angelogen. Doch würde er Rule nicht sagen, bei welchen Gelegenheiten.
    Rule fand, dass zwei Lügen in über fünf Jahrzehnten ein ziemlich überzeugendes Votum für Ehrlichkeit war.
    Irreführung dagegen … Verschweigen, Teilwahrheiten, der subtile Einsatz von Minenspiel, Gesten und Worten, um entweder zu täuschen oder zu verwirren … davon hielt Isen mehr. Geplante Irreführung hielt er in vielen Fällen für akzeptabel. Was keine Überraschung war, denn schließlich war er ein großer Meister dieser gefährlichen Kunst.
    Doch die Kompassnadel musste immer, immer zum Wohl des Clans ausschlagen.
    Heute zu lügen hatte Rule nicht einmal in Betracht gezogen. Er hätte einfach entscheiden können, nicht ins Krankenhaus zu fahren. Er musste nichts erklären. Aber dann würde sein Volk, sowohl die Nokolai als auch die Leidolf, Fragen stellen. Warum hatte Cullen keine Behandlung bekommen? Was wusste Rule? War es nicht mehr sicher, öffentlich als Lupus zu leben? Fürchtete er einen Angriff ihrer Gegner? Reichte Rules Selbstbeherrschung nicht, um ein paar Stunden in der Notaufnahme zu überstehen?
    Solche Spekulationen schadeten dem Clan. Beiden Clans. Und damit war Rule wieder am Anfang. Er musste Cullen in die Notaufnahme bringen.
    Als er aus seinen Gedanken zurückfand, stellte er fest, dass Cullens strahlend blaue Augen ihn erneut fixierten. Er rang sich ein Lächeln ab und legte Cullen die Hand auf die Schulter. »Bald sind wir da.«
    »Und dann wird’s erst richtig lustig.«
    »Ich fürchte ja.« Cullen war immer noch der Sprache mächtig. Gut. Rule war sich dessen nicht sicher gewesen. Die meisten Lupi, deren Wolf so stark war, wären bereits jetzt vierbeinig gewesen … aber deswegen war Rule ja hier. Er zog noch mehr Energie aus der Clanmacht der Nokolai, um Cullen Ruhe zu vermitteln. »Die Rhej der Leidolf erwartet uns dort. Sie wird dir helfen. Kannst du den Schmerzblocker-Zauber verwenden, wenn die Wunden gereinigt werden?«
    »Wenn sie sich beeilen.«
    Diesen Zauber hatte Cynna entdeckt oder entwickelt, und er wirkte ausgesprochen gut. Doch leider stellte er nicht nur den Schmerz ab – sondern auch den Heilungsprozess. Der Körper vergaß, dass er verletzt war.
    Zuerst – und das war das Schlimmste – gerann das Blut nicht mehr. Auch wenn der Blutverlust nicht das Problem war, verursachte der Zauber Schäden. Der gesamte komplexe Prozess der Heilung war gestört – es wurden keine Fibroblasten gebildet, die Leukozyten und andere Immunabwehrstoffe eilten nicht sofort zur Wunde, das endokrine System kam durcheinander, hormonelle Signale wurden nicht beachtet oder gar nicht gesendet. Die Selbstheilungskräfte der Lupi brachten solch ein Ungleichgewicht schnell wieder in Ordnung, doch der Zauber war für sie ebenso gefährlich wie für Menschen. Er war ein Energiefresser, ein Vampir. Selbst als Talisman – und nur so konnten die meisten Lupi den Zauber anwenden – saugte er dem Lupus die eigenen Heilkräfte aus.
    Doch nur kurze Zeit angewendet, war der Zauber ein Segen, und Cullen konnte sicherer als jeder andere damit umgehen. Auch wenn Rule Cullens Begriff von Sicherheit misstraute. Er sah seinen Freund prüfend an und seufzte. »Du hast ihn schon aktiviert, nicht wahr?«
    »Ein bisschen.«
    »Cullen – «
    »Bin nicht dumm. Habe mich vergewissert, dass er sich aus meinem Diamanten

Weitere Kostenlose Bücher